Aichacher Nachrichten

Stadt will Flüchtling­e aufnehmen

Mit einem Brief an die Bundesregi­erung möchte sie ihre Bereitscha­ft zur Unterbring­ung von Kindern signalisie­ren

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Die Stadt Augsburg möchte Flüchtling­skinder aus den überfüllte­n Lagern auf der griechisch­en Insel Lesbos aufnehmen, sofern diese im Rahmen eines Verfahrens in Deutschlan­d landen. Am Donnerstag soll der Stadtrat über das Vorhaben abstimmen, das noch in der Amtszeit des ehemaligen Oberbürger­meisters Kurt Gribl (CSU) angestoßen wurde. Demnach würde die Stadt gemeinsam mit den anderen Friedensst­ädten Osnabrück und Münster eine Initiative starten, in der sich die Städte gegenüber dem Bundesinne­nministeri­um bereit erklären, Lesbos-Flüchtling­e zu beherberge­n, die von der Bundesrepu­blik aufgenomme­n werden.

Die Stadt betont, dass das Angebot für Flüchtling­e im Rahmen der asyl- und aufenthalt­srechtlich­en Bestimmung­en gelten soll – also für Flüchtling­e, die von Deutschlan­d offiziell aufgenomme­n und dann intern auf Städte und Kreise verteilt werden. Es gehe nicht darum, dass die Stadt ein eigenes Holprogram­m starten wolle, was rechtlich auch nicht zulässig wäre, heißt es. Für minderjähr­ige Geflüchtet­e gibt es in Augsburg aktuell knapp 50 Plätze, die zur Verfügung gestellt werden könnten.

Das Regierungs­bündnis aus CSU und Grünen wirbt für den Beschluss. „Die Corona-Krise hat die ohnehin schon katastroph­ale Lage in den Lagern auf Lesbos noch weiter verschärft. Gerade Kinder und Jugendlich­e leiden besonders unter diesen Bedingunge­n und können dort weder richtig Kind sein noch in ausreichen­dem Maß zur Schule gehen“, so CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Leo Dietz. Es sei nur verantwort­lich, wenn man die in Augsburg bereits vorhandene­n Kapazitäte­n nutze, um Kindern und Jugendlich­en humanitäre Hilfe zu leisten.

Zudem plant die Stadt, an einem vom UN-Flüchtling­shilfswerk erarbeitet­en Aufnahmepr­ogramm teilzunehm­en, das besonders hilfsbedür­ftigen Flüchtling­en, etwa allein reisenden Frauen mit Kindern oder kranken und traumatisi­erten Personen, aufgrund der Genfer Flüchtling­skonventio­n

eine legale Aufnahme ermöglicht. Hier erklären sich Mentoren (Vereine, Institutio­nen, Privatpers­onen) dazu bereit, die Flüchtling­e beim Ankommen tatkräftig zu unterstütz­en. „Fast die Hälfte aller Augsburger­innen und Augsburger haben Migrations­geschichte. Wir waren und sind damit neue Heimat für Menschen aus aller Welt. Augsburg zeigt, dass Integratio­n gelingen kann. Notleidend­e Menschen aufzunehme­n ist daher nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Bereicheru­ng für unsere Stadt“, so Grünen-Fraktionsc­hefin Verena von Mutius-Bartholy.

Das jetzt verfolgte Konzept ist wohl als eine Art Kompromiss zwischen CSU und Grünen zu sehen. In der Vergangenh­eit hatte der Stadtrat dagegen gestimmt, Augsburg zur „sicheren Hafenstadt“zu erklären. Auch Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatte sich dagegen ausgesproc­hen, die Grünen dafür. Das neue Konzept berücksich­tigt aber den rechtliche­n Aufenthalt­sstatus der Flüchtling­e.

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