Keine Zuschauer auf den Rängen – ist das richtig?
D ass sich Fußball-Bundesligisten ärgern, wenn die Ränge ihrer Stadien erneut leer bleiben, ist verständlich. Sie haben in ein umfassendes Hygienekonzept investiert, das funktioniert. Dennoch wäre das Signal an die Öffentlichkeit verheerend. Einmal mehr entstünde der Eindruck, dass der Fußball eine Sonderrolle einnimmt. Längst hat ein Entfremdungsprozess zwischen Bevölkerung und Profifußball eingesetzt, entsprechend einsichtig sollten sich Klubs und Liga daher zeigen. Wenn die Gastro- oder Künstlerbranche klagt, ist dies absolut nachvollziehbar, der Profifußball jedoch wird wegen hoher TVGeld-Einnahmen
trotz Einbußen glimpflich davonkommen.
Kritik an einzelnen Corona-Maßnahmen der Politiker ist berechtigt. Warum halten Kinder in der Schule Abstand, wenn sie davor und danach in enge Busse gepfercht werden? Aber: Werden Infektionszahlen überschritten und sind entsprechende Maßnahmen beschlossen, müssen sich alle daran halten – auch der Fußball. Jeder sollte seinen Beitrag dazu leisten, einen zweiten Lockdown abzuwenden. Dass Massenveranstaltungen je nach aktueller Lage keine gute Idee sind, dazu bedarf es keines Medizinstudiums.
S eit März beschäftigt uns das Virus, und eine der Fragen lautet: Welche Maßnahmen sind verhältnismäßig im Kampf gegen die Pandemie? Selbstredend steht unser aller Gesundheit im Vordergrund. Aber ebenso ist jedes Beherbergungsverbot und jedes abgesagte Konzert eine Einschränkung grundrechtlich garantierter Freiheit. Die Medizin sagt, dass sie viel gelernt hat über das Virus und weiß, welche Medikamente anschlagen. Die Politik und die Behörden scheinen den relativ entspannten Sommer kaum genutzt zu haben. Neue Denkansätze, neue Ideen – Fehlanzeige. Der Profifußball, aber auch die Hallensportarten Eishockey, Handball und Basketball haben sich intensiv Gedanken gemacht, wie sie mit dem Virus umgehen. Wie ein Notbetrieb möglich ist, um wirtschaftlich zu überleben und nicht aus den Köpfen der Fans zu verschwinden. Ein Fußballstadion kann nicht mit einer quietschengen Bar auf eine Stufe gestellt werden. Oder Köln: Das Fußball-Länderspiel fand ohne Fans statt. Zum Tennisturnier durften Zuschauer in die Halle. Das passt nicht. Wer auf Hygienekonzepte baut, hat eine Chance verdient. Der Sport benötigt eine Perspektive und kein pauschales Nein.