Seit 30 Jahren helfen sie Familien
Aichacher Station des Familienpflegewerks feiert Geburtstag. Wegen Corona wird der Festakt aber verschoben. Warum das Team in den vergangenen Wochen besonders gefordert war und wie sich die Einsatzzeiten verändert haben
Aichach Wenn Mama oder Papa krank sind und Kinder und Haushalt versorgt werden müssen, dann springt das Familienpflegewerk Aichach ein. Die Einrichtung, beheimatet im Frauenbund Aichach, wollte am Samstag, 6. Juni, ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Wegen Corona ist die Jubiläumsfeier auf unbestimmte Zeit verschoben. Gerade die Pandemie hielt das aktuell siebenköpfige Team von Einsatzleiterin Andrea Mayr besonders auf Trab. Die Reha-Kur der Mutter, eine Risikoschwangerschaft, eine Operation oder neugeborene Zwillinge – die Familienpflegerinnen springen immer dann ein, wenn sie Familien in einer schwierigen Situation unterstützen können. „Wir kommen nur, wenn Sorgen da sind“, fasst Mayr es zusammen.
Sie ist stolz auf ihr Team, das gerade in den vergangenen Wochen besonders gefordert war: „Wir haben während der Corona-Krise immer gearbeitet – unter Einhaltung der Richtlinien – und die Familien waren heilfroh, dass wir gekommen sind.“Mayr arbeitet seit 20 Jahren in der Aichacher Station des Familienpflegewerkes, einer von insgesamt 22 Stationen in Bayern. Gegründet hatte sie 1989 Margareta Eder zusammen mit ihrer Mutter Margareta Ziegler, der damaligen Vorsitzenden des Aichacher Frauenbundes. Richtig angelaufen sei alles dann 1990, erzählt Mayr. Als Eder 2014 in den Ruhestand ging, übergab sie die Einsatzleitung an Mayr, die bis dahin in der Einrichtung als Familienpflegerin tätig war.
Vor 30 Jahren startete Eder mit einer Mitarbeiterin. Als sie vor sechs Jahren in den Ruhestand ging, betreuten Mayr und ihre damaligen Kolleginnen Birgit Karmann, Ivana Strobel und Isabella Schwegler 34 Familien im Landkreis und waren fast 4000 Stunden im Einsatz. Früher seien es oft achtstündige Einsätze gewesen, erzählt Mayr. Betreuungsangebote wie Krippen und Ganztagsschulen gab es damals noch nicht oder Kinder seien nur ein Jahr in den Kindergarten gegangen, erinnert sich die Einsatzleiterin. „Das hat sich in den letzten Jahren geändert.“Einsätze würden jetzt oft erst nachmittags beginnen und nur noch selten acht Stunden dauern.
Unverändert ist, dass Familienpflegerinnen eine sehr abwechslungsreiche Arbeit haben und sehr flexibel sein müssen. Mayr über die Einsätze: „Man kommt in die Familie und weiß eigentlich nie, was einen erwartet, welches Thema gerade ansteht.“Aus sieben Familienpflegerinnen besteht das Team aktuell. Bedarf wäre für zwei weitere Mitarbeiterinnen in Teilzeit sowie eine Springerin, sagt Mayr.
2019 betreute das Team 32 Familien. Zwischen drei und acht Wochen dauert durchschnittlich ein Einsatz. Die Familienpflegerinnen helfen bei pädagogischen, hauswirtschaftlichen und pflegerischen Aufgaben. Einen Teil der Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Ebenso das Jugendamt, mit dem das Familienpflegewerk zusammenarbeitet. Um die Kosten zu decken, sei die gemeinnützige Organisation auf Zuschüsse und Spenden angewiesen, sagt Mayr.
Im vergangenen Jahr gab es einige organisatorische Änderungen. Das Familienpflegewerk mit Hauptsitz in München ist jetzt eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) und hat nun auch im Namen (Familienpflegewerk im KDFB gGmbH ) offiziell die Verbindung zu seinem Träger, dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB). Für die Jubiläumsfeier der Aichacher Station war geplant, dass Stadtpfarrer
Herbert Gugler einen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche hält. Der Stadtpfarrer ist dem Familienpflegewerk verbunden. Zwei Mal jährlich feiert er mit der Einrichtung einen Gottesdienst mit Schwangerenund Familiensegnung. Die Jubiläumsfeier selbst war im Pfarrgarten geplant. Wann die Feier nachgeholt wird, ist offen. Die Einsatzleiterin meint bedauernd: „Wir verschieben sie bis auf weiteres.“