Aichacher Nachrichten

Tomas Zinnecker mischt weiter politisch mit

Er war 18 Jahre Aindlinger Bürgermeis­ter und hat in der Marktgemei­nde einen Fluch gebrochen. Raus aus der Politik ist er aber noch lange nicht. Was den 61-Jährigen besonders bewegt hat und was er bedauert / Serie (8)

- VON EVELIN GRAUER

Sie waren zum Teil Jahrzehnte im Amt und haben ihre Gemeinden geprägt. Zum 1. Mai haben gleich zehn von 16 Bürgermeis­tern im Aichacher Land aufgehört. In einer Serie verabschie­den wir die langjährig­en Bürgermeis­ter und erkundigen uns, wie ihre Nachfolger die ersten Tage im Amt erlebt haben.

Aindling So ganz angekommen im Ruhestand ist der langjährig­e Aindlinger Bürgermeis­ter Tomas Zinnecker noch nicht. In den ersten Tagen nach der offizielle­n Amtsüberga­be an Nachfolger­in Gertrud Hitzler war er fast noch jeden Tag im Rathaus, um diese einzuweise­n. Neben viele privaten Terminen standen für den CSU-Abgeordnet­en auch gleich wieder politische Sitzungen an, da Zinnecker weiterhin Mitglied im neuen Kreistag und im Bezirkstag ist. „Von 100 auf null aufhören wollte ich nicht. Man braucht ja schließlic­h noch ein bisschen eine Aufgabe“, sagt der 61-Jährige. Doch auch privat wird ihm so schnell nicht langweilig.

Im vergangene­n Jahr hat er mit seiner zweiten Frau ein neues Haus in Aindling bezogen. „Die Außenanlag­en sind noch überhaupt nicht angelegt“, deutet er seine nächsten

Ziele an. Und wenn nicht zu Hause gewerkelt wird, will er mit seiner Frau die Natur genießen und erkunden – mit dem Chopper, dem Rad oder zu Fuß. Zudem wartet das Wohnmobil auf Ausfahrten. Und auch seine beiden erwachsene­n Kinder wohnen in der Nähe.

Trotz aller privater Projekte wird Zinnecker insbesonde­re das Personal im Aindlinger Rathaus und im Bauhof vermissen. Es habe ihn sehr berührt, was sich die Mitarbeite­r alles zu seiner Hochzeit und zu seinem 60. Geburtstag hatten einfallen lassen. Da wurde unter anderem gebastelt und gesungen. Der Bauhof baute einen Baum, und die Jugendfeue­rwehr aus dem Ortsteil Stotzard führte eine Einlage auf. Auch mit den allermeist­en Bürgern ist der gelernte Jurist immer gut klargekomm­en: „Es gab nie irgendwelc­he Angriffe oder Schmähschr­iften.“

Schließlic­h haben ihn die Aindlinger auch dreimal zum Bürgermeis­ter gewählt. Als er 2002 ins Amt gehoben wurde, setzte er sich überrasche­nd gegen Amtsinhabe­r Josef Lentscher durch, der nach zwölf Jahren gehen musste. 2008 kam Zinnecker ohne Gegenkandi­dat auf fast 92 Prozent der Stimmen. 2014 hatte er dafür zwei Gegenkandi­daten, aber setzte sich souverän mit fast 70 Prozent durch. Damit brach

auch den „Fluch“der dritten Amtszeit, der den vorherigen Aindlinger Bürgermeis­tern der Sage nach zu schaffen machte.

Zinnecker sprach in seiner letzten Gemeindera­tsitzung als Bürgermeis­ter von „vielen, vielen schönen Jahren“. Die positiven

Momente hätten die negativen bei Weitem übertroffe­n. Der 61-Jährige blickte kurz auf die großen Projekte seiner Amtszeit zurück und bezeichnet­e alle als sehr gelungen: die Ortsdurchf­ahrten Gaulzhofen und Aindling, das Aindlinger Rathaus, den Neubau der Kinderkrip­er pe und die Sanierung der alten Schule mit dem Einbau des Horts. Zudem wurden viele neue Bauplätze geschaffen. Besonders stolz ist er darauf, dass es beim Rathausneu­bau keinerlei Widerstand der Bürger gab und der gesamte Gemeindera­t an einem Strang zog. Das Ergebnis, findet Zinnecker, könne sich knapp zehn Jahre nach dem Einzug noch immer sehen lassen: „Das Rathaus ist toll.“

Dass das Projekt „Marktzentr­um am Marktplatz“mit Geschäften, Arztpraxen, Wohnungen und einem Café nicht umgesetzt werden konnte, bedauert Zinnecker. Er ist sich aber sicher, dass der Marktplatz früher oder später belebt werden wird. „Es wird wohl was Kleineres kommen“, glaubt er. Ansonsten wünscht er sich für Aindling – wie viele Bürger – eine Art Mehrzweckh­alle als Bürgerzent­rum.

Auch wenn Zinnecker einiges an seinem Bürgermeis­terjob vermissen wird, die stetig zunehmende Bürokratie lässt er gerne zurück. Zudem hatten ihn auch gesundheit­liche Probleme dazu bewogen, nach 18 Jahren nicht wieder zu kandidiere­n. Seiner Nachfolger­in Gertrud Hitzler brauche er keine guten Tipps zu geben, so Zinnecker. Aber sie habe seine Handynumme­r und könne ihn jederzeit anrufen.

 ?? Archivfoto: Evelin Grauer ?? Zu den großen Projekten in Tomas Zinneckers Amtszeit zählte der Neubau des Aindlinger Rathauses, hier ein Foto vor dem Neubau im Jahr 2011.
Archivfoto: Evelin Grauer Zu den großen Projekten in Tomas Zinneckers Amtszeit zählte der Neubau des Aindlinger Rathauses, hier ein Foto vor dem Neubau im Jahr 2011.

Newspapers in German

Newspapers from Germany