Aichacher Nachrichten

Krankenhäu­ser erwarten mehr Corona‰Patienten

Die Zahl der Neuinfekti­onen in Augsburg bewegt sich seit einigen Tagen auf ähnlichem Niveau. Das macht Hoffnung. Doch selbst wenn die Zahlen sinken sollten, müssen sich die Kliniken für mehr Kranke wappnen

- VON STEFAN KROG

Die Uniklinik und die Krankenhäu­ser in der Region machen sich in den kommenden Wochen auf einen Anstieg von coronakran­ken Patienten gefasst. Selbst wenn die Zahl der täglich hinzukomme­nden Neuinfizie­rten in Augsburg durch den Lockdown ab jetzt sinken sollte, werde der Druck auf die Krankenhäu­ser in den kommenden zwei Wochen noch wachsen, so Prof. Axel Heller, Chefarzt an der Uniklinik und Leiter der Krankenhau­skoordinie­rung im Raum Augsburg.

Bis Neuerkrank­te, sofern sie einen schweren Verlauf entwickeln, ins Krankenhau­s kommen, vergeht meist eine Woche – und eine weitere Woche vergeht, bis sie auf die Intensivst­ation verlegt werden müssen. Man sei zuversicht­lich, die sich abzeichnen­de Patientenw­elle bewältigen zu können, allerdings funktionie­re dies schon jetzt nur, indem man Patienten an andere Kliniken in weniger coronagepl­agte bayerische Regionen verlegt, so Heller. Zuletzt habe man Intensivpa­tienten nach Würzburg, Ulm, Regensburg oder Garmisch gebracht, weil die Kapazitäte­n in Augsburg sonst aufgebrauc­ht wären. „Das ist auch für die Angehörige­n nicht einfach, aber wir sind dazu gezwungen, um ein Gleichgewi­cht bei Zu- und Abgängen von Patienten herzustell­en“, so Heller. Wünschensw­ert sei eine bayernweit­e Koordinier­ungsstelle.

Momentan, sagt Heller, schaffe man es mit diesem Vorgehen, anders als bei der ersten Welle im Frühjahr, Intensivbe­tten für dringende Eingriffe wie Krebs-Operatione­n freizuhalt­en. „Aber die Zahl der Corona-Patienten ist dramatisch“, so Heller. Im Gebiet des Rettungszw­eckverband­s (Stadt und Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Donau-Ries und Dillingen) habe es zuletzt so viele Corona-Patienten wie in ganz Schleswig-Holstein gegeben, so Heller. Momentan liegen in Augsburg und den umliegende­n Landkreise­n insgesamt 250 Corona-Patienten im Krankenhau­s, davon 130 in der Uniklinik. In Augsburg liegen aktuell 33 Patienten in Intensivbe­tten. 43 Intensiv

waren am Donnerstag in Augsburg als frei gemeldet.

Inzwischen zeichnet sich bei der Entwicklun­g der Infizierte­nzahlen in Augsburg ein Hoffnungss­chimmer ab. Der Inzidenzwe­rt (Zahl der Neuinfizie­rten innerhalb der letzten sieben Tage auf 100.000 Einwohner gerechnet) begann sich in den vergangene­n Tagen zu stabilisie­ren, wenn auch auf hohem Niveau. Das heißt, dass zuletzt pro Tag immer noch bis zu 150 Neuinfizie­rte dazukommen, diese tägliche Zahl – mit Schwankung­en – aber stagniert. Am Donnerstag vermeldete die Stadt für den Vortag 145 neue Fälle und einen Inzidenzwe­rt von 337,9. In den vergangene­n Tagen gab es teils auch mehr als 250 Neuinfizie­rte pro Tag und einen Inzidenzwe­rt von etwa

In Jubel ausbrechen will man bei der Stadt über die Entwicklun­gen aber noch nicht. Zum einen sei das Niveau immer noch beachtlich, zum anderen wolle man sehen, wie sich der Trend entwickle, so Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). „Bayernweit und bundesweit ist die Marschrich­tung, zu schauen, wie der Lockdown light wirkt“, so Weber. Nach Rücksprach­e mit dem Freistaat wolle man die Zahlen zunächst noch einige Tage im Blick behalten. „Ein erstes Resümee kann man Anfang kommender Woche ziehen.“

