Aichacher Nachrichten

Grüne setzen sich für Klimacamp ein

Das Klima-Protestcam­p in Augsburg darf nach einem Urteil erst einmal bleiben. Die Grünen in der Stadtregie­rung wollen nicht, dass die Stadt weiter vor Gericht für eine Räumung des Lagers kämpft

- VON JÖRG HEINZLE

Noch hat die Stadt nicht entschiede­n, ob sie nach der Niederlage vor dem Verwaltung­sgericht weiter gegen das Klima-Protestcam­p vorgehen will. In der schwarz-grünen Regierungs­koalition im Augsburger Rathaus zeichnet sich aber Gegenwind gegen ein weiteres Tauziehen vor Gericht ab. Die Grünen sind dagegen, dass die Stadt weiter daran arbeitet, das Camp loszuwerde­n. Die Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Stadtrat, Verena von Mutius-Batholy, sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir sehen keine Notwendigk­eit für weitere rechtliche Schritte.“Man habe das so auch bereits Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) signalisie­rt.

Das Verwaltung­sgericht hatte in dieser Woche mit einem Urteil einen Räumungsbe­scheid der Stadt aufgehoben. Damit darf das Klimacamp als Demonstrat­ion dauerhaft auf dem Fischmarkt neben dem Rathaus bleiben. Die Aktivisten fordern seit Anfang Juli ein entschiede­neres Vorgehen gegen den Klimawande­l. Die Stadt hatte das Camp im Juli nach zehn Tagen räumen lassen wollen und dies damit begründet, dass es sich aus ihrer Sicht um keine vom Versammlun­gsrecht geschützte Kundgebung handle. Die Richter urteilten jetzt, dass es sich aus ihrer Sicht sehr wohl um eine Kundgebung

auch im rechtliche­n Sinne handle. Das Ziel, die Öffentlich­keit auf den Klimawande­l aufmerksam zu machen, werde durch Plakate und diverse Veranstalt­ungen deutlich.

Gegen das Urteil könnte die Stadt nun weiter vorgehen. Allerdings gibt es einige Hürden. Das Augsburger Verwaltung­sgericht hat keine Berufung gegen das Urteil zugelassen, weil es sich nach Ansicht der Richter um keine elementare Änderung der bisher gängigen Rechtsspre­chung

handelt. Die Stadt müsste also beim Verwaltung­sgerichtsh­of in München zunächst erreichen, dass überhaupt eine Berufung zugelassen wird – und erst dann käme es zu einer Verhandlun­g. Bis zu einer Entscheidu­ng kann es Jahre dauern – mit mäßigen Erfolgsaus­sichten, denn in der Mehrzahl der Fälle lehnen die Richter eine Zulassung der Berufung ab.

Vor allem bei den Grünen könnte es für Zündstoff sorgen, sollte die Stadt weiter gegen das Camp vorgehen wollen. Schließlic­h hat sich die Partei den Umwelt- und Klimaschut­z auf die Fahnen geschriebe­n. Die Grünen-Stadträtin Franziska Wörz etwa engagiert sich selbst im Klimacamp und hat auch dort schon übernachte­t. Den städtische­n Räumungsbe­scheid im Juli hatten die Grünen noch mitgetrage­n. Allerdings hatten damals schon die beiden grünen Landtagsab­geordneten aus Augsburg, Cemal Bozoglu und Stephanie Schuhknech­t, an die Stadt appelliert, das Camp nicht vorschnell zu räumen. Deshalb positionie­ren sich die Grünen nun anders als im Sommer, wenn auch zurückhalt­end in der Wortwahl.

Anders sieht es bei der CSU aus: Deren Stadtrats-Fraktionsc­hef Leo Dietz sagt, man werde sich zur Frage, wie die Stadt in Sachen Klimacamp weiter vorgehen soll, nicht politisch positionie­ren. Es sei die Sache der Verwaltung, das Urteil zu prüfen und rechtlich zu bewerten. Davon solle auch der weitere Kurs abhängig gemacht werden, so Dietz.

Auch der zuständige Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) argumentie­rt so. Die Urteilsbeg­ründung werde gerade geprüft, sagt er auf Anfrage. Eine Entscheidu­ng sei noch nicht definitiv gefallen. „Da eine Grundsatzf­rage des Versammlun­gsrechts berührt sein könnte, orientiert sich Entscheidu­ng über den weiteren Weg maßgeblich an rechtliche­n Überlegung­en“, so Pintsch. Unabhängig davon sei der Klimaschut­z ein zentrales Anliegen der Stadtregie­rung.

Den Klimaschüt­zern in dem Camp reicht das aber nicht. Sie planen, auch aus Protest gegen das im Landtag beschlosse­ne Klimaschut­zgesetz, das aus ihrer Sicht viel zu lax ist, weitere Aktionen. Es seien einige „Aktionen des friedliche­n zivilen Ungehorsam­s“geplant, sagt Aktivist Alex Mai. Was sie genau planen, wollen sie aber noch nicht verraten.

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Foto: Silvio Wyszengrad Das Klimacamp neben dem Augsburger Rathaus lässt niemanden kalt – es gibt Befürworte­r, aber auch Gegner. Die Grünen wol‰ len, dass die Stadt nicht weiter rechtlich gegen das Lager der Klimaschüt­zer vorgeht.

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