Schaden nimmt Stadt Friedberg
Man darf getrost davon ausgehen, dass die Entwicklung Friedbergs nicht zum Erliegen kommt, weil der Stadtrat dem Bürgermeister die Bewirtschaftungskosten zusammenstreicht. Das vergiftete Klima zwischen CSU, Grünen und Freien Wählern auf der einen und Roland Eichmann auf der anderen Seite dagegen ist schlecht für Friedberg. Stadträte werfen dem Bürgermeister vor, er informiere sie nicht, meine, alles am Besten zu wissen und halte den Stadtrat letztlich für überflüssig. Eichmann betont, detaillierter zu berichten als seine Vorgänger und kritisiert, Stadträte spielten ihre Machtspielchen und verstünden manches aus Absicht falsch. Die Diskussion am Donnerstag hörte sich nicht danach an, als ob es in diesem Konflikt bald einen Neuanfang geben könnte, obwohl alle Seiten beteuerten, dass ein solcher unabdingbar sei.
Wer die emotional aufgeladene Situation von außen betrachtet, kommt zu einem Schluss, der für viele Streite gilt: An beiden Positionen ist etwas Wahres dran. Der Stadtrat, der anders gegen den Bürgermeister nicht anzukommen scheint, beschneidet nun dessen Budget. Hintergrund ist, dass Eichmann die Politiker künftig über Entscheidungen informieren muss, die er bislang allein treffen konnte. Von 20 Prozent mehr Sitzungsvorlagen ist die Rede – ein lähmender Gedanke bei ohnehin ellenlagen Tagesordnungen. Der Wunsch nach mehr Transparenz ist nachvollziehbar. Deshalb den Handlungsspielraum zu beschneiden – mit der Andeutung, das eventuell wieder zu ändern – erinnert allerdings ein bisschen an Fernsehverbot für renitente Kinder. Und der Bürgermeister reagiert prompt mit Trotz. Dazu passt das kopfschüttelnde Urteil „Kindergarten“eines Zuhörers der Sitzung. Eichmann hat sich mit seiner undifferenzierten Aussage, die Stadtratsmehrheit mache, was sie wolle, den Vorwurf eingehandelt, ein zumindest merkwürdiges Demokratieverständnis zu haben. Er wird klarmachen müssen, dass er den Stadtrat als Souverän akzeptiert. Soll sich etwas ändern, muss er den ersten Schritt tun. Doch dann wird auch der Stadtrat ihm die Hand reichen müssen. Denn dass Politiker hinter vorgehaltener Hand sagen, der von den Bürgern gewählte Eichmann müsse weg, ist ebenso wenig akzeptabel.