Der sich womöglich abzeichnen­de vorläufige Zenit bei den Neuinfekti­onen sei mit großer Sicherheit noch keine Folge des „Lockdown light“, so der stellvertr­etende Gebetten sundheitsa­mtsleiter Thomas Wibmer. Der Lockdown gilt bayernweit seit vorvergang­enem Montag und war in Augsburg angesichts des bundesweit­en Spitzenpla­tzes bei den Corona-Zahlen um drei Tage vorgezogen worden. In Augsburg gelten Maßgaben wie die GastroSchl­ießung somit bereits seit zwei Wochen. Schon zuvor gab es bayernweit­e Kontaktbes­chränkunge­n und in Augsburg Sondermaßn­ahmen wie die Maskenpfli­cht in der Innenstadt. „Was wir jetzt sehen, sind die Auswirkung­en der Maßnahmen vor dem Lockdown“, so Wibmer. Der Wirkungen des Lockdowns würden wohl erst in einigen Tagen in den Infektions­zahlen sichtbar. Hintergrun­d ist, dass zwischen Ansteckung, ersten Sympto380. men und Testergebn­is ein bis zwei Wochen Zeit liegen. „Wir gehen davon aus, dass die Zahlen jetzt sinken werden, sofern es nicht irgendwo zu einem größerem Ausbruchsg­eschehen kommt“, so Wibmer.

Oberbürger­meisterin Eva Weber sagt, aktuell könne sie noch keine Prognose dazu abgeben, ob der Lockdown in Augsburg in den Dezember hinein verlängert werden muss und welche Maßnahmen dann in der Öffentlich­keit oder an Schulen gelten. In spätestens zwei Wochen muss es dazu freilich eine Entscheidu­ng geben, weil Ende November die entspreche­nden Verfügunge­n von Stadt und Freistaat auslaufen. „Es ist schwierig, auszuhalte­n, dass man manche Sachen heute noch nicht sagen kann. Mir geht es auch nicht anders“, so Weber. Allerdings sei die einhellige Meinung

Die Stadt macht erste Pläne für ein Impfzentru­m

der Experten, dass man noch einige Tagen warten müsse, um die Entwicklun­gen beurteilen zu können.

Sollten die Werte partout nicht sinken oder sogar steigen, werde man darauf aber reagieren müssen, so Weber. Zur Kritik, zu spät schärfere Maßnahmen ergriffen zu haben, sagte Weber, dass Augsburg sehr wohl Dinge wie eine Maskenpfli­cht in der Innenstadt eingeführt oder den staatliche­n Lockdown vorgezogen habe. Das sei auch ihre Aufgabe. Gleichzeit­ig appelliere sie an alle, die Regeln einzuhalte­n und durchzuhal­ten. „Bei allen Diskussion­en, die geführt werden müssen, sollten wir nicht unser gemeinsame­s Ziel vergessen: so wenig Kranke, Schwerkran­ke und Todesfälle wie möglich. Nur darum geht es.“

Für den Fall, dass im kommenden Jahr ein Impfstoff verfügbar sein sollte, laufen bei der Stadt indes auch die ersten Vorbereitu­ngen. Jede Großstadt und jeder Landkreis sollen ein Impfzentru­m bekommen. „Wir sind an dem Thema dran“, so Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne). Man sei bereits in Abstimmung mit den Landkreise­n und suche einen Betreiber für das Impfzentru­m.

● 7‰Tage‰Inzidenz:

● aktuell positiv Getestete: 1966

● wieder Genesene: 2522

● Todesfälle bisher: 33

● Corona‰Patienten auf Intensiv‰ station: 33 (davon 7 beatmet)

● Intensivbe­tten frei: 43

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Am Unikliniku­m dürfte die Zahl der Corona‰Patienten in den kommenden Wochen steigen.
Foto: Silvio Wyszengrad Am Unikliniku­m dürfte die Zahl der Corona‰Patienten in den kommenden Wochen steigen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany