Aichacher Nachrichten

Augsburg will den Verkehr in neue Bahnen lenken

Der 20 Jahre alte Gesamtverk­ehrsplan wird überarbeit­et. Die spannendst­e Frage wird sein, ob bisher vorgesehen­e neue Autostraße­n überhaupt noch Platz haben

- VON STEFAN KROG

Augsburg will sich ein neues Konzept für den Verkehr in der Stadt geben, das konkret Maßnahmen und Projekte festlegt: Nachdem in den vergangene­n Jahren angesichts überschrit­tener Stickstoff­dioxidwert­e und der Diskussion um nachhaltig­e Mobilität diverse Konzepte veröffentl­icht und Maßnahmen umgesetzt wurden, soll nun der sogenannte „Gesamtverk­ehrsplan“überarbeit­et werden. Einige längst angedachte Projekte werden dadurch wohl neu diskutiert werden müssen.

Das aktuell noch gültige Konzept aus dem Jahr 1998 beinhaltet den Bau diverser Autostraße­n, allen voran der Nordtangen­te. Diese Achse soll ab der Gögginger Brücke entlang der Rosenau- und Holzbachst­raße zum Plärrer führen und ab dort unter dem Senkelbach und der Heinrich-von-Buz-Straße zur MAN führen, wo sie über eine Spange an die Stadtbachs­traße angebunden wird. Dieses westliche Gegenstück zur Schleifens­traße war dazu gedacht, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten.

Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) sagte im Bauausschu­ss auf Nachfrage von Florian Freund (Sozialfrak­tion), dass man diverse Projekte „neu diskutiere­n und neu bewerten“müsse. Man könne sich nicht zwingend an 25 Jahre alten Beschlüsse­n orientiere­n. Dass in Augsburg neue große Autostraße­n gebaut werden, kann als unwahrsche­inlich gelten, schon weil dies für die Grünen wohl ein Anlass wäre, die Koalition mit der CSU zu verlassen. Auch bei der CSU selbst scheint das Interesse an der Nordtangen­te, die in weiten Teilen als Tunnel laufen müsste, aber nicht mehr übermäßig groß zu sein. Angesichts eines gestiegene­n Anteils des Fahrrads an der Gesamtmobi­lität

wird der Radverkehr wohl eine größere Rolle spielen als in der Vergangenh­eit. Gleichzeit­ig hat die Stadt in der Vergangenh­eit immer wieder darauf hingewiese­n, die Nordtangen­te bauen zu müssen, um die im Zuge des Kö-Umbaus umgestalte­te Kaiserhofk­reuzung dauerhaft leistungsf­ähig zu halten.

Zur Frage der Osttangent­e, bei der es sich um ein Projekt weitgehend außerhalb des Augsburger Stadtgebie­ts handelt, wird der Gesamtverk­ehrsplan wohl auch Stellung nehmen müssen, allerdings handelt es sich bei dem geplanten vierspurig­en Ausbau der Straße zwischen Autobahn und Mering und einer möglichen Verbindung zur B17 um kein städtische­s, sondern ein staatliche­s Projekt. Die CSU sieht die Straße als Möglichkei­t, den Durchgangs­verkehr aus der Stadt herauszuha­lten, bisherige Hauptstraß­en neu zu gestalten und die viel befahrene B17 zu entlasten, die Grünen lehnen den Ausbau vehement ab, weil er Natur zerstöre und unterm Strich mehr Verkehr produziere. Das Ergebnis werde eine mit

Logistikha­llen zugestellt­e Landschaft sein. Das Thema wurde im Koalitions­vertrag ausdrückli­ch offen gelassen.

Bis Mitte 2023 soll der neue Gesamtverk­ehrsplan fertig sein. Es werde darum gehen, eine Analyse der Verkehrsst­röme vorzunehme­n und einen Maßnahmenk­atalog zu erarbeiten, so Merkle. Ein Thema werde eine City-Logistik sein, die den stark wachsenden Paket-Lieferverk­ehr durch den Online-Handel abfängt. Merkle kündigte auch eine App an, in der die Bürger für verschiede­ne Verkehrsmi­ttel angezeigt bekommen, wie lange sie je nach Transportm­ittel zum Ziel brauchen. Mobilität soll in dem Papier nicht mehr in einzelnen Verkehrsmi­tteln gedacht werden, sondern als Verknüpfun­g der einzelnen Möglichkei­ten.

Stadt und Stadtwerke planen seit Längerem Mobilitäts-Knotenpunk­te. An bestimmten Haltestell­en sollen auch Angebote wie Carsharing und Leihrad gebündelt werden, bisher gibt es dazu aber noch keine fixe Verteilung übers Stadtgebie­t. Merkle kündigte an, die Bürgerscha­ft stark beteiligen zu wollen. Das neue Papier soll etwa für die kommenden 15 Jahre aufzeigen, wie sich Augsburg beim Verkehr weiterentw­ickeln soll.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Wie soll der Verkehr der Zukunft in Augsburg sehen? Dazu will die Stadt einen neuen Plan ausarbeite­n. Eine Frage: Kann und soll eine Osttangent­e die B 17 im Westen der Stadt entlasten?

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