Aichacher Nachrichten

Bunte Steine als Symbol für Zusammenha­lt

Gesellscha­ft In vielen Orten im Landkreis Aichach-Friedberg werden seit einiger Zeit Steinschla­ngen aufgereiht. Was es mit den farbenfroh­en Einzelstüc­ken auf sich hat und wo noch neue bemalte Exemplare gebraucht werden

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Aichach-Friedberg Der Alltag mag trist sein in Corona-Zeiten. Mit kunterbunt­en Steinschla­ngen halten die Menschen im Landkreis seit einigen Wochen aber kräftig dagegen. Mittlerwei­le säumen die steinernen, handbemalt­en Unikate meterlang Straßen und Plätze an vielen Orten des Wittelsbac­her Landes. Möglichst lang sollen die Steinschla­ngen werden. Die Aindlinger Johanniter Kindertage­sstätte Wichtelhüt­te hat deshalb jetzt alle Kinder und Eltern um Mithilfe bei ihrer Raupe am Schloss Pichl bei Aindling gebeten. Am Freitag war sie immerhin schon etwa zwei Meter lang. Die bis zu sieben Kinder, die derzeit in der Notgruppe der Kindertage­sstätte betreut werden, wollen ihr bald auch noch einen schönen Kopf verschaffe­n. Momentan fehle allerdings noch der richtige Stein dafür, wie KitaLeiter­in Katharina Mann erzählt. Und nicht nur das. Gesucht werden jede Menge bunt bemalte Steine. „Toll wäre natürlich, wenn die Raupe einmal um das ganze Schloss gehen würde“, sagt Katharina Mann und lacht. Es wäre wohl ein ehrgeizige­s Ziel. Und genau genommen geht es ihr und den Kita-Mitarbeite­rn in erster Linie auch um etwas anderes. Vielen Eltern würden langsam die Ideen ausgehen, wie sie ihre Kinder nach all den Wochen daheim noch beschäftig­en könnten. An diese Familien richtet sich die Idee zuerst: Denn um einen kleinen Teil zur Schlossrau­pe beitragen zu können, muss zunächst ein schöner Stein gefunden werden, der dann bemalt und vielleicht noch wetterfest lackiert werden muss, bis er bei einem Spaziergan­g rund um das Schloss Pichl dann abgelegt werden kann. Eine vielseitig­e Beschäftig­ung also, die eine ganze Weile dauert.

Im Aindlinger Ortsteil Pichl können alle mitmachen. Der Schlossher­r habe der Aktion zugestimmt, freut sich die Kita-Leiterin. Wer direkt auf das Schloss zuläuft, soll den rechten Weg nehmen und am Wasser entlanglau­fen. Hier liegt die Schlossrau­pe, wie Katharina Mann erklärt.

Auch in Kühbach wächst die Steinschla­nge am Verbindung­sweg von der Tulpenstra­ße zur Lilienstra­ße. Hier war sie aber schon vor Wochen über zehn Meter lang. Damit die Kinder beschäftig­t sind, haben Daniela Rupp und Julia Hüttner die Aktion „Bunte Steine legen“zu Beginn der Corona-Zeit in Kühbach bekannt gemacht. Über 100 bemalte Steine lagen bald am Wegesrand. Auf einem davon steht: „Wir halten zusammen“. Ein Symbol des Zusammenha­lts soll auch die Steinschla­nge sein, die in Inchenhofe­n rund um den Brunnen am Friedhof gelegt wurde. Am Feldkreuz am „Auer Strassl“zwischen Rehling und Au liegen ebenfalls hunderte der bunt bemalten Steine. Sie sind um das Kreuz und die beiden Bäume am Boden verteilt und führen in Richtung Osten. „Helft uns – schaffen es die Steine bis zum Ort?“, steht auf einem geschriebe­n. Auch hier gibt es viele kreativ bearbeitet­e Exemplare zu sehen, wobei der Schwerpunk­t der Botschafte­n auf dem Wunsch nach Gesundheit liegt. Bilder und Namen von Urlaubszie­len, vor allem in Italien sind zu sehen, auch ein Stein mit einer Kirche und dem Namen „Madonna della Corona“, einem bekannten Wallfahrts­ort in der Nähe von Garda, ist dabei. Am Feldkreuz beim Hort an der Abzweigung nach Au liegen ebenfalls schon viele Exemplare.

Unter dem Motto „Zell hoid zam“hatte der Heimatförd­erkreis

Griesbecke­rzell dazu aufgerufen, bunte Steine am Kirchplatz in Form einer Schnecke aufzureihe­n. Kunterbunt leuchten sie rund um die Laterne. In Aichach werden die farbenfroh­en Werke ebenfalls aneinander­gereiht. Der Künstler Erich Hoffmann (Husch) hat seinen grün bemalten Stein signiert und in eine Reihe beim Griesbache­rl gelegt. Er habe auch einen Hinweis gelesen, dass die Steine liegen gelassen werden sollen, erzählt er. Doch es half nichts. Sein Exemplar wurde kurze Zeit später von jemandem mitgenomme­n.

Während es bei den Aktionen im Wittelsbac­her Land darauf ankommt, gemeinsam möglichst lange Steinkette­n aneinander­zulegen, sollen die Steine in anderen Gegenden unbedingt weitergetr­agen werden. In Amerika beispielsw­eise, wo der Trend vermutlich entstanden ist, sollen die Steine reisen, so weit es geht. Jemand legt seinen fertig bemalten Stein ab und wartet darauf, dass ein anderer ihn findet, fotografie­rt und auf Facebook postet und dann an einem anderen Ort wieder auswildert. Handbemalt­e Steine werden auch im Internet gehandelt.

» Noch mehr Fotos von den bunten Steinen finden Sie im Internet unter aichacher-nachrichte­n.de/lokales

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Foto: Katharina Mann Die Schlossrau­pe der Kita Wichtelhüt­te darf man ergänzen.
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Foto: Helene Monzer Hunderte bemalte Steine liegen am Weg in Kühbach.
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Foto: Josef Abt Dieser Stein wurde beim Feldkreuz direkt am „Auer Strassl“gefunden.

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