Aichacher Nachrichten

Die Unterkünft­e sind gefährdet

- VON JONAS VOSS jonas.voss@augsburger‰allgemeine.de

Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr blieb das Infektions­geschehen in Flüchtling­sunterkünf­ten noch – ähnlich wie im restlichen Stadtgebie­t – ruhiger als in anderen Städten. Das scheint sich in diesem Corona-Herbst zu ändern. Die acht aktuell betroffene­n Einrichtun­gen zeigen, wie verwundbar die Menschen in diesen Unterkünft­en sind. Sie besser zu schützen ist jedoch ein schwierige­s Unterfange­n.

In vielen Gemeinscha­ftsunterkü­nften leben die Menschen auf engem Raum: Sie teilen sich Küche und Badezimmer, oft auch die Schlafstät­te. Rückzugsmö­glichkeite­n gibt es kaum – schon in normalen Zeiten kein Leben, wie das die meisten Menschen gewöhnt sind. Das Virus kann sich unter diesen Gegebenhei­ten ideal verbreiten – ähnlich wie in Pflegeheim­en. Im Gegensatz zu dort leben in Gemeinscha­ftsunterkü­nften jedoch viele jüngere Menschen, was eine Infektion mit dem Virus nach aktuellem Kenntnisst­and weniger gefährlich macht. Das darf aber nicht heißen, die Schutzmaßn­ahmen für die Unterkünft­e nicht ständig zu überprüfen.

Die Behörden haben ihre Konzepte hier über das Jahr hindurch entwickelt: Mittlerwei­le gilt eine Maskenpfli­cht in den Unterkünft­en, es gibt Lüftungs- und Abstandsko­nzepte. Es werden Isolierzim­mer für Infizierte geschaffen und zusätzlich­e Quarantäne­räume für Kontaktper­sonen. Noch sind die Ressourcen der Behörden, etwa die Unterkunft für Infizierte in Inningen, nicht ausgeschöp­ft. 90 Menschen könnten dort leben, aktuell sind es 25. Aber was könnte man darüber hinaus machen, sollten die Fälle über den Winter hinaus weiter zunehmen?

Geflüchtet­e können sich nicht in ihr Zimmer, ihr Homeoffice zurückzieh­en. Sie müssen leben, mit vielen Menschen auf einem Raum. Sie alle in Augsburg auf leer stehende Wohnungen umzuvertei­len, ist angesichts des Wohnungsma­rktes keine Option. Doch wenn die Bewohner immer wieder in Quarantäne müssen, weil sich jemand in der Unterkunft infiziert hat, fehlt ihnen der Kontakt nach draußen. Es fehlt ihnen die Unterstütz­ung etwa bei Jobbewerbu­ngen oder psychische­n Problemen. Aber ohne Quarantäne wird man das Virus auf diesen oft engen Räumen nicht aufhalten können – es bleibt ein Dilemma.

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