Aichacher Nachrichten

Löw ist als Diplomat gefragt

Länderspie­le im Dreierpack – da muss der Bundestrai­ner schon gute Erklärunge­n liefern, warum Bundesligi­sten ihre Spieler bei der sich verschärfe­nden Pandemiela­ge abstellen sollen

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Frankfurt/Main Joachim Löw weiß, was auf ihn zukommt. Und er ist auf das Wehklagen vorbereite­t. Wenn der Bundestrai­ner am Freitag seinen letzten Nationalma­nnschaftsk­ader im schwierige­n Corona-Jahr 2020 benennt, werden seine Fähigkeite­n als Fußball-Diplomat noch einmal extrem gefordert sein. Sorge und Unverständ­nis aus der Fußball-Bundesliga über den nächsten Länderspie­l-Dreierpack werden angesichts der wieder verschärft­en Pandemie-Lage kaum geringer sein als bei den viel diskutiert­en Partien im September und Oktober.

„Jetzt im Herbst stehen wir vor einem unglaublic­hen Spagat, um die heiklen Aufgaben zu lösen“, hatte Löw postuliert. Daran hat sich vor dem Test-Länderspie­l gegen Tschechien am kommenden Mittwoch und dem Gruppenfin­ale in der Nations League mit den Partien gegen die Ukraine (14. November) und in Spanien (17. November) nichts geändert.

Die Maßgabe von Bayern-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hallt unveränder­t nach. „Wir müssen in Zusammenar­beit mit den Verbänden dafür sorgen, dass die Spieler am Ende nicht auf dem Zahnfleisc­h daherkomme­n.“Löw muss also wieder moderieren, die Belastunge­n aller Akteure sinnhaft steuern. Ein gutes Argument hat er. Nach den Partien geht die DFBAuswahl bis zum März 2021 in eine lange Winterpaus­e.

Sehr wahrschein­lich wird Löw – um die Gemüter wieder erfolgreic­h zu beruhigen – den nächsten XXLKader mit um die 30 Akteure berufen und nach dem Tschechen-Test in Leipzig das Aufgebot für die wichtigere­n Pflichtpar­tien reduzieren. „Phasen der Anspannung und der Entspannun­g“, nennt Löw diesen Umgang mit hochbelast­eten Spielern.

Die von dem 60-Jährigen prognostiz­ierten gesundheit­lichen Probleme sind Realität geworden. Julian Draxler (Oberschenk­el) und Lukas Klosterman­n (Knie-OP) fallen definitiv verletzt aus. Hinter einer Berufung von Leon Goretzka (Wade), der dem FC Bayern zuletzt in der Bundesliga beim 1. FC Köln (2:1) und in der Champions League gegen Red

Bull Salzburg (6:2) fehlte, steht ein Fragezeich­en. Auch das Coronaviru­s hat weiter direkte Auswirkung­en auf Löws Planungen. Nach Ilkay Gündogan im Oktober ist nun Niklas Süle positiv getestet worden und fehlt somit zum Jahresabsc­hluss 2020. Die Stabilisie­rung der zuletzt nach sieben Gegentoren in drei Spielen kritisiert­en Defensivab­teilung muss ohne den von Löw zum Abwehrchef erkorenen Münchner stattfinde­n. Eine Rückkehr der wieder erstarkten ExWeltmeis­ter Mats Hummels und Jérôme Boateng ist für den Bundestrai­ner unveränder­t keine Option. Immerhin kann sich Löw über andere Rückkehrer freuen. Neben Gündogan stehen die im Oktober verletzten Leroy Sané und Thilo Kehrer wieder zur Verfügung. Möglicherw­eise schafft es auch Torhüter Marc-André ter Stegen nach seiner langwierig­en Knieblessu­r wieder ins Aufgebot. „Elf Wochen harte Arbeit, den Fokus behalten und eine positive Einstellun­g“, schrieb ter Stegen bei Twitter und fügte hinzu: „Ich bin bereit.“

Für Löw ist der Ausklang eines gefühlt verlorenen Jahres sportlich von Belang. Weitere Siege sichern einen Platz im besten Topf für die Auslosung der WM-Qualifikat­ionsgruppe­n 2022 am 7. Dezember. In der Nations League ist noch der Gruppensie­g drin.

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Foto: dpa Joachim Löw

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