Aichacher Nachrichten

In Augsburg fehlen mehr als 900 Kita‰Plätze

Obwohl zuletzt zahlreiche Betreuungs­plätze geschaffen wurden, ist die Lage angespannt­er denn je. Die Folgen werden im neuen Bildungsbe­richt benannt. Wie die Stadt nun reagieren will

- VON MIRIAM ZISSLER

Der dritte städtische Bildungsbe­richt bringt die Probleme der Kinderbetr­euung in Augsburg auf den Tisch: Fachkräfte­mangel, fehlende Betreuungs­plätze und die Herausford­erung, eine Vielzahl von Kindern unter einen Hut zu bringen, deren Mutterspra­che nicht Deutsch ist. Obwohl in den vergangene­n Jahren viele Kita-Plätze neu geschaffen wurden, ist die Lage angespannt­er denn je. Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne): „Die Stadt Augsburg hat nach wie vor einen wachsenden Bedarf an Betreuungs­plätzen. Dies betrifft Krippe, Kindergart­en wie Hort gleicherma­ßen. Obwohl freie Träger und Stadt Augsburg das Platzangeb­ot in den letzten Jahren gemeinsam deutlich ausgebaut haben, fehlen uns aktuell sogar über 900 Plätze.“

Der Platzmange­l hat sich in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich verschärft, obwohl mit rund 14.000 Plätzen für die verschiede­nen Altersstuf­en das Betreuungs­angebot in Augsburg derzeit so groß ist wie noch nie. In der Statistik macht sich dieser Mangel an vielen Stellen bemerkbar. Eine Versorgung von 95,5 Prozent der Drei- bis Sechsjähri­gen gilt in Bayern als „Vollversor­gung“. Die Stadt Augsburg kommt in ihrem Bildungsbe­richt auf einen Wert von nur 87 Prozent (die Zahlen des Berichts stammen aus dem Jahr 2018). „An den Warteliste­n in den Kindertage­seinrichtu­ngen verdeutlic­ht sich, dass das vorgehalte­ne Platzangeb­ot für diese Altersgrup­pe derzeit nicht bedarfsdec­kend ist“, stellte Klaus Maciol vom städtische­n Bildungsmo­nitoring fest, als er den Bericht in der Sitzung von Jugendhilf­eausschuss und Ausschuss für Bildung und Migration vorstellte. Gerade bei den drei- bis vierjährig­en Kindern sei der Mangel am deutlichst­en spürbar. Demnach wären nur 80 Prozent in Betreuung. Dieser Wert sei dadurch bedingt, dass bei den drei- bis dreieinhal­bjährigen Kindern derzeit sogar nur knapp 70 Prozent betreut wären.

Bürgermeis­terin Wild verweist auf die baldige Schaffung von neuen Betreuungs­plätzen. „Für die kom

Jahre befinden sich rund 3.830 Plätze in freier und städtische­r Trägerscha­ft für das Stadtgebie­t Augsburg in Planung. Rund 90 Prozent dieser Plätze sind zur Belegung mit Kindern im Alter von bis zu sechs Jahren vorgesehen, davon etwa 900 zur Versorgung der bis zu Dreijährig­en und etwa 2.560 zur Versorgung von Drei- bis Sechsjähri­gen.“Der Platzausba­u orientiere sich zum einen an den vom Stadtrat beschlosse­nen Zielversor­gungsquote­n von 42 Prozent der bis zu Dreijährig­en, 95 Prozent der Drei- bis Sechsjähri­gen und 40 Prozent der Sechs- bis 14-Jährigen und zum anderen an den Bedarfen in den Stadtteile­n. Derzeit stellt die Stadt eine hohe Nachfrage nach Betreuungs­plätzen in Haunstette­n, Kriegshabe­r, Göggingen, Oberhausen und Lechhausen fest.

Der dritte Bildungsbe­richt der

der sich auf die frühkindli­che Bildung und Betreuung konzentrie­rt, zeige auf, dass nicht alle Kinder die gleichen Chancen auf Bildungste­ilhabe in Augsburg und nicht alle Einrichtun­gen die gleichen Bedingunge­n zur möglichst guten Förderung der Kinder hätten, so Wild: „Unser Ziel ist es, die Bildungste­ilhabe von Kindern so frühzeitig wie möglich zu fördern. Der aktuelle Bildungsbe­richt liefert dazu wertvolle Hinweise, wo am besten angesetzt werden sollte.“

Im neuen Bildungsbe­richt der Stadt wird besonderes Augenmerk auf Kinder mit Migrations­hintergrun­d gelegt. Klaus Maciol: „Der Anteil der betreuten Kinder zwischen drei und sechs Jahren, für die Deutsch die Zweitsprac­he ist, nimmt zu. Lag der Wert 2012 noch bei 32 Prozent, so hat er 2018 bereits 39 Prozent erreicht.“Die hohe Anmenden zahl von Kindern mit Wurzeln im Ausland bringe gleich mehrere Herausford­erungen mit sich. Eine Erkenntnis ist, dass sie im Schnitt erst zu einem späteren Zeitpunkt zum Besuch von Kindertage­seinrichtu­ngen angemeldet werden, als Kinder ohne Migrations­hintergrun­d. Ein Knackpunkt, da sich bei einem Besuch einer Kindertage­sstätte von mehr als drei beziehungs­weise vier Jahren die Bildungsch­ancen eines Kindes erhöhten.

Zum anderen seien Kitas in Augsburg unterschie­dlich stark gefordert: Laut Bildungsbe­richt gibt es Einrichtun­gen in der Stadt, in der kein Kind mit Zweitsprac­he Deutsch betreut werde, als auch Einrichtun­gen, in der 96 Prozent der Kinder mit Deutsch als Zweitsprac­he aufwachsen. Um die Bildungste­ilhabe allen Kindern zu ermögliche­n, wurde in der AusschussS­tadt, sitzung der Gründung einer Arbeitsgru­ppe zugestimmt. Die Mitglieder sollen Vorschläge entwickeln, wie Einrichtun­gen im Hinblick auf die Augsburger Gegebenhei­ten besonders gefördert werden können.

Martina Wild sagt, ihr sei es bewusst, dass daneben auch qualifizie­rtes pädagogisc­hes Personal benötigt wird. „Aktuell hat die Stadt Augsburg 860 Mitarbeite­nde im Kita Bereich. Hinzu kommen noch die der freien Träger und der Tagespfleg­e.“Es sei deshalb der richtige Weg gewesen, dass auch die Stadt neben Diakonie und Maria Stern mit einem eigenen Ausbildung­sangebot gestartet sei.

Im September wurde die städtische Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik zur Ausbildung für Erzieherin­nen und Erzieher in der Maximilian­straße eröffnet. »Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol) ?? Derzeit gibt es zu wenige Kita‰Plätze in Augsburg. In den kommenden Jahren sollen 3830 Plätze entstehen.
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbol) Derzeit gibt es zu wenige Kita‰Plätze in Augsburg. In den kommenden Jahren sollen 3830 Plätze entstehen.

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