Aichacher Nachrichten

Zu Pferd auf der Suche nach sich selbst

Simone Hage hat mit 16 Jahren die Schule verlassen und ist mit ihren Wildpferde­n Coco und Luna quer durch Europa gereist. Über die heute 20-jährige Aichacheri­n läuft demnächst der zweite Film im Kino an

- VON LEAH REHKLAU

Aichach‰Friedberg Am Ende des Lebens, sagt Simone Hage, wolle sie nicht auf dem Grabstein stehen haben: „Mein Leben hat allen anderen gefallen, nur mir nicht.“Die 20-Jährige hat in den vergangene­n Jahren so einiges erlebt. Mit 16 Jahren verließ sie die Schule, machte sich als Fotografin selbststän­dig und beschloss, dass sie nicht dem typischen Weg – Schule, Ausbildung, Job – folgen würde. Stattdesse­n wollte sie die Welt sehen.

Seitdem ist die Aichacheri­n stets auf Reisen gewesen, unter anderem in Dänemark, Spanien und Portugal. Und das zu Pferd. Ihr Abenteuer war Teil des Dokumentar­films „Die Magie der Wildpferde“. Der Film handelte zu einem Drittel von den Abenteuern, die Hage während ihrer Reisen erlebte. Nun erscheint ein Kinofilm, in dem es nur um sie geht. Der zweite Film „Wildherz — Auf der Reise zu mir selbst“befasst sich mit Simone Hage als Person. Denn über die Jahre wurde der heute 20-Jährigen bewusst, dass sie nicht ewig so weiterlebe­n kann. Auch sie muss einmal sesshaft werden und ihren Weg finden. Doch das ist, wie sie herausfind­en musste, gar nicht so einfach.

Simone wandert in dem Film mit zwei Wildpferde­n von Bayern 1500 Kilometer hoch an die Ostsee, verbringt den Winter in Dänemark. Ein paar Monate später zieht sie wieder zurück in die Berge nach Bayern. Auf ihren Reisen nach Österreich, Spanien und Portugal verliert sie sich zunehmend mehr, statt sich zu finden, und am Ende will sie nur noch eines: Wissen, was ihre Aufgabe in diesem Leben ist.

Hage erzählt, anfangs sei es komisch gewesen, ständig von einem Kamerateam begleitet zu werden. Es sei nicht immer leicht, sich zu öffnen. „Ich teile schließlic­h meine eigene Welt mit der großen weiten Welt“, so Hage. Doch mit der Zeit habe sie sich daran gewöhnt. Zwischen ihr und dem Filmteam sei eine Freundscha­ft entstanden.

In dem Film will die 20-Jährige nach eigener Aussage eine Botschaft übermittel­n. Im Leben sei alles möglich. „Es ist ein großes Abenteuer, und wir selbst entscheide­n, was wir daraus machen.“Hage erzählt, sie wolle ihre eigene Ge

Simone Hage war während ihrer Reise mit ihrer Stute Coco in Dänemark an einem Strand auf der Insel Römö.

mit den Menschen teilen und ihnen das Gefühl geben, dass sie mit ihren Sorgen, Ängsten und Träumen nicht alleine sind. „In Filmen wird immer ein perfektes Leben dargestell­t. Das ist aber nicht die Realität“, sagt Hage. „Daher war es meine größte Intention, einfach mal ehrlich zu sein.“Laut Hage war ihre größte Erkenntnis nach all den Reisen, dass „man sich manchmal komplett verlieren muss, um sich wieder zu finden“.

Der Beginn der Corona-Pandemie fiel in das Ende der Dreharbei

ten. Für die freiheitsl­iebende 16-Jährige, die die Zuschauer im ersten Kinofilm kennenlern­ten, wäre die Corona-Krise eine große Einschränk­ung gewesen. Doch Simone Hage sagt, sie habe sich verändert, sich weiterentw­ickelt. Mittlerwei­le ist die 20-Jährige nicht mehr so viel auf Reisen, konnte die Pandemie als eine Pause betrachten.

Die Dreharbeit­en von „Wildherz“waren im April beendet. Seitdem, erzählt Hage, habe sich vieles verändert. Die Zeit mit Reise und Filmdreh, die sie selbst als „Finschicht­e

dungsphase“bezeichnet, habe ihr sehr viel Klarheit gebracht – vor allem im berufliche­n Sinne. Nachdem sie auf ihren Reisen immer wieder Menschen mit großem Bezug zu Spirituali­tät begegnet sei und sich von diesen stets verstanden gefühlt habe, beschloss sie, einen Weg in diese Richtung einzuschla­gen. Sie fängt eine Ausbildung zu einem energetisc­hen Coach an. Ihre Ausbilderi­n hatte sie während der Dreharbeit­en kennengele­rnt.

Den Sommer hat die Pferdelieb­haberin in den Bergen in Österreich verbracht. Seit Oktober ist Simone Hage zurück in ihrer Heimat, in Aichach. Doch viel Zeit wird die 20-Jährige auch diesmal nicht zu Hause verbringen. Am 24. Oktober feiert der zweite Kinofilm, der über sie gedreht wurde, seine Premiere in Köln. Hage wird natürlich dabei sein. Danach geht es dann auf Kinotour durch ganz Deutschlan­d.

Veranstalt­ung Im Aichacher Cineplex wird der Film am 4. November um 19.30 Uhr auf der Leinwand laufen. Si‰ mone Hage wird auch da sein.

 ?? Foto: Kaike Tappe ??
Foto: Kaike Tappe

Newspapers in German

Newspapers from Germany