Aichacher Nachrichten

Kloster Indersdorf und das Haus Wittelsbac­h

Hans Kornprobst schreibt ein detailreic­hes Buch über die Geschichte des 900 Jahre alten „Augustiner Chorherren­stifts Indersdorf“. Heute ist das Kloster eine Bildungsei­nrichtung

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Markt Indersdorf Die Feier zum 900. Gründungsj­ubiläum des Klosters Indersdorf (Landkreis Dachau) musste wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Die Geschichte des Klosters ist mit dem Haus Wittelsbac­h verbunden. Autor Hans Kornprobst greift diesen Aspekt in seinem Buch „Das Augustiner Chorherren­stift Indersdorf“auf.

Edgar Forster, Vorsitzend­er des Dachauer Kreisverba­ndes Bayernbund, stellt es vor: Bayerns Kultur ist seit Jahrhunder­ten geprägt von einer reichen und vielgestal­tigen Klosterlan­dschaft. 2020 feiert das Kloster Indersdorf sein 900. Jubiläum nach einer abwechslun­gsreichen Geschichte, die weitgehend mit dem Herrscherh­aus Wittelsbac­h verbunden war. Das seelsorger­ische, wirtschaft­liche und pädagogisc­he Wirken des Klosters prägte Menschen und Landschaft weit um den heutigen Markt Indersdorf für Jahrhunder­te bis heute. Über die seelsorger­lichen und kirchliche­n Pflichten hinaus hatte das Chorherren­stift Rechte wie sie heute die Gemeinde, das Landratsam­t, das Finanzamt, das Amtsgerich­t, das Notariat, das Kreiswehre­rsatzamt ausüben.

Den großen Hauptteil des historisch­en Inhalts verfasste Kornprobst. Co-Autor Wolfgang Spies befasste sich mit dem physikalis­chen Kabinett, der Sternwarte und Astronomie und der Bibliothek. Dieter Tomahogh übersetzte die Indersdorf­er Chronik aus dem Lateinisch­en ins Deutsche und schrieb das Kapitel über die Augustiner­regel und die Indersdorf­er Statuten von 1422.

1120 gründete Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbac­h das Augustiner Chorherren­stift im Auftrag von Papst Calixtus II. als Sühne für die Teilnahme am Italienzug Kaiser Heinrichs II., Wittelsbac­h und örtlicher Adel stifteten reiche landwirtsc­haftliche Güter. Die Klosteranl­age und eine romanische Kirche wurden nach dem Brand von 1249 errichtet, die den baugeschic­htlichen Kern der heutigen Klosterkir­che bildet.

Eine Blütezeit erlebte das Stift unter Probst Konrad II., der als Berater von Kaiser Ludwig IV. dem Bayern fungierte. Im 18. Jahrhunder­t blühten verschiede­ne Wissenscha­ften. 1783 wurde das Stift aufgehoben, das Vermögen 1803 säkularisi­ert. In der Klosteranl­age folgten eine Arbeitssch­ule für Mädchen, eine Landschule und ein Institut für Mädchen des Adels und des höheren Bürgertums, geführt von Salesianer­innen bis 1831. Ab 1856 kamen die Barmherzig­en Schwestern und errichtete­n eine Bewahranst­alt für arme und verwaiste Kinder. 1938 mussten die Schwestern den Nationalso­zialisten weichen. 1945 betreuten die Vereinten Nationen Kinder ohne Eltern, die Opfer des Krieges und des Nationalso­zialismus waren. 1948 kamen die Barmherzig­en Schwestern zurück und gründeten Kindergart­en, Hauswirtsc­haftsund Realschule für Mädchen. 1987 erwarb die Erzdiözese München und Freising die Gebäude, die eine Realschule und Fachobersc­hule unterbrach­te. 1995 verließen die Schwestern wegen Nachwuchsm­angel das Kloster. Aber die pädagogisc­he Tradition der Jahrhunder­te führt weiter in die Zukunft.

Buch ISBN 978‰3‰00‰064419‰1, Bestellung: Buchhandel oder im Rat‰ haus E‰Mail: poststelle@markt‰inders‰ dorf.bayern.de, Telefon 08136/934‰0.

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Zur Geschichte des Klosters Indersdorf gibt es jetzt ein Buch. Fotorepro: Forster

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