Zurück zu den Wurzeln
Konzert widmet sich den Urvätern der Neuen Musik
Zurück zu den Wurzeln führte im MAN-Museum am Freitagabend die erste „Zukunft(s)musik“des Augsburger Staatstheaters in dieser Saison mit Moderatorin Christine Faist und den Augsburger Philharmonikern. „Back to the roots“war das Konzert überschrieben und es präsentierte Werke von Alban Berg, Anton Webern und Arnold Schönberg, alle drei Exponenten der Zweiten Wiener Schule und Urväter der Neuen Musik.
Mit dem passend weichem Klang, hervorragend transparent und präzise spielten die Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor (GMD) Domonkos Héja drei der sechs Sätze aus Alban Bergs 1926 vollendeter „Lyrischer Suite für Streichquartett“. Insgeheim widmete Berg diese mit Andeutungen gespickte Suite – übrigens eine barocke Form – seiner Geliebten Hanna, der Schwester von Franz Werfel. Die Vertonung ihrer beider Initialen darin hat ebenfalls barocke Wurzeln – wie die Lautmalerei in Anton Weberns „Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 13“(1914 –1918) in abwechslungsreicher Besetzung: Die klangbildlich vertonten Tränen in Hans Bethges Gedicht „Der Einsame“etwa erinnerten deutlich an das Weinen des Petrus in Bachs Johannespassion. Weberns Musik wirkte wie die Essenz der Essenz – so reduziert und verdichtet zugleich, wie japanische Tuschemalerei, höchst intensiv und ungeheuer farbig. Auch hier begeisterten Domonkos Héja, die Augsburger Philharmoniker und insbesondere Sopranistin Sally du Randt, die über eine souveräne Treffsicherheit in ihrer atonalen Partie hinaus ebenfalls mit großer Dynamik und expressiver Gestaltung beeindruckte.
Arnold Schönbergs 1. Kammersinfonie für 15 Solo-Instrumente op.9 (1906) war der krönende Abschluss. Klangsprachlich steht sie an der Schwelle zwischen der sich auflösenden Spätromantik und der hereindrängenden Atonalität: Eine spannende, oszillierende Dauergenese, die bereits zu Beginn ein probespiel-taugliches Hornsolo abverlangt und tatsächlich 15 Solisten erfordert. Bewundernswert auch hier die Augsburger Philharmoniker, die die anspruchsvollen Einsätze unter der Leitung ihres GMD ebenso schwelgerisch wie detailgetreu bravourös meisterten. Das Publikum, obwohl aus Pandemie-Gründen weit verstreut, dankte einheitlich begeistert und mit verdienten Bravi.