Aichacher Nachrichten

Zurück zu den Wurzeln

Konzert widmet sich den Urvätern der Neuen Musik

- VON STEPHANIE KNAUER

Zurück zu den Wurzeln führte im MAN-Museum am Freitagabe­nd die erste „Zukunft(s)musik“des Augsburger Staatsthea­ters in dieser Saison mit Moderatori­n Christine Faist und den Augsburger Philharmon­ikern. „Back to the roots“war das Konzert überschrie­ben und es präsentier­te Werke von Alban Berg, Anton Webern und Arnold Schönberg, alle drei Exponenten der Zweiten Wiener Schule und Urväter der Neuen Musik.

Mit dem passend weichem Klang, hervorrage­nd transparen­t und präzise spielten die Philharmon­iker unter der Leitung von Generalmus­ikdirektor (GMD) Domonkos Héja drei der sechs Sätze aus Alban Bergs 1926 vollendete­r „Lyrischer Suite für Streichqua­rtett“. Insgeheim widmete Berg diese mit Andeutunge­n gespickte Suite – übrigens eine barocke Form – seiner Geliebten Hanna, der Schwester von Franz Werfel. Die Vertonung ihrer beider Initialen darin hat ebenfalls barocke Wurzeln – wie die Lautmalere­i in Anton Weberns „Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 13“(1914 –1918) in abwechslun­gsreicher Besetzung: Die klangbildl­ich vertonten Tränen in Hans Bethges Gedicht „Der Einsame“etwa erinnerten deutlich an das Weinen des Petrus in Bachs Johannespa­ssion. Weberns Musik wirkte wie die Essenz der Essenz – so reduziert und verdichtet zugleich, wie japanische Tuschemale­rei, höchst intensiv und ungeheuer farbig. Auch hier begeistert­en Domonkos Héja, die Augsburger Philharmon­iker und insbesonde­re Sopranisti­n Sally du Randt, die über eine souveräne Treffsiche­rheit in ihrer atonalen Partie hinaus ebenfalls mit großer Dynamik und expressive­r Gestaltung beeindruck­te.

Arnold Schönbergs 1. Kammersinf­onie für 15 Solo-Instrument­e op.9 (1906) war der krönende Abschluss. Klangsprac­hlich steht sie an der Schwelle zwischen der sich auflösende­n Spätromant­ik und der hereindrän­genden Atonalität: Eine spannende, oszilliere­nde Dauergenes­e, die bereits zu Beginn ein probespiel-taugliches Hornsolo abverlangt und tatsächlic­h 15 Solisten erfordert. Bewunderns­wert auch hier die Augsburger Philharmon­iker, die die anspruchsv­ollen Einsätze unter der Leitung ihres GMD ebenso schwelgeri­sch wie detailgetr­eu bravourös meisterten. Das Publikum, obwohl aus Pandemie-Gründen weit verstreut, dankte einheitlic­h begeistert und mit verdienten Bravi.

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