Die Unterkünfte sind gefährdet
Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr blieb das Infektionsgeschehen in Flüchtlingsunterkünften noch – ähnlich wie im restlichen Stadtgebiet – ruhiger als in anderen Städten. Das scheint sich in diesem Corona-Herbst zu ändern. Die acht aktuell betroffenen Einrichtungen zeigen, wie verwundbar die Menschen in diesen Unterkünften sind. Sie besser zu schützen ist jedoch ein schwieriges Unterfangen.
In vielen Gemeinschaftsunterkünften leben die Menschen auf engem Raum: Sie teilen sich Küche und Badezimmer, oft auch die Schlafstätte. Rückzugsmöglichkeiten gibt es kaum – schon in normalen Zeiten kein Leben, wie das die meisten Menschen gewöhnt sind. Das Virus kann sich unter diesen Gegebenheiten ideal verbreiten – ähnlich wie in Pflegeheimen. Im Gegensatz zu dort leben in Gemeinschaftsunterkünften jedoch viele jüngere Menschen, was eine Infektion mit dem Virus nach aktuellem Kenntnisstand weniger gefährlich macht. Das darf aber nicht heißen, die Schutzmaßnahmen für die Unterkünfte nicht ständig zu überprüfen.
Die Behörden haben ihre Konzepte hier über das Jahr hindurch entwickelt: Mittlerweile gilt eine Maskenpflicht in den Unterkünften, es gibt Lüftungs- und Abstandskonzepte. Es werden Isolierzimmer für Infizierte geschaffen und zusätzliche Quarantäneräume für Kontaktpersonen. Noch sind die Ressourcen der Behörden, etwa die Unterkunft für Infizierte in Inningen, nicht ausgeschöpft. 90 Menschen könnten dort leben, aktuell sind es 25. Aber was könnte man darüber hinaus machen, sollten die Fälle über den Winter hinaus weiter zunehmen?
Geflüchtete können sich nicht in ihr Zimmer, ihr Homeoffice zurückziehen. Sie müssen leben, mit vielen Menschen auf einem Raum. Sie alle in Augsburg auf leer stehende Wohnungen umzuverteilen, ist angesichts des Wohnungsmarktes keine Option. Doch wenn die Bewohner immer wieder in Quarantäne müssen, weil sich jemand in der Unterkunft infiziert hat, fehlt ihnen der Kontakt nach draußen. Es fehlt ihnen die Unterstützung etwa bei Jobbewerbungen oder psychischen Problemen. Aber ohne Quarantäne wird man das Virus auf diesen oft engen Räumen nicht aufhalten können – es bleibt ein Dilemma.