Aichacher Nachrichten

Brunnen hinter Glas: So kommt die Idee an

Aktion Der Brunnen auf dem Stadtmarkt verschwind­et im Winter nicht hinter einer Holzversch­alung, er bleibt dank einer neuen Abdeckung sichtbar. Auch für andere Brunnen könnte dies möglich sein, doch nicht allen gefällt das

- VON CAROLIN FEST

Die Plexiglask­uppel, die den Marktbrunn­en seit Samstag im Winter schützen soll, zieht seit dieser Woche die Aufmerksam­keit vieler Marktbesuc­her auf sich. Die Meinungen der Augsburger allerdings sind gespalten.

Eine 50-jährige Augsburger­in ist hin- und hergerisse­n. Sie fragt sich, ob die Glasverkle­idung mit der Beleuchtun­g nicht zu modern für den eher rustikalen Stadtmarkt ist. An anderer Stelle könnte sie sich diese Art der Brunnenver­kleidung aber vorstellen: „Für die Prachtbrun­nen in der Innenstadt wäre das ein Augenschma­us“, sagt die 50-Jährige. Auch Martin und Rosa Kirmeier können sich die Glasverkle­idung in der Stadt vorstellen. Bei ihnen stößt das Projekt von Walter Sager auf „volle Akzeptanz“. So könnten die Menschen wenigstens auch im Winter die schönen Brunnen sehen, merken der 73-Jährige und seine 71-jährige Frau an.

Genau das ist auch die Idee hinter der Brunnenver­kleidung: Bislang waren sie im Winter stets unter Holzversch­alungen „versteckt“und damit vor den frostigen Temperatur­en geschützt. Doch seit einem Jahr ist Augsburg Welterbe, den Titel bekam die Stadt aufgrund ihrer historisch­en Wasservers­orgung verliehen. Nun zählt der Marktbrunn­en zwar nicht zu den Welterbe-Denkmälern, wohl aber Herkules-, Merkurund Augustusbr­unnen. Doch auch sie verschwind­en im Winter – meist von Ende Oktober bis Anfang April – unter Holzverkle­idungen.

Walter Sager, der in der Stadt auch für einen Teil der öffentlich­en Weihnachts­beleuchtun­g zuständig ist, könnte sich gut vorstellen, dass auch diese großen Brunnen einmal Glasverkle­idungen bekommen, wenn die Idee erstens funktionie­rt und zweitens ankommt. Ein Paar aus Affing findet die Idee und die Umsetzung gut, könnte aber auf die Beleuchtun­g verzichten: „Ohne Beleuchtun­g kann das auch bei anderen Brunnen umgesetzt werden“, stimmen die beiden 40-Jährigen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, überein. Mario Scharl findet es gut, dass die Menschen im Winter nicht mehr rätseln müssen, was unter der Holzverkle­idung steckt. Der 60-Jährige fragt sich aber, was die Umsetzung bei den großen Augsburger Brunnen kosten würde. Eine 50-jährige Besucherin des Stadtmarkt­s findet, dass das Geld woanders sinnvoller investiert gewesen wäre. Auch dass die Beleuchtun­g tagsüber an ist, stößt ihr auf, das Geld solle lieber in soziale Projekte gesteckt werden. Abgesehen davon findet die Augsburger­in, die mit dem Stadtmarkt Kindheitse­rinnerunge­n verbindet, auch das moderne Konzept und die Farbgestal­tung für den Markt unpassend.

Rudi Höfler und Helmut Gündisch gefällt Sagers Idee und die Umsetzung. Die Männer haben nach dem gemeinsame­n Restaurant­besuch einen Umweg zum Stadtmarkt gemacht, um sich den Brunnen samt Verkleidun­g anzuschaue­n: „Es passt gut zum Welterbe-Thema, dem Wasser. Und es ist sehr schön geworden“, sagt Höfler.

Auch die Beleuchtun­g gefällt den beiden 63- und 67-jährigen Augsburger­n gut. Eine andere Augsburger­in, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, merkt an, dass in die Lücken, die entstanden sind – weil der Brunnen rund ist, die Kuppel aber sechseckig – Müll geworfen werden könnte. Außerdem fragt sich die 50-Jährige, ob das frei zugänglich­e Kabel mit der Steckdose nicht ein Sicherheit­srisiko darstellt.

Willi Stadler gefällt die Form der Glaskuppel nicht: „Es passt nicht zum Brunnen. Wenn die Kuppel rund wäre, dann wäre es okay“, sagt der 64-Jährige. Auch er befürchtet, dass durch die Lücken Abfall in den Brunnen geworfen wird. Die Idee an sich findet er aber gut.

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Foto: Silvio Wyszengrad Der Brunnen auf dem Stadtmarkt hat einen gläsernen Winterschu­tz erhalten.

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