Aichacher Nachrichten

Präsident mit Sendungsbe­wusstsein

Trump unterschei­det in gute und böse Medien. Selbst sein Lieblingss­ender „Fox News“steht unter Beobachtun­g

- VON DANIEL WIRSCHING

Radiomoder­ator Rush Limbaugh ist einer dieser nationalko­nservative­n Einheizer, eine Galionsfig­ur der Neuen Rechten in den USA. Donald Trump verlieh ihm im Februar die „Medal of Freedom“, eine der höchsten Auszeichnu­ngen des Landes. Limbaugh hatte schon ein Millionenp­ublikum, bevor Mitte der 90er Fox News auf Sendung ging, das Trump inzwischen sechs Stunden lang am Tag sehen soll. Die Wirkung von Limbaugh und Fox News auf die Öffentlich­keit ist also kaum zu überschätz­en: Sie haben Trump den Weg ins Weiße Haus bereitet – jetzt wollen sie mit aller Medienmach­t, dass er dort bleibt.

Hört man Limbaugh am Wahltag zu, beschreibt er seinen Freund Trump als Heiligen und Heilsbring­er. Er selbst ist so etwas wie Trumps Prophet, Überbringe­r und Ausdeuter von dessen Botschafte­n. Würden die Demokraten übernehmen, die Zukunft wäre düster, meint Limbaugh und glaubt, dass sich Joe Biden zum Wahlsieger erklären werde (was dann Trump tut). Zugeschalt­et auf Fox News sagt er, die Leute hätten die Schnauze voll von den Versuchen der Antifa und Black Lives Matter, das Land zu zerstören. Es sei eine Erfindung der Medien, dass die öffentlich­e Begeisteru­ng bei den Demokraten liege.

Das ist das Narrativ, das die eine Seite des medialen Spektrums auch am Mittwoch unaufhörli­ch bedient. „Die Medien lügen“, sagt die schwarze Trump-Unterstütz­erin und Kommentato­rin Candace Owens auf Fox News. Mit „die Medien“meint sie die andere Seite, die liberalen – aus ihrer Sicht linksradik­alen – Zeitungen und Sender: New York Times, Washington Post, vor allem CNN. Laut Fox News betreiben zudem CBS und ABC „Desinforma­tion“. Trump selbst soll am Mittwochmo­rgen gesagt haben, er sei um den Wahlsieg von einer „sehr traurigen Gruppe von Leuten“gebracht worden. TV-Sender greifen das zu seinem Ärger auf.

Die USA sind ein tief gespaltene­s Land, und die Spaltung zieht sich durch die Medien und wird von diesen befördert. Es gibt Schwarz und Weiß, Freund und Feind, kaum mehr eine Mitte. Und wenn Trump denkt, sich nicht auf sein Sprachrohr Fox News verlassen zu können, wird aus Freund bisweilen schnell Feind. Schon in den letzten Wochen hatte sich auf seinem Haussender vereinzelt Kritik an ihm geregt, nun missfällt Trump und seinem Team, dass Moderator Chris Wallace von einer „extrem entflammba­ren Situation“spricht, in die der Präsident noch ein Streichhol­z geworfen habe.

Es geht darum, dass Trump den Obersten Gerichtsho­f einschalte­n will. Das wäre der „schlimmste Albtraum“für die neun Richter, sagt Wallace, der Trump überdies widerspric­ht: Nein, dieser habe Georgia

und North Carolina nicht gewonnen, die Auszählung laufe noch. Weiteres Ärgernis für Trump und seine Wahlkämpfe­r: Ausgerechn­et Fox News verkündet vor anderen, dass Biden den umkämpften Bundesstaa­t Arizona gewonnen habe.

Auf CNN erklären die Moderatore­n dagegen unermüdlic­h, dass es sich um eine normale Wahl handele, nirgends sei ein Schwindel auszumache­n. „Wir zählen einfach nur Stimmen“, sagt Phil Mattingly und wirkt besorgt. Die Meinungsma­che von rechts, scheint es, will CNN mit massenhaft Zahlen kontern, bis aus dem letzten Winkel der USA. Präsentier­t auf einem Monitor („Magic Wall“) in abenteuerl­icher Geschwindi­gkeit. Wisch, zoom, weg.

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