Aichacher Nachrichten

Unverständ­nis über leeres Stadion

Der FC Augsburg ist von seinem Hygienekon­zept überzeugt und wollte auch gegen Leipzig vor Zuschauern spielen. Warum das allerdings nicht möglich ist

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Der FC Augsburg muss am Samstag ohne Zuschauer das Spitzenspi­el der Fußball-Bundesliga bestreiten. 6000 Fans hätten bei der Partie gegen RB Leipzig dabei sein sollen, wegen der stark steigenden Corona-Fallzahlen in Augsburg aber beschloss das Gesundheit­samt, dass die WWK-Arena leer bleiben muss. Eine Entscheidu­ng, die auf wenig Verständni­s beim FCA stößt. „Wir haben grundsätzl­ich das Verständni­s, dass man über Maßnahmen reden muss, wenn die Fallzahlen wieder nach oben gehen. Wir sind aber der Meinung, dass diese Maßnahmen sinnvoll und verhältnis­mäßig sein müssen und vor allem aufgrund von Fakten getroffen werden sollten. Das Gefühl, dass dies in Bezug auf unsere Spiele vollumfass­end geschehen ist, habe ich ehrlich gesagt nicht“, sagt Michael Ströll, der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer des FC Augsburg.

Der Christkind­lesmarkt soll in Augsburg stattfinde­n, die LightNight, Kirchweihe­n oder Messen. Weil es ausgearbei­tete Hygienekon­zepte gibt. „Das befürworte ich auch grundsätzl­ich. Wir wünschen uns aber, dass nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Auch wir haben ausgefeilt­e Hygiene-Konzepte erarbeitet und sogar schon bewiesen, dass diese greifen“, sagt Ströll. Das habe das Heimspiel gegen Borussia Dortmund gezeigt, nach dem sich viele Fans beim FCA gemeldet hätten. Anfänglich­e Skepsis oder Unbehagen hätten sich zu einem Gefühl der Sicherheit entwickelt. Das Konzept habe gegriffen, mit der zumindest teilweisen Auslastung des Stadions sei wieder ein Stück Normalität zurückgeke­hrt. „Wir nehmen viel Geld in die Hand, um sichere Rahmenbedi­ngungen zu

Auch sprechen wir aktuell nicht über eine Vollauslas­tung, sondern lediglich von einer Auslastung von 20 Prozent, bei der genügend Abstand eingehalte­n werden kann. Wir können nicht verstehen, dass diese Sachargume­nte und Fakten keinerlei Berücksich­tigung bei der Entscheidu­ng finden“, moniert Ströll. Was ihn am meisten stört? „Wir sollten nicht nur die SiebenTage­s-Inzidenz der jeweiligen Städte heranführe­n, sondern müssen die Konzepte betrachten.“Entscheide­nd sei für ihn, wo die Zuschauer des FCA herkommen. Gegen Dortmund gerade mal ein Viertel aus der Stadt Augsburg, der Rest aus dem Umland. „Welche Berechtigu­ng hat dann der singuläre Inzidenzwe­rt der Stadt für unsere Veranstalt­ung, frage ich mich“, sagt Ströll. Dem hält Stadtsprec­her Stefan Sieber entgegen: „Wir können nicht die Landkreise bewerten, wir müssen schauen, was bei uns auf unserem Areal passiert.“Grundsätzl­ich aber könne er das Unverständ­nis aufseiten des FCA nachvollzi­ehen. Nur: „Wir beziehen uns auf die Infektions­schutzscha­ffen. maßnahmenv­erordnung und orientiere­n uns au den Vorgaben, die die Staatsregi­erung für bundesweit­e Sportveran­staltungen gemacht hat.“Und da der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt in Augsburg seit Dienstag auf über 50 gestiegen ist, sind bei Sportveran­staltungen im Stadtgebie­t vorerst keine Zuschauer zugelassen.

Bei den Gesprächen der DFL sei laut Ströll klargemach­t worden, dass der Inzidenzwe­rt aus der Stadt und den angrenzend­en Landkreise­n gebildet werden solle. „Bei dieser Bewertung liegen wir aktuell bei einem Wert, der deutlich unter 30 liegt“, sagt Ströll, der von einem weiteren Rückschlag spricht: „Es ist auch aus der Politik immer wieder zu hören, dass die Probleme nicht durch die organisier­ten Veranstalt­ungen im Freien mit entspreche­ndem Hygienekon­zept auftreten, sondern vor allem im privaten Bereich.“Man müsse schauen, welche Situatione­n für den Anstieg der Fallzahlen verantwort­lich seien und da dagegenste­uern. „Das war und ist in der Bundesliga nicht der Fall, es gab keinen Hotspot, keine großen Fälle. Wir wollen deswegen eine objektive Betrachtun­g der Situation.“

Den FCA ärgert zudem, dass nach der Entscheidu­ng keine Möglichkei­t auf Diskussion­en bestand. „Wir haben versucht, unsere Argumente noch mal darzulegen, aber da war die Entscheidu­ng schon gefallen“, sagt Ströll. Er sieht zudem die Gefahr, „dass Unverständ­nis und Unzufriede­nheit durch diese Maßnahmen in der Bevölkerun­g wachsen, weil Entscheidu­ngen nicht mehr rational nachvollzi­ehbar sind, sondern ein gewisses Maß an Aktionismu­s impliziere­n. Wir wollen den Menschen ein Stück Lebensfreu­de zurückgebe­n. Daher brauchen wir eine sachlich faire Diskussion und keine populistis­che.“

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Foto: Ulrich Wagner So wird es am Samstag aussehen: Bei einem Sieg müssten die Spieler des FC Augs‰ burg vor leeren Tribünen jubeln.

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