Brunnen hinter Glas: So kommt die Idee an
Aktion Der Brunnen auf dem Stadtmarkt verschwindet im Winter nicht hinter einer Holzverschalung, er bleibt dank einer neuen Abdeckung sichtbar. Auch für andere Brunnen könnte dies möglich sein, doch nicht allen gefällt das
Die Plexiglaskuppel, die den Marktbrunnen seit Samstag im Winter schützen soll, zieht seit dieser Woche die Aufmerksamkeit vieler Marktbesucher auf sich. Die Meinungen der Augsburger allerdings sind gespalten.
Eine 50-jährige Augsburgerin ist hin- und hergerissen. Sie fragt sich, ob die Glasverkleidung mit der Beleuchtung nicht zu modern für den eher rustikalen Stadtmarkt ist. An anderer Stelle könnte sie sich diese Art der Brunnenverkleidung aber vorstellen: „Für die Prachtbrunnen in der Innenstadt wäre das ein Augenschmaus“, sagt die 50-Jährige. Auch Martin und Rosa Kirmeier können sich die Glasverkleidung in der Stadt vorstellen. Bei ihnen stößt das Projekt von Walter Sager auf „volle Akzeptanz“. So könnten die Menschen wenigstens auch im Winter die schönen Brunnen sehen, merken der 73-Jährige und seine 71-jährige Frau an.
Genau das ist auch die Idee hinter der Brunnenverkleidung: Bislang waren sie im Winter stets unter Holzverschalungen „versteckt“und damit vor den frostigen Temperaturen geschützt. Doch seit einem Jahr ist Augsburg Welterbe, den Titel bekam die Stadt aufgrund ihrer historischen Wasserversorgung verliehen. Nun zählt der Marktbrunnen zwar nicht zu den Welterbe-Denkmälern, wohl aber Herkules-, Merkurund Augustusbrunnen. Doch auch sie verschwinden im Winter – meist von Ende Oktober bis Anfang April – unter Holzverkleidungen.
Walter Sager, der in der Stadt auch für einen Teil der öffentlichen Weihnachtsbeleuchtung zuständig ist, könnte sich gut vorstellen, dass auch diese großen Brunnen einmal Glasverkleidungen bekommen, wenn die Idee erstens funktioniert und zweitens ankommt. Ein Paar aus Affing findet die Idee und die Umsetzung gut, könnte aber auf die Beleuchtung verzichten: „Ohne Beleuchtung kann das auch bei anderen Brunnen umgesetzt werden“, stimmen die beiden 40-Jährigen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, überein. Mario Scharl findet es gut, dass die Menschen im Winter nicht mehr rätseln müssen, was unter der Holzverkleidung steckt. Der 60-Jährige fragt sich aber, was die Umsetzung bei den großen Augsburger Brunnen kosten würde. Eine 50-jährige Besucherin des Stadtmarkts findet, dass das Geld woanders sinnvoller investiert gewesen wäre. Auch dass die Beleuchtung tagsüber an ist, stößt ihr auf, das Geld solle lieber in soziale Projekte gesteckt werden. Abgesehen davon findet die Augsburgerin, die mit dem Stadtmarkt Kindheitserinnerungen verbindet, auch das moderne Konzept und die Farbgestaltung für den Markt unpassend.
Rudi Höfler und Helmut Gündisch gefällt Sagers Idee und die Umsetzung. Die Männer haben nach dem gemeinsamen Restaurantbesuch einen Umweg zum Stadtmarkt gemacht, um sich den Brunnen samt Verkleidung anzuschauen: „Es passt gut zum Welterbe-Thema, dem Wasser. Und es ist sehr schön geworden“, sagt Höfler.
Auch die Beleuchtung gefällt den beiden 63- und 67-jährigen Augsburgern gut. Eine andere Augsburgerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, merkt an, dass in die Lücken, die entstanden sind – weil der Brunnen rund ist, die Kuppel aber sechseckig – Müll geworfen werden könnte. Außerdem fragt sich die 50-Jährige, ob das frei zugängliche Kabel mit der Steckdose nicht ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Willi Stadler gefällt die Form der Glaskuppel nicht: „Es passt nicht zum Brunnen. Wenn die Kuppel rund wäre, dann wäre es okay“, sagt der 64-Jährige. Auch er befürchtet, dass durch die Lücken Abfall in den Brunnen geworfen wird. Die Idee an sich findet er aber gut.