Aichacher Nachrichten

Wie Wärme dem Rücken hilft

Doch Vorsicht: Oft leidet die Haut

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Bei Rückenschm­erzen hilft oft Wärme in Form von Salben oder Pflastern. Aber warum? „Grundsätzl­ich ist es so, dass rund 80 Prozent der Kreuzschme­rzen Muskelschm­erzen sind, die auf Verspannun­gen und Dysbalance­n gründen“, sagt der Orthopäde Prof. Hans-Raimund Casser. „Ein Muskel reagiert auf Wärme positiv, er entspannt und dann lassen die Schmerzen nach“, erläutert der ärztliche Direktor des DRK-Schmerzzen­trums in Mainz.

Manche nutzen auch Kirschkern­kissen, die sich erwärmen und auf den Rücken legen lassen. Alles sei erlaubt und möglich, solange es die Haut nicht verbrennt, meint Casser, der im Präsidium der Deutschen Schmerzges­ellschaft sitzt. Wärmflasch­en seien oft zu heiß.

Behutsam sollten Menschen sein, deren Schmerzemp­finden gestört ist – Diabetiker zum Beispiel. Sie bekommen womöglich zu spät mit, wenn ihre Haut durch Hitze Schaden nimmt. Bei Verletzung­en oder Entzündung­en auf der Haut – etwa in Folge eines Insektenst­ichs – seien Wärmemaßna­hmen generell meistens nicht gut, so Casser.

Spezielle Pflaster und Salben enthalten Schmerzmit­tel und teils Wirkstoffe gegen Entzündung­en. Nicht verschreib­ungspflich­tige Mittel würden ein bis zwei Zentimeter unter der Haut wirken. „Wenn man weiß, dass die meisten Störungen nicht so oberflächl­ich sind, geht man also damit nur gegen die Symptome und nicht die Ursache der Schmerzen vor“, erläutert der Mediziner. Aber das sei ja auch in Ordnung. Generell seien Pflaster etwas wirkungsvo­ller als Cremes, so Casser, weil sie eine Isoliersch­icht nach außen haben, was ihre Wirkung nach innen verstärkt.

Es gibt auch Pflaster mit einem sehr hohen Anteil des Chili-Extrakts Capsaicin, die bei neuropathi­schen Schmerzen eingesetzt werden können. Zum Beispiel, wenn Bandscheib­en auf Nerven drücken. „Die haben auch eine tiefere Wirkung und reduzieren die Schmerzrez­eptoren“, erläutert der Experte. Allerdings müssen die Pflaster aufgrund ihrer starken Wirkung unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden.

Doch warum wirkt Wärme eigentlich auch an den Nerven und nicht nur am Muskel? Die Schmerzlei­ter (C-Fasern) sind laut Casser die dünnsten Nervenfase­rn, die wir haben – und die seien sowohl für das Temperatur- als auch das Schmerzemp­finden zuständig. „Damit lässt sich das Schmerzemp­finden durch Kälte- und Wärmereize unterdrück­en.“

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