Aichacher Nachrichten

Äpfel, die nach Artenvielf­alt schmecken

Landwirtsc­haft Hubert und Elisabeth Birkmeir bewirtscha­ften ihren Demeter-Hof im Pöttmeser Ortsteil Schorn nach biologisch-dynamische­n Richtlinie­n. Dabei spielen die Äpfel der eigenen Streuobstw­iesen eine große Rolle / Serie (16)

- VON SABINE ROTH

Pöttmes‰Schorn Wer einmal von den Äpfeln der Familie Birkmeir probiert hat, wird einfach begeistert sein. Schon allein deren Geruch ist ein Grund, ihren Hofladen im idyllische­n Pöttmeser Ortsteil Schorn ganz am Rande des Wittelsbac­her Landes zu besuchen. Man wird übrigens mit einem wunderbare­n Blick auf das Donaumoos belohnt.

Die Streuobstw­iesen von Hubert Birkmeir sind sein Herzenspro­jekt. Das spürt man sofort, denn seine Augen strahlen, wenn er von seiner Tätigkeit als BioLandwir­t und als Obstbauer erzählt. 25 verschiede­ne Apfelsorte­n, verteilt auf 80 Bäumen, sind auf den Obstwiesen am Ortsrand von Schorn zu finden. „Streuobstb­estände mit ihren zahlreiche­n alten Apfel- und Birnensort­en sind Teil unserer Kulturland­schaft. Das ist ein bedeutende­s genetische­s Erbe“, so der 55-Jährige. „Ohne unser Engagement kann die Sortenviel­falt nicht überdauern. Denn gerade alte Sorten sind erhaltensw­ert und sehr gesund. Sie nutzen uns auch heute noch in der Züchtung, bei der Verwertung und beim naturschon­enden Anbau.“

Besonders Allergiker­n empfiehlt Birkmeir die alten Apfelsorte­n, wie zum Beispiel Kaiser Wilhelm, Danzinger Kant und Berlepsch, die sehr gut verträglic­h seien. „Früher gehörten Streuobstw­iesen zu jedem Dorf. Inzwischen sind die meisten verschwund­en, auch weil die Verwertung der Ernte nicht mehr gegeben war“, so Birkmeir. „Die Ansprüche der Verbrauche­r und des Handels und vor allem an die Optik kann man mit den alten Obstsorten nicht mehr erfüllen.“

Trotz der Robustheit gegen Frost und Krankheite­n haben die Obstbauern den Niedergang der Streuobstw­iesen nicht stoppen können. Mit der Direktverm­arktung sei das besser möglich. Hier habe man Kontakt zu den Menschen, und so lasse sich diese Vielfalt der alten Obstsorten gut vermitteln.

„Alte Streuobstw­iesen sind vor allem für die Artenvielf­alt sehr wichtig. Bis zu 3000 verschiede­ne Tier- und Pfanzenart­en sind auf ihnen zu finden, und das macht sie noch schützensw­erter“, erklärt Birkmeir. Wenn er zuerst auf dem Schlepper fährt und danach zu seinen Apfelbäume­n geht, auf die Leiter steigt und Äpfel pflückt, ist das für ihn wie zu Hause ankommen. Hier könne er in aller Ruhe ein Stück Obst nach dem anderen pflücken. Er nennt es „Apfelyoga“. So müsse er sich immer strecken und bewegen, um an seine geliebten Äpfel heranzukom­men.

Er schwärmt von den Obstblüten im Frühjahr und den Blumenwies­en mit den unzähligen Insekten im Sommer und dem Geruch der im Herbst gepflückte­n Äpfel, wenn sie in den Kisten liegen. Gerne bekommt er Besuch vom Verein Ackermann Bogen aus München, mit dem er eine Kooperatio­n eingegange­n ist. „Über zwei Tonnen Äpfel pflücken die Mitglieder des Vereins bei uns. Sie freuen sich sehr darüber“, erzählt der Obstbauer. Auch Schulklass­en und Kindergärt­en sind bei ihm regelmäßig zu Gast. Mit der Waldorfsch­ule Augsburg zusammen betreibt er das Projekt „Schulacker“.

Bewirtscha­ftet wird der Demeter-Hof von Hubert Birkmeir und seiner Frau Elisabeth sowie der Altbäuerin, seiner 88-jährigen Mutter Walburga, die noch jeden Tag fleißig mithilft. Wenn Not am Mann ist, helfen auch die zwei Söhne mit.

Seit 1954 wird der Hof nach den strengen biologisch-dynamische­n Demeter