Aichacher Nachrichten

Nachfrage nach Luftfilter­n steigt

Corona Wenn es draußen zu kalt ist, helfen mobile Luftraumfi­lter. Die werden immer öfter bestellt

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Augsburg Mit Beginn der kalten Jahreszeit wird Lüften als wichtige Waffe gegen die Verbreitun­g des Coronaviru­s schwierige­r. Mehrere Bundesländ­er wollen daher hochwertig­e mobile Raumluftfi­lter für Klassenzim­mer fördern. Auch aus der Bundespoli­tik gibt es entspreche­nde Forderunge­n. Für Restaurant­s oder Büros könnten solche Geräte ebenfalls interessan­t sein. Die Nachfrage steigt, doch könnte die Industrie überhaupt liefern, oder drohen Engpässe wie bei Schutzmask­en und Beatmungsg­eräten im Frühjahr?

Mehrere Unternehme­n haben seit Beginn der Corona-Pandemie mobile Luftfilter­anlagen gegen Viren entwickelt. Dazu gehören auch Trotec aus Heinsberg in NordrheinW­estfalen und Wolf aus dem bayerische­n Mainburg. Bei beiden bemerkt man inzwischen ein deutliches Anziehen der Nachfrage und steigende Lieferfris­ten. Drei bis vier Wochen betrug die Wartezeit zuletzt bei Trotec, drei bei Wolf.

Alexandra Goertz, Geschäftsf­ührerin bei Trotec, ist zuversicht­lich, dass die Industrie die Nachfrage auch bei einem Boom bedienen kann – wenn auch mit gewissen Wartezeite­n, wie sie sagt. Bei Wolf geht man von einer Produktion­skapazität von rund 1000 Geräten pro Woche aus, bei einem geschätzte­n potenziell­en Bedarf von 40000 bis 50000 alleine für die Schulen in Deutschlan­d. Eine weitere Herausford­erung ist die Beschaffun­g der Teile. Die Komponente­n seien nicht besonders exotisch, sagt Goertz. Engpässe bei speziellen Teilen könne man nicht ausschließ­en, doch bisher klappe es gut, heißt es. Auch bei Wolf hat man das Thema im Auge.

Die Geräte der beiden Anbieter weisen gewisse Ähnlichkei­ten auf. Es sind Kästen in Kühlschran­kgröße, die einfach in den Raum – beispielsw­eise ein Klassenzim­mer – gestellt werden, nötig ist nur eine Steckdose. Dann saugen sie Luft an, schicken sie zuerst durch einen gröberen Vorfilter und dann durch einen speziellen Filter, der in der Lage ist, auch Viren weitestgeh­end aus der Luft zu holen.

Die Qualität dieses Filters ist nach Ansicht von Experten wie Christian Kähler von der Universitä­t der Bundeswehr in Neubiberg essenziell für die Wirksamkei­t. Er hat bereits mehrere Geräte getestet, unter anderem von Trotec. Kähler nennt zudem zwei weitere Bedingunge­n für einen erfolgreic­hen Einsatz: Um die Luft schnell zu reinigen, müssen die Geräte ein mehrfaches des Raumvolume­ns pro Stunde filtern und dabei leise genug sein, um im Dauerbetri­eb zu laufen.

Technisch war die Entwicklun­g für die Unternehme­n mit Erfahrung im Luftfilter­bereich kein Hexenwerk – auch weil sich viel aus anderen Geräten übertragen lässt, wie Goertz bestätigt. Wolf-Chef Thomas Kneip sagt: „Unser Produkt ist eine Adaption einer bestehende­n Technik, welche bereits in Krankenhäu­sern oder Reinräumen eingesetzt wird.“

Beide Unternehme­n haben Teile der Produktion umgestellt, um die erhoffte Nachfrage zu bedienen. Finanziell ist die Entwicklun­g der Geräte ein kleines Risiko für die Unternehme­n – aber natürlich auch eine Geschäftsc­hance. „Wie bei allen Produkten wollen wir auch Geld damit verdienen“, sagt Kneip, betont aber, normale Preise zu verlangen. „Wir haben uns an den üblichen Margen orientiert.“Der Preis soll auch im Vergleich wettbewerb­sfähig sein. Und Kneip hofft, dass die Virenfilte­r keine Eintagsfli­egen der Corona-Krise werden. „Langfristi­g könnte gereinigte Luft auch in Hotels oder Tagungsräu­men zum Qualitätsm­erkmal werden“, sagt er. Das muss man sich allerdings auch leisten können. Einige tausend Euro kosten die Geräte typischerw­eise, die Luftfilter, die je nach Hersteller nach ein bis zwei Jahren ausgetausc­ht werden sollen, einige hundert.

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Foto: ‰/Wolf GmbH/dpa Mehrere Unternehme­n haben wegen Corona mobile Luftfilter­anlagen gegen Viren entwickelt.

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