Aichacher Nachrichten

Wie Ersthelfer in Göggingen ein Leben retteten

Courage Ein 75-Jähriger sackt über dem Lenkrad zusammen und bleibt mitten auf der Straße stehen. Hätten nicht mehrere Menschen Einsatz gezeigt, würde er heute vielleicht nicht mehr leben

- VON INA MARKS

Das Auto stand an dem Freitagmit­tag Anfang September auf der Bürgermeis­ter-Aurnhammer-Straße im Augsburger Stadtteil Göggingen und fuhr nicht mehr weiter. Es behinderte den Verkehr. Wie die Polizei damals mitteilte, war der 75 Jahre alte Fahrer bewusstlos am Steuer zusammenge­sackt. Der Mann war bereits blau angelaufen. Weiter hieß es im Polizeiber­icht, dass Ersthelfer es schafften, den Mann wiederzube­leben – auch mithilfe eines Defibrilla­tors.

Susanne Weber* bekommt heute noch Gänsehaut, wenn sie an diesen tragischen Tag zurückdenk­t. Ein Tag, an dem neben aller Dramatik ihr Vater Gernot Bauer* ganz viel Glück hatte (Namen geändert). „Mein Vater hatte einen Termin in Göggingen. An einer Ampel wurde er plötzlich bewusstlos“, erzählt die 43-jährige Münchnerin. Ein Vorkammerf­limmern habe bei ihrem Vater, der in der Nähe von Passau wohnt, den Herzstills­tand ausgelöst – mitten im Verkehr.

Als sie und ihre Mutter ihn im Augsburger Unikliniku­m besuchten, erfuhr Susanne Weber, wie ihr Vater gerettet wurde. Zufälliger­weise arbeitete an der Uniklinik eine Frau, deren Tochter nicht nur Augenzeugi­n des Vorfalls in Göggingen wurde, sondern an der Einsatzste­lle auch tatkräftig mithalf. Über sie erhielt Weber genauere Informatio­nen, was passiert war.

„In einem Café an der Straße saß ein Polizist in Zivil. Als er das Gehupe auf der Straße mitbekam, lief er nach draußen, um nachzusehe­n“, erzählt Weber. Auch ein Rettungssa­nitäter sei zufällig vor Ort gewesen. Mit vereinten Kräften schoben die Ersthelfer das Auto beiseite und zogen ihren Vater aus dem Fahrzeug. „Sie stellten fest, dass sein Herz nicht mehr schlug und reanimiert­en ihn sofort.“Wie durch ein Wunder kam auch noch ein Arzt vorbei und half mit. „Jemand holte aus einer Apotheke einen Defibrilla­tor. Damit brachten die Helfer immer wieder das Herz meines Vaters zum Schlagen, dann kam der Krankenwag­en“, berichtet die Tochter. Durch die profession­elle Erste Hilfe vor Ort habe ihr Vater zwischendu­rch selbststän­dig atmen können.

„Wenn meinem Vater nicht so fachkundig geholfen worden wäre, hätte er Hirnschädi­gungen erlitten.“Susanne Weber ist den Ersthelfer­n

dankbar für deren schnelles und selbstlose­s Agieren. Dankbar ist sie auch der Tochter der KlinikMita­rbeiterin. Diese habe von dem Café eine Decke besorgt und damit den Erkrankten während der Reanimatio­n vor den Blicken Schaulusti­ger geschützt. „Für uns Angehörige ist es wichtig zu wissen, dass er vor dem Geglotze abgeschirm­t war.“

Vier Wochen habe der Vater nach dem Vorfall in Augsburg im Krankenhau­s gelegen. Er sei inzwischen auf einem guten Weg, gesund zu werden. „Er kann wieder klar denken und sich orientiere­n.“Ohne die tatkräftig­en Ersthelfer, da ist die Tochter überzeugt, wäre der Gesundheit­szustand ihres Vaters heute ein anderer.

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Foto: Julian Leitenstor­fer (Symbolbild) Mehrere Ersthelfer haben einem Mann in Augsburg das Leben gerettet. Sie nutzten auch einen Defibrilla­tor.

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