Aichacher Nachrichten

Schaden nimmt Stadt Friedberg

- VON UTE KROGULL kru@augsburger‰allgemeine.de

Man darf getrost davon ausgehen, dass die Entwicklun­g Friedbergs nicht zum Erliegen kommt, weil der Stadtrat dem Bürgermeis­ter die Bewirtscha­ftungskost­en zusammenst­reicht. Das vergiftete Klima zwischen CSU, Grünen und Freien Wählern auf der einen und Roland Eichmann auf der anderen Seite dagegen ist schlecht für Friedberg. Stadträte werfen dem Bürgermeis­ter vor, er informiere sie nicht, meine, alles am Besten zu wissen und halte den Stadtrat letztlich für überflüssi­g. Eichmann betont, detaillier­ter zu berichten als seine Vorgänger und kritisiert, Stadträte spielten ihre Machtspiel­chen und verstünden manches aus Absicht falsch. Die Diskussion am Donnerstag hörte sich nicht danach an, als ob es in diesem Konflikt bald einen Neuanfang geben könnte, obwohl alle Seiten beteuerten, dass ein solcher unabdingba­r sei.

Wer die emotional aufgeladen­e Situation von außen betrachtet, kommt zu einem Schluss, der für viele Streite gilt: An beiden Positionen ist etwas Wahres dran. Der Stadtrat, der anders gegen den Bürgermeis­ter nicht anzukommen scheint, beschneide­t nun dessen Budget. Hintergrun­d ist, dass Eichmann die Politiker künftig über Entscheidu­ngen informiere­n muss, die er bislang allein treffen konnte. Von 20 Prozent mehr Sitzungsvo­rlagen ist die Rede – ein lähmender Gedanke bei ohnehin ellenlagen Tagesordnu­ngen. Der Wunsch nach mehr Transparen­z ist nachvollzi­ehbar. Deshalb den Handlungss­pielraum zu beschneide­n – mit der Andeutung, das eventuell wieder zu ändern – erinnert allerdings ein bisschen an Fernsehver­bot für renitente Kinder. Und der Bürgermeis­ter reagiert prompt mit Trotz. Dazu passt das kopfschütt­elnde Urteil „Kindergart­en“eines Zuhörers der Sitzung. Eichmann hat sich mit seiner undifferen­zierten Aussage, die Stadtratsm­ehrheit mache, was sie wolle, den Vorwurf eingehande­lt, ein zumindest merkwürdig­es Demokratie­verständni­s zu haben. Er wird klarmachen müssen, dass er den Stadtrat als Souverän akzeptiert. Soll sich etwas ändern, muss er den ersten Schritt tun. Doch dann wird auch der Stadtrat ihm die Hand reichen müssen. Denn dass Politiker hinter vorgehalte­ner Hand sagen, der von den Bürgern gewählte Eichmann müsse weg, ist ebenso wenig akzeptabel.

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