„Augen auf und durch“
Was Daniela Kulot Hoffnung in der Krise gibt. Mit der Autorin und Illustratorin startet unsere neue Serie
Schon wieder Lockdown, schon wieder ist die Kultur lahm gelegt. Wir wollen wissen, wie Künstler, Schriftsteller, Schauspieler, Musiker, Veranstalter in der Region mit der Situation umgehen. Als erste beantwortet die Autorin und Illustratorin Daniela Kulot unseren neuen Fragebogen. In unserer morgigen Ausgabe geht es weiter.
Wie ist Ihre derzeitige Gemütsverfassung?
Daniela Kulot: Ich sitze jahrein, jahraus alleine in meinem Atelier und arbeite in meinem eigenen Universum. Von daher sind Kontaktbeschränkungen nichts, was mich einschränkt oder gar bedrückt. Andererseits sind in diesem Jahr bei mir fast alle Lesungen ausgefallen, etwa 20 an der Zahl. Das ist ein harter finanzieller Einbruch. Trotzdem werden nach wie vor Bücher gekauft, in diesen Zeiten vielleicht sogar mehr als sonst, von daher habe ich im Moment glücklicherweise noch keine existenzbedrohenden Einbußen. Da bei uns Autor*innen die Honorare aber immer erst im Folgejahr ausbezahlt werden, kann das in den nächsten Jahren anders aussehen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Kulot: Gerade arbeite ich an einem Bilderbuch, das in einer eisigen Winterzeit spielt, in der die Tiere des Waldes in Not geraten. Es geht um Egoismus, Teilen und Zusammenhalt. Die Idee entstand aber vor der Pandemie. Zudem nutze ich die durch ausgefallene Lesungen frei gewordene Zeit, um ein neues Programm für meine Lesungen zu erarbeiten. Außerdem sind neue Texte und Bildideen in Bearbeitung.
Welcher Verzicht schmerzt jetzt am stärksten?
Kulot: Vor allem die Schließung sogenannter Freizeiteinrichtungen, zu denen kurioserweise auch kulturelle Spielstätten, Veranstaltungen und Museen gehören. Die Premiere der „Winterreise“des Staatstheaters Augsburg, die einen Tag nach dem „Lockdown“nur noch per Livestream übertragen werden konnte, hat dies schmerzlich vor Augen geführt. Außerdem ist die kategorische Schließung von Krankenhäusern und Pflegeheimen ein kaum zu ertragender Eingriff. Hier müssen dringend Lösungen gefunden werden. Man kann nicht diejenigen, die jetzt am meisten Kontakt bräuchten, alleine verkümmern lassen.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Kulot: Hoffnung gibt mir, dass kreative Menschen offenbar eine unversiegbare Kraftquelle haben, die uns
Daniela Kulot, geboren 1966 in Schongau, arbeitet seit 1993 als freischaffende Malerin sowie Kinder buchautorin und illustratorin – und das überaus erfolgreich. Sie lebt in Augsburg.
Werke Ihre Bücher sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt worden, unter anderem ins Russische, Korea nische, Chinesische, Japanische, Spanische und Französische. Ihre Bü cher zeichnen sich durch eine de tailreiche und zugleich klare Bildspra che aus. trotz der widrigen Umstände weitermachen lässt. Die Präsentationen auf allen denkbaren Plattformen zeigen dies und machen Mut. Auch das macht klar, dass Kunst kein „Freizeitvergnügen“ist, sondern im wahren Sinne des Wortes lebensnotwendig.
Was wünschen Sie sich für 2021? Kulot: Ganz utopisch wünsche ich mir, dass der Corona-Spuk vorbei sein wird und alles wieder so ist wie vorher. Das wird natürlich nicht so sein, wir werden lernen müssen, mit dem Ding umzugehen und zu leben.
Ihr Lebensmotto in der Corona-Krise? Kulot: Augen zu und durch ... nein, Augen AUF und durch!
Noch eine kurze Empfehlung für andere …
Kulot: Sich Zeit nehmen, um gute Bücher zu lesen. Klaren Verstand behalten und weniger den oft zerstörerischen Inhalten in den sozialen Medien folgen.