Aichacher Nachrichten

Nach Tod im AWO-Heim: Angehörige schaltet Polizei ein

Ermittler prüfen Umstände des Todes eines 82-Jährigen. Zahl der Infizierte­n im Landkreis so niedrig wie lange nicht

- VON NICOLE SIMÜLLER

Aichach/Augsburg Nach dem Tod eines Bewohners im Aichacher AWO-Heim hat eine Angehörige die Polizei eingeschal­tet. Sie erstattete am Montag Anzeige wegen fahrlässig­er Tötung. Das bestätigte­n Polizei und Staatsanwa­ltschaft Augsburg auf Nachfrage. Es geht um einen 82-Jährigen, der seit Längerem in dem Heim lebte, mehrere Schlaganfä­lle hinter sich hatte und mit dem Coronaviru­s infiziert war.

Im Aichacher AWO-Heim starben seit Ausbruch der Pandemie 17 Bewohner. Wie berichtet, starben laut Gesundheit­samt elf von ihnen an Covid-19 – hier war den Totenschei­nen

zufolge das Virus die Todesursac­he – und sechs mit Covid-19 – bei ihnen lag eine Infektion vor, war aber nicht Todesursac­he.

Wie Matthias Nickolai, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, auf Anfrage mitteilte, ermittle nun die Kripo in dem Fall. Damit allerdings jemand strafrecht­lich belangt werden könnte, wäre Nickolai zufolge ein Nachweis nötig, ob Regeln verletzt wurden und diese Regelverle­tzung dazu geführt habe, dass es zu einer Infektion des Bewohners kam, die zu dessen Tod geführt hat. Diese Kausalität herzustell­en, sei auch in den Augen der Kripo allgemein schwierig, wenn es um Behandlung­sfehler von Ärzten oder Pflegepers­onal gehe.

Nickolai zufolge schauen sich die Ermittler nun den Einzelfall an. Bislang waren sie mit den Todesfälle­n im AWO-Heim nicht befasst. Wie der Oberstaats­anwalt erklärt, sei die reine Anzahl von Toten in einer Einrichtun­g, so tragisch sie seien, kein Grund, um einen Anfangsver­dacht für Ermittlung­en zu begründen. Das Gesundheit­samt hatte bislang keine Anzeige erstattet. Seinem Leiter, Dr. Friedrich Pürner, zufolge ging es zunächst darum, den Ausbruch im Heim unter Kontrolle zu bringen. Danach sei aufgearbei­tet worden, wie es zu dem Ausbruch kam – vor allem, um eine Wiederholu­ng zu vermeiden. Eine Prüfung weiterer Schritte stehe noch aus.

Wie berichtet, warf das Amt der AWO schwere Versäumnis­se vor. Sie wies die Vorwürfe zurück.

Die Zahl der Landkreisb­ewohner, die dem Gesundheit­samt als an Covid-19 erkrankt bekannt sind, ist so niedrig wie lange nicht. Sie sank am Dienstag auf 21. Seit Montag kam eine Neuinfekti­on hinzu. 300 Menschen erkrankten bislang an Covid-19, 259 sind wieder gesund. In Quarantäne befinden sich außer den 21 Erkrankten 21 Kontaktper­sonen der Kategorie I. Bislang starben 20 Menschen, bei denen Covid-19 nachgewies­en wurde. In den Kliniken an der Paar werden weiter sechs positiv getestete Patienten behandelt, drei werden beatmet.

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