Krankenhäuser erwarten mehr CoronaPatienten
Die Zahl der Neuinfektionen in Augsburg bewegt sich seit einigen Tagen auf ähnlichem Niveau. Das macht Hoffnung. Doch selbst wenn die Zahlen sinken sollten, müssen sich die Kliniken für mehr Kranke wappnen
Die Uniklinik und die Krankenhäuser in der Region machen sich in den kommenden Wochen auf einen Anstieg von coronakranken Patienten gefasst. Selbst wenn die Zahl der täglich hinzukommenden Neuinfizierten in Augsburg durch den Lockdown ab jetzt sinken sollte, werde der Druck auf die Krankenhäuser in den kommenden zwei Wochen noch wachsen, so Prof. Axel Heller, Chefarzt an der Uniklinik und Leiter der Krankenhauskoordinierung im Raum Augsburg.
Bis Neuerkrankte, sofern sie einen schweren Verlauf entwickeln, ins Krankenhaus kommen, vergeht meist eine Woche – und eine weitere Woche vergeht, bis sie auf die Intensivstation verlegt werden müssen. Man sei zuversichtlich, die sich abzeichnende Patientenwelle bewältigen zu können, allerdings funktioniere dies schon jetzt nur, indem man Patienten an andere Kliniken in weniger coronageplagte bayerische Regionen verlegt, so Heller. Zuletzt habe man Intensivpatienten nach Würzburg, Ulm, Regensburg oder Garmisch gebracht, weil die Kapazitäten in Augsburg sonst aufgebraucht wären. „Das ist auch für die Angehörigen nicht einfach, aber wir sind dazu gezwungen, um ein Gleichgewicht bei Zu- und Abgängen von Patienten herzustellen“, so Heller. Wünschenswert sei eine bayernweite Koordinierungsstelle.
Momentan, sagt Heller, schaffe man es mit diesem Vorgehen, anders als bei der ersten Welle im Frühjahr, Intensivbetten für dringende Eingriffe wie Krebs-Operationen freizuhalten. „Aber die Zahl der Corona-Patienten ist dramatisch“, so Heller. Im Gebiet des Rettungszweckverbands (Stadt und Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Donau-Ries und Dillingen) habe es zuletzt so viele Corona-Patienten wie in ganz Schleswig-Holstein gegeben, so Heller. Momentan liegen in Augsburg und den umliegenden Landkreisen insgesamt 250 Corona-Patienten im Krankenhaus, davon 130 in der Uniklinik. In Augsburg liegen aktuell 33 Patienten in Intensivbetten. 43 Intensiv
waren am Donnerstag in Augsburg als frei gemeldet.
Inzwischen zeichnet sich bei der Entwicklung der Infiziertenzahlen in Augsburg ein Hoffnungsschimmer ab. Der Inzidenzwert (Zahl der Neuinfizierten innerhalb der letzten sieben Tage auf 100.000 Einwohner gerechnet) begann sich in den vergangenen Tagen zu stabilisieren, wenn auch auf hohem Niveau. Das heißt, dass zuletzt pro Tag immer noch bis zu 150 Neuinfizierte dazukommen, diese tägliche Zahl – mit Schwankungen – aber stagniert. Am Donnerstag vermeldete die Stadt für den Vortag 145 neue Fälle und einen Inzidenzwert von 337,9. In den vergangenen Tagen gab es teils auch mehr als 250 Neuinfizierte pro Tag und einen Inzidenzwert von etwa
In Jubel ausbrechen will man bei der Stadt über die Entwicklungen aber noch nicht. Zum einen sei das Niveau immer noch beachtlich, zum anderen wolle man sehen, wie sich der Trend entwickle, so Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). „Bayernweit und bundesweit ist die Marschrichtung, zu schauen, wie der Lockdown light wirkt“, so Weber. Nach Rücksprache mit dem Freistaat wolle man die Zahlen zunächst noch einige Tage im Blick behalten. „Ein erstes Resümee kann man Anfang kommender Woche ziehen.“
Der sich womöglich abzeichnende vorläufige Zenit bei den Neuinfektionen sei mit großer Sicherheit noch keine Folge des „Lockdown light“, so der stellvertretende Gebetten sundheitsamtsleiter Thomas Wibmer. Der Lockdown gilt bayernweit seit vorvergangenem Montag und war in Augsburg angesichts des bundesweiten Spitzenplatzes bei den Corona-Zahlen um drei Tage vorgezogen worden. In Augsburg gelten Maßgaben wie die GastroSchließung somit bereits seit zwei Wochen. Schon zuvor gab es bayernweite Kontaktbeschränkungen und in Augsburg Sondermaßnahmen wie die Maskenpflicht in der Innenstadt. „Was wir jetzt sehen, sind die Auswirkungen der Maßnahmen vor dem Lockdown“, so Wibmer. Der Wirkungen des Lockdowns würden wohl erst in einigen Tagen in den Infektionszahlen sichtbar. Hintergrund ist, dass zwischen Ansteckung, ersten Sympto380. men und Testergebnis ein bis zwei Wochen Zeit liegen. „Wir gehen davon aus, dass die Zahlen jetzt sinken werden, sofern es nicht irgendwo zu einem größerem Ausbruchsgeschehen kommt“, so Wibmer.
Oberbürgermeisterin Eva Weber sagt, aktuell könne sie noch keine Prognose dazu abgeben, ob der Lockdown in Augsburg in den Dezember hinein verlängert werden muss und welche Maßnahmen dann in der Öffentlichkeit oder an Schulen gelten. In spätestens zwei Wochen muss es dazu freilich eine Entscheidung geben, weil Ende November die entsprechenden Verfügungen von Stadt und Freistaat auslaufen. „Es ist schwierig, auszuhalten, dass man manche Sachen heute noch nicht sagen kann. Mir geht es auch nicht anders“, so Weber. Allerdings sei die einhellige Meinung
Die Stadt macht erste Pläne für ein Impfzentrum
der Experten, dass man noch einige Tagen warten müsse, um die Entwicklungen beurteilen zu können.
Sollten die Werte partout nicht sinken oder sogar steigen, werde man darauf aber reagieren müssen, so Weber. Zur Kritik, zu spät schärfere Maßnahmen ergriffen zu haben, sagte Weber, dass Augsburg sehr wohl Dinge wie eine Maskenpflicht in der Innenstadt eingeführt oder den staatlichen Lockdown vorgezogen habe. Das sei auch ihre Aufgabe. Gleichzeitig appelliere sie an alle, die Regeln einzuhalten und durchzuhalten. „Bei allen Diskussionen, die geführt werden müssen, sollten wir nicht unser gemeinsames Ziel vergessen: so wenig Kranke, Schwerkranke und Todesfälle wie möglich. Nur darum geht es.“
Für den Fall, dass im kommenden Jahr ein Impfstoff verfügbar sein sollte, laufen bei der Stadt indes auch die ersten Vorbereitungen. Jede Großstadt und jeder Landkreis sollen ein Impfzentrum bekommen. „Wir sind an dem Thema dran“, so Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne). Man sei bereits in Abstimmung mit den Landkreisen und suche einen Betreiber für das Impfzentrum.
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● 7TageInzidenz:
● aktuell positiv Getestete: 1966
● wieder Genesene: 2522
● Todesfälle bisher: 33
● CoronaPatienten auf Intensiv station: 33 (davon 7 beatmet)
● Intensivbetten frei: 43