Aichacher Nachrichten

Was steckt hinter der Wunder‰Milch?

Maximilian Wunder hatte bei der Meisterprü­fung eine pfiffige Idee. Inzwischen ist der Eismannsbe­rger mit der Direktverm­arktung im Wittelsbac­her Land erfolgreic­h / Serie (11)

- VON SABINE ROTH

Ried‰Eismannsbe­rg „Wunder gibt es immer wieder“– mit diesem Song kam Katja Ebstein vor 50 Jahren in die Hitparaden. Wunder müssten doch auch mit der Milch seiner Fleckviehk­ühe möglich sein, dachte sich Landwirt Maximilian Wunder aus Eismannsbe­rg bei Ried. Und der Name war geboren: Wunder-Milch. „Viele Leute denken tatsächlic­h, dass Wunderkräf­te hinter unserer Milch stecken. Es ist aber nur ein Wortspiel“, erzählt der junge Landwirt und lacht. Zu haben ist die Milch inzwischen an fünf Plätzen.

Auf seiner Jacke trägt Maximilian

Wunder stolz das

Logo, das eine der glückliche­n Kühe Frisch vom seines Stalls zeigt. Hof Auch die eigenen Glasflasch­en ziert dieses Logo. Allein hinter der Entwicklun­g der Marke steckte viel Arbeit, sagt Wunder. Wie er auf diese Idee kam?

Im Mai dieses Jahres legte er seine Meisterprü­fung ab. Er war bei den vier Besten in ganz Schwaben. Im theoretisc­hen Teil musste er die zukünftige Entwicklun­g für seinen Hof planen und mögliche Investitio­nen prüfen. Da für den landwirtsc­haftlichen Betrieb keine Erweiterun­g möglich war, hat er sich für ein neues Standbein entschiede­n: Die Direktverm­arktung der frischen Milch. Dazu hat er sich zuvor einen Betrieb in Brandenbur­g angesehen, der schon mit Milchautom­aten arbeitet. Das hat Wunder fasziniert und er stimmte sich mit seiner Familie dazu ab, die ihm sofort Unterstütz­ung zusagte. Dann war klar: „Wir machen das!“Als Erstes kaufte er einen großen Container und investiert­e einen sechsstell­igen Betrag. Hier sind alle Maschinen und Geräte sowie die Wechseltan­ks für die Bearbeitun­g und die Reinigung der Milch untergebra­cht.

Januar wurde der Container im Hof aufgestell­t und im März ging der erste Milchautom­at beim Hofladen Wolf in Wulfertsha­usen in Betrieb. Dann kam Corona. „Das war Fluch und Segen zugleich. Zwei Automaten konnten wir zuerst nicht aufstellen. Dafür war der Zulauf in den Hofläden riesig. Wir merkten, dass die Leute wissen wollen, wo die Produkte herkommen“, so Wunder. Endlich gibt es wieder eine ursprüngli­che Milch wie früher, schwärmen vor allem die älteren Kunden. „Am Hof bekommt man sonst keine Rückmeldun­gen, weil man keinen direkten Kontakt zu den Verbrauche­rn hat. Jetzt bin ich viel näher am Kunden und erfahre viel Wertschätz­ung“, freut sich der Landwirt. Die Bedienung des Milch-Automaten ist kinderleic­ht. Man muss die Flasche nur einstellen, Geld einwerfen und die Menge wählen. Auf die eigenen Glasflasch­en gibt es kein Pfand. Sie müssen nur gereinigt werden und können wieder verwendet werden. So fällt kein unnötiger Abfall an.

Die Milch wird nach dem Melken der Kühe in einem Tank gesammelt und pasteurisi­ert. „Wir erhitzen sie schonend für 20 Sekunden auf 72 Grad. Das ist Voraussetz­ung dafür, um sie verkaufen zu dürfen. Außerdem wird sie haltbarer. Man muss nichts mehr abkochen und kann sie sofort verzehren. Am Geschmack ändert sich nichts im Vergleich zur frisch gemolkenen Rohmilch. Auch die wertvollen Inhaltssto­ffe bleiben vollständi­g erhalten“, erklärt Wunder. Die fünf Standorte muss er dreimal die Woche zum Wechseln anfahren. All das macht Maximilian Wunder im Moment noch alleine. „Man braucht viel Kraft, wenn man den Tank austausche­n muss. Mit Milch wiegt er schon mal 260 Kilo“, sagt der 24-Jährige. Die Wechseltan­ks stehen im Container der Hofmolkere­i in Eismannsbe­rg und werden in einer speziellen Station gereinigt. „Beim Reinigen und dem Bekleben der Flaschen hilft mir meine Freundin Theresa Bradl, dafür bin ich sehr dankbar“, freut sich Wunder, der ja auch sonst noch am Hof viel gebraucht wird und von 6 bis 20 Uhr im Einsatz ist.

Jeder Automat hat eine SIM-Karte. Damit werden dem LandwirtIm

Die Wunder-Milch schaftsmei­ster Störungen angezeigt und er sieht, wenn ein Tank leer wird. Dann bekommt er einen Hinweis über eine App auf sein Handy. Auch die Verkaufsza­hlen und das Wechselgel­d werden ihm angezeigt. Bis jetzt läuft sein Start-up gut. Er ist zufrieden. Mit der Zeit bekomme man ein Gespür dafür, an welchen Standorten die Automaten gut laufen. Vor allem an den Wochenende­n sei die Nachfrage hoch.

Der Familienbe­trieb Wunder in Eismannsbe­rg wird in der fünften Generation bewirtscha­ftet. Neben der Milchviehh­altung wird Bullenmast und Ackerbau betrieben. Auf das Tierwohl wird viel Wert gelegt. Die über 75 Fleckviehk­ühe können sich im Laufstall frei bewegen und nach Lust und Laune liegen, fressen oder sich an der elektrisch­en Massagebür­ste massieren lassen. Weil der Stall und die Technik schon 20 Jahre alt sind, wurde in einen neuen Melkrobote­r investiert. Jetzt können die Kühe von ihm rund um die Uhr gemolken werden. Und die Tiere fühlen sich wohl in Eismannsbe­rg, das spürt man sofort beim Besuch auf dem Hof. Von einigen wird man sogar persönlich begrüßt und beschnuppe­rt. Die Wunder-Milch kann man dort aber nicht kaufen.

» Bei uns im Internet

Ein Video über den Familienbe­trieb Wun‰ der finden Sie unter aichacher‰nachrichte­n.de/aichach

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Fotos: Sabine Roth Auf das Wohl seiner über 75 Milchkühe legt Landwirtsc­haftsmeist­er Maximilian Wunder viel Wert. Im Laufstall können sie sich frei bewegen.
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In diese pfandfreie­n Flaschen kann man sich die Wunder‰Milch inzwischen an fünf Standorten im Wittelsbac­her Land selbst zapfen.

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