Mit großen Schritten über die Tartanbahn
Sportporträt Jakob Stade gehört zu den besten 800-Meter-Läufern Deutschlands. Dabei hat der 16-Jährige mit 1,94 Metern eher die Statur eines Hochspringers. Wie der Meringer mit der Corona-Krise umgeht und welche Ziele er hat
Mering/Kissing Wer Jakob Stade auf der Tartanbahn in Kissing laufen sieht, könnte auf die Idee kommen, dass der 16-Jährige die Sportart verwechselt hat. Denn mit 1,94 Metern hat der Meringer, der für den Kissinger SC startet, eher die Statur eines Basketballers als die eines 800-Meter-Spezialisten. „Das ist eher ungewöhnlich, aber auch nicht so tragisch. Usain Bolt ist ähnlich groß und die Sprinter eigentlich noch kleiner. Wenn ich bei einem Wettbewerb bin, halten mich aber viele für einen Hochspringer“, so Stade. Der Läufer gehört zu den besten Leichtathleten des Wittelsbacher Landes. Trotz der CoronaPandemie feierte der Nachwuchsathlet in diesem Jahr einige Erfolge, unter anderem wurde er Dritter bei der deutschen Meisterschaft.
Irgendwann möchte der angehende Abiturient bei den nationalen Titelkämpfen ganz oben auf dem Treppchen stehen. In der kommenden Saison werde das aber schwierig: „Dann bin ich wieder einer der Jüngsten. Außerdem kommen die Abiturprüfungen dazu. 2022 könnte dann wieder etwas gehen“, so Stade, der nach der Schule studieren möchte. „Ich bin in Sport und Mathe ganz gut, weiß aber noch nicht, was und wo ich studieren möchte.“Ein Ziel für die Reifeprüfung hat der Meringer aber genau im Kopf: „Eine Eins vor dem Komma wäre gut.“Um das Ziel zu erreichen, hofft er, dass die Schulen nicht wieder geschlossen würden: „Homeschooling fand ich nicht so toll. Ich gehe lieber in die Klasse, das bringt mir mehr. Wir haben ohnehin schon einiges an Zeit wegen Corona eingebüßt“, so der Schüler, der die zwölfte Klasse des Rudolf-Diesel-Gymnasiums in Hochzoll besucht.
Auch sportlich hatte das CoronaVirus Auswirkungen für Jakob Stade. Neben zahlreichen ausgefallenen Wettbewerben änderte sich das Training. Der 800-Meter-Spezialist war die meiste Zeit auf sich alleine gestellt. „Ich trainiere auch sonst öfter allein, aber über Monate ohne Trainingspartner zu sein, ist schon blöd. Es gibt niemanden, der einen motiviert. Es gab Momente, da wäre ich beim Waldlauf beinahe wieder umgekehrt. Ich musste mich überwinden.“Bis zu sechsmal pro Woche treibt der 16-Jährige Sport. Neben Ausdauer- und Tempoläufen stehen auch Kraft- und Athletiktraining auf dem Programm: „Es würde nicht viel bringen, wenn ich immer nur 800 Meter laufe. Die Technik darf man nicht unterschätzen. Gerade auf meiner Distanz spielt auch die Haltung eine wichtige Rolle. Der Laufstil macht da schon etwas aus.“
Das Training hat sich für Stade in diesem Jahr gelohnt. Neben Platz drei bei den nationalen Titelkämpfen holte er sich auch noch den Titel bei der bayerischen Meisterschaft. Seine Bestzeit liegt aktuell bei 1,54.32 Minuten. „Das war meine bisher beste Saison.“Vor rund drei Jahren entschied sich Stade für die 800 Meter, davor trat er bei Wettbewerben in verschiedenen Disziplinen an: „Die Distanz liegt mir. Durch den Erfolg erhöht sich der Spaßfaktor, und die Motivation steigt.“Doch Stade schätzt an seiner Spezialdisziplin auch andere Dinge: „Man braucht eine gute Mischung aus Ausdauer, Sprintstärke, und taktisch gibt es auch mehrere Varianten für so ein Rennen.“
Obwohl Stade keiner ist, der groß taktiert: „Ich laufe am liebsten von vorne. Da kann ich das Tempo vorlegen und habe freie Bahn.“Diese Renntaktik hänge auch mit seiner Größe zusammen: „Mit 1,94 ist es nicht immer leicht, von hinten nach vorne zu laufen. Es besteht die Gefahr, dass man hängen bleibt. Auf der Bahn kann es ganz schön zur Sache gehen, da wird schon mal mit den Ellenbogen gearbeitet.“Dabei kam Jakob Stade eher zufällig zur Leichtathletik. „Meine Eltern haben mich als Kind immer zum Lauftreff mitgenommen. Da war ich fünf oder sechs Jahre alt.“Einmal pro Woche wurde trainiert. Im Alter von zehn Jahren ging es dann zum