Aichacher Nachrichten

Flick richtet den Blick auf Dortmund

48 Spiele, 44 Siege: Bayern-Trainer Hansi Flick krönt seine Jahresbila­nz mit dem späten Torspektak­el in Salzburg. Der Fokus gilt ab sofort dem BVB, die Causa Alaba ist weiter ein Thema

-

Salzburg Der deutsche Clásico begann für Hansi Flick gleich nach dem späten Torspektak­el an seinem Jahrestag als Chefcoach des FC Bayern. „Die Vorfreude ist da“, verkündete der 55-Jährige, den nach dem nächsten Willensakt seiner unermüdlic­hen Dauersiege­r um den von ihm zum „Mentalität­smonster“ernannten Antreiber Joshua Kimmich beim 6:2 (2:1) gegen Red Bull Salzburg auch die weiteren Entwicklun­gen im Vertragsth­eater um David Alaba mit demonstrat­iven Klartext-Aussagen von Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic nur am Rande interessie­rten.

Flick winkte nach etlichen Nachfragen nur noch genervt ab. „Mir ist es wichtig, dass wir Ruhe in der Mannschaft und im Umfeld haben. Wir haben am Samstag ein schweres Spiel in Dortmund“, sagte er. Für den Triple-Coach ist das Gebot der Stunde, den gravierend­en Zeitvortei­l gegenüber Borussia Dortmund, das erst am Mittwochab­end in der Champions League beim FC Brügge antrat, bestmöglic­h auszureize­n. Das Auslaufen absolviert­en die Münchner Profis darum noch im Regen in der Salzburger Arena.

Nach der kurzen Busfahrt zurück nach München entließ Flick seine Vielspiele­r dann in einen freien Mittwoch. Auf der heimischen Couch sollten sie dem BVB bei der Arbeit zuschauen.

Der Spitzenrei­ter geht nach dem furiosen Vier-Tore-Endspurt im deutsch-österreich­ischen Meisterdue­ll mit breitester Brust in das Bundesliga-Topspiel beim punktgleic­hen Tabellenzw­eiten. „Wir wollten hier unbedingt einen Sieg, damit wir Selbstbewu­sstsein haben fürs Wochenende“, sagte Jérôme Boateng, der mit dem Kopfballto­r zum 3:2 die Schlussoff­ensive einleitete und anschließe­nd wie Flick die Mentalität der eigenen Mannschaft rühmte. „Das zeichnet uns aus. Wir geben nie auf, wir wollen immer gewinnen“, sagte Boateng.

Das galt auch gegen eine forsch aufspielen­de Salzburger Mannschaft, die dem Titelverte­idiger fast 80 Minuten mächtig zusetzte und die nun 14 Spiele währende Siegesseri­e in der Königsklas­se beinahe beendet hätte. Doch dann trafen Boateng, Leroy Sané, Robert Lewandowsk­i und Lucas Hernández noch fast im Minutentak­t. „Salzburgs Festspiel endete fürchterli­ch“, titelten die Salzburger Nachrichte­n fassungslo­s. Flick startet nun mit einer grandiosen Zwölf-Monats-Bilanz von 44 Siegen in 48 Pflichtspi­elen und 160:41 Toren in sein zweites Jahr als Bayern-Coach. Der BVB war übrigens im November 2019 Flicks erster Gegner in der Bundesliga: Die Bayern triumphier­ten in München mit 4:0. „Wir waren sehr erfolgreic­h“, bewertete Flick bescheiden sein erstes, mit insgesamt fünf Titeln gekröntes Premierenj­ahr.

Im Fokus stand in seiner österreich­ischen Heimat natürlich David Alaba. Der 28-Jährige war als Abwehrchef extrem gefordert, sprechen wollte er anschließe­nd nicht. Das tat dafür Salihamidz­ic, der nach dem vom Verein verkündete­n Verhandlun­gsstopp eine Trennung zum Saisonende als logisches Szenario darstellte. „Ich weiß nicht mehr, wie wir zusammenfi­nden sollen. Wir haben ein Angebot vorgelegt, das wurde abgelehnt. Jetzt müssen wir uns natürlich auch damit beschäftig­en, dass uns David verlassen wird“, sagte er bei Sky. Der ProfiFußba­ll ist aber ein oft irrational­es

Business. Das zeigt die kaum für möglich gehaltene Wendung in der Personalie Boateng. Der Weltmeiste­r von 2014 wollte mehrmals nur noch weg. Uli Hoeneß empfahl dem „Fremdkörpe­r“erst vor einem Jahr „als Freund, den Verein zu verlassen“. Doch unter Flick ist Boateng wieder wichtig, in Salzburg „hat er uns den Weg geebnet für den klaren Erfolg“, so sein Förderer.

Verrückt, aber wahr: Bei dem 32 Jahre alten Routinier scheint plötzlich sogar wieder eine Verlängeru­ng des wie bei Alaba 2021 auslaufend­en Vertrages denkbar. „Wir sind offen für Gespräche“, sagte Boatengs Berater Damir Smoljan am Mittwoch prompt bei Sport1. Flick erklärt Boatengs Wandlung so: „Er hat die letzten Monate an sich gearbeitet und richtig viel aufgeholt.“

Acht Monate bleiben auch noch zu einer Art Boateng-Wende im Fall Alaba. Auch Salihamidz­ic sagte in Salzburg einen Satz, der die BayernBoss­e umtreibt und bei entspreche­nden Signalen seitens Alaba womöglich eine Kehrtwende auslösen könnte: „Wenn so ein Spieler den Klub ablösefrei verlässt, ist das ein Super-GAU.“

 ?? Foto: Witters ?? Salzburg geschafft, Dortmund im Blick: Bayerns Trainer Hansi Flick konzentrie­rt sich auf den deutschen Clásico – dem Theater um David Alaba zum Trotz.
Foto: Witters Salzburg geschafft, Dortmund im Blick: Bayerns Trainer Hansi Flick konzentrie­rt sich auf den deutschen Clásico – dem Theater um David Alaba zum Trotz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany