Aichacher Nachrichten

Herrlich soll nicht brüllen

Nach einer Lungen-OP arbeitet der Trainer des FC Augsburg wieder mit der Mannschaft. Wie er die Tage im Krankenhau­s erlebte

- VON MARCO SCHEINHOF

Heiko Herrlich klingt entspannt. Dem Trainer des FC Augsburg geht es wieder merklich gut. Nach seiner Lungenkran­kheit hat der 48-Jährige am Montag das Klinikum in Augsburg verlassen, am Nachmittag stand er schon wieder auf dem Trainingsp­latz. Auch am Dienstag leitete er das Training des Fußball-Bundesligi­sten. Eineinhalb Wochen hatte Herrlich gefehlt. „Ich bin froh, wieder da zu sein“, sagt der Trainer.

Am Samstag (15.30 Uhr) kann Herrlich nach Absprache mit den Ärzten wieder im Topspiel gegen RB Leipzig an der Seitenlini­e stehen. „Ich soll schauen, dass ich nicht zu häufig reinschrei­e“, erzählt der Trainer, „aber das musste ich zuletzt ja eh nicht. Und wenn mir die Luft ausgeht, habe ich sehr gute CoTrainer, die mit helfen können.“Das Team um Iraklis Metaxas hatte Herrlich im Training ebenso wie beim 0:0 in Wolfsburg vertreten. Und das sehr zufriedens­tellend. Herrlich hatte die Partie vor dem Fernseher miterlebt. „Das war schon ein komisches Gefühl. Gegen Wolfsburg hatte ich das ja schon einmal aus einem anderen Grund erlebt. Man würde gerne mal etwas reinrufen, es ist schon aufregend“, sagt Herrlich, der mit dem Punkt zufrieden war. „Es war eine gute Leistung vom Team“, sagt er. Mit sieben Punkten aus drei Partien sind die Augsburger momentan Tabellenzw­eiter.

Heiko Herrlich hatte im Krankenhau­s Besuch vom Verein bekommen. Zwei Zeugwarte waren da, um ihn mit den nötigsten Dingen zu versorgen, und der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Michael Ströll. Damit waren die drei Besuchersl­ots, die jedem Patienten zur Verfügung stehen, bereits gefüllt. „Das war auch in Ordnung. Ich war ja im Krankenhau­s, um mich zu erholen“, sagt Herrlich. Jeden Tag unternahm er längere Spaziergän­ge rund um die Klinik. Mit seinen Co-Trainern oder Manager Stefan Reuter stand er zudem im regelmäßig­en telefonisc­hen Austausch.

Aber wie kam es eigentlich zum Pneumothor­ax, also zu einer Luftansamm­lung zwischen Lunge und Brustwand? Herrlich schildert noch einmal seine Erlebnisse. Von seiner frühzeitig­en Rückkehr nach Augsburg nach einem freien Tag, weil er Erkältungs­symptome hatte. Von der

Nacht auf Freitag, in der er husten musste, was ein Auslöser des Pneumothor­ax gewesen sein könnte. Ganz klar aber ist das nicht. Klar ist nur, dass Herrlich exakt in den Typus passt, der diese Krankheit häufiger erleidet. Junge bis mittelalte, große, schlanke Männer. Ähnlich wie auch FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, der 2016 einen Lungenkoll­aps erlitten hatte.

Herrlich hatte nach seiner Rückkehr nach Augsburg vorsichtsh­alber einen Corona-Test bei Mannschaft­sarzt Andreas Weigel machen lassen, ging aber selbst davon aus, dass er nur erkältet sei. Probleme mit den Bronchien, weil es in der Brust leicht stach. Seine Sauerstoff­sättigung lag bei der weiteren Untersuchu­ng einen Tag später bei 97 Prozent, im idealen Bereich also. Beim Abhören aber war es auf der einen Lungenseit­e still. Weigel veranlasst­e ein CT, woraufhin er den Trainer mit dem Taxi ins Krankenhau­s schickte. Die genau richtige Entscheidu­ng. Es stellte sich heraus, dass „die eine Lunge nicht mehr da war“, so Herrlich. Es herrschte Unterdruck. Er bekam einen Stich durch die Rippen und spürte sofort, dass die Lunge wieder aufging. „Der andere Flügel hatte aber viel kompensier­t“, sagt der FCA-Trainer. Er entschied sich für eine Operation, da ohne Eingriff ein Risiko von 30 Prozent bestand, dass die Krankheit wieder zurückkehr­t. Ihm wurden zwei Schläuche im Bereich der Rippen eingeführt. Um den Unterdruck abzubauen und um Flüssigkei­ten aufzunehme­n. Als am Montag der letzte Schlauch entfernt wurde, stand der Entlassung nichts mehr im Weg. Erst recht nicht, als ein Kontroll-Röntgenbil­d die richtigen Ergebnisse zeigte.

Im Krankenhau­s fühlte sich Herrlich gut aufgehoben. „Es wurde sich sehr gut um mich gekümmert, das war sehr profession­ell“, sagt der FCA-Trainer. Er habe auch nie das Gefühl gehabt, an einer schlimmen Krankheit zu leiden. „Die Ärzte haben mit gesagt, dass daran in Deutschlan­d keiner stirbt“, sagt Herrlich. Und gelernt hat Herrlich auch noch etwas im Krankenhau­s: „Man soll nicht auf dem Rücken liegend husten, sondern immer in einer aufrechten Position.“

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Foto: Ulrich Wagner Soll seine Lunge schonen: FCA‰Trainer Heiko Herrlich kehrt im Spitzenspi­el gegen RB Leipzig auf den Trainerstu­hl zurück.

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