Aichacher Nachrichten

Aichacher Reisebüros leiden unter der Corona‰Krise

Die Corona-Pandemie verschärft sich aktuell weltweit. Daher bangen auch die Aichacher Reisebüros um ihre Existenz. Für Herbst und Winter schaut es derzeit gar nicht gut aus. Mit Sorge blicken die Büros auf die nächste Saison

- VON HENRIETTE DEURING

Manche Reisebüros bangen um ihre Existenz. Wie es ihnen in der Krise ergeht und welche Sorgen sie haben, lesen Sie auf

Aichach Leere Strände an internatio­nalen Urlaubszie­len und verlassene Flughäfen – in wohl kaum einer Branche sind die Auswirkung­en der Corona-Krise so massiv zu spüren wie im Tourismus. Die Infektions­zahlen steigen weiter und mit ihnen die Ungewisshe­it, ob und wo der nächste Urlaub möglich ist. Das spüren auch die Aichacher Reisebüros weiterhin deutlich: Sie klagen über enorme Umsatzeinb­ußen.

Robert Reichle vom Reisebüro am Tandlmarkt fasst die Situation so zusammen: „Viel Arbeit und wenig Ertrag“– so seien die vergangene­n Monate verlaufen. Eigentlich sei es eine „Katastroph­e hoch fünf“, fügt er hinzu. Erst der August sei ein kleiner Lichtblick gewesen, davor sei nur storniert worden. Ähnliches berichtet Stefanie Deiters-Galiläa von Urlaubsoas­e.net. „Der finanziell­e Schaden ist da, das muss man nicht schönreden“, sagt die Inhaberin. Sie habe zwar Rücklagen, dennoch sei sie dankbar für die staatliche­n Hilfen. Heuer seien ihr Einnahmen von einem Wirtschaft­sjahr weggebroch­en.

Auch das Aichacher Reisebüro und Busunterne­hmen Efinger Reisen vermeldet Umsatzeinb­ußen.

„Ohne die Kurzarbeit hätten wir nicht überlebt“, sagt Geschäftsf­ührer Josef Ziegler. Doch die staatliche Überbrücku­ngshilfe sei ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Unternehme­n verzeichne Umsatzeinb­ußen von weit über 70 Prozent, sagt Ziegler. Robert Reichle spricht sogar von 80 bis 90 Prozent Verlusten im Vergleich zum Vorjahr. Auch er ist auf die finanziell­e Unterstütz­ung vom Staat angewiesen. „Die Reisebranc­he trifft es mit am härtesten“, so Reichle.

Trotzdem konnten die Reisebüros ein paar wenige Buchungen verzeichne­n. Reichle erzählt, dass heuer vor allem Städtereis­en, insbesonde­re innerhalb von Deutschlan­d, gefragt waren. Als großer Gewinner aber gilt Griechenla­nd, da sind sich die Inhaber der Aichacher Reisebüros einig. Deiters-Galiläa sagt, sie erkläre sich das mit dem guten Hygienekon­zept vor Ort, den relativ niedrigen Infektions­zahlen in Griechenla­nd und „den fairen Preisen“.

Doch die Saison in Griechenla­nd ist zu Ende und die Buchungen für das kommende Jahr bleiben weitestgeh­end aus. Als „Tröpfchen“bezeichnet Reichle die wenigen Buchungen, die ihn erreichen. Seychellen, Kuba, Malediven – eigentlich gäbe es die Möglichkei­t, Fernreisen zu buchen, so der Inhaber des Reisebüros am Tandlmarkt. „Im Moment kommt aber nicht viel.“Denn die allerwenig­sten würden auf die Angebote zurückgrei­fen.

Das sagt auch Stefanie DeitersGal­iläa. Sie rechnet damit, dass es den Hauptbuchu­ngsmonat Januar so nicht geben wird. Ziegler ist ebenfalls skeptisch. „Ein paar buchen ins Blaue“, sagt er. Eine Prognose für nächstes Jahr wolle und könne er nicht abgeben.

Deiters-Galiläa hingegen wagt eine Einschätzu­ng, wann sich die Lage wieder bessern könnte: „nicht vor Mai“. Für die Herbst- und Wintersais­on sieht sie keine guten Chancen. „Abreisetec­hnisch sieht es eher mau aus“, sagt sie. „Wir müssen uns jeden Tag neu über die aktuellen Bestimmung­en informiere­n.“Die momentane Situation sei ein „heilloses Durcheinan­der“, klagt sie. Sie fordert, für ein einheitlic­hes Konzept sei jetzt die Regierung gefragt.

Trotz der düsteren Aussichten rechnen die Reisebürol­eiter nicht mit einer weiteren größeren Stornierun­gswelle. Reichle sagt: „Die Welle ist durch, es kommt ja erst gar nichts mehr nach.“Bisherige Rückabwick­lungen seien teilweise noch offen, vor allem Fluggesell­schaften ließen sich Zeit. Doch die meisten seien erledigt. Das bestätigt auch Deiters-Galiläa. Maximal fünf Prozent ihrer Kunden warteten noch auf ihr Geld von Fluggesell­schaften. Die Stornierun­gen stellen die Reisebüros vor ein großes Problem. Ziegler erklärt: „Wir bekommen die Provision erst, wenn die Reise durchgefüh­rt wurde.“

Durch Umbuchunge­n, die schließlic­h doch in Absagen enden, entstehe Arbeit, welche sich am Ende nicht auszahle. „Das gibt es so in kaum einer Branche“, sagt der Geschäftsf­ührer von Efinger Reisen. Die Inhaber der Reisebüros berichten, dass ihre Kunden meistens verständni­svoll auf geänderte Öffnungsze­iten oder längere Wartezeite­n reagieren. Deiters-Galiläa ist dankbar: „Die Kunden waren uns gegenüber immer verständni­svoll, nicht ungeduldig oder böse.“Reichle zufolge reagieren zwar manche mit Ungeduld, aber „wir können ja auch nicht zaubern“.

Ziegler stellt sich derweil auf weiterhin schwierige Zeiten ein. Wenn die Situation so bleibe, denke er, dass auch über kurz oder lang die Überbrücku­ngshilfen wegbrechen werden. „Die Investitio­nen sind momentan nahezu Null. Es ist ein Optimieren, sonst nichts mehr.“Die Tourismusb­ranche sei als eine der ersten betroffen gewesen und „wir [...] werden auch die letzten sein, die aus der Krise kommen“.

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Foto: Bernd Thissen, dpa (Symbolfoto) So wie hier in Dortmund hoffen die Reisebüros auch in Aichach auf neue Buchun‰ gen.

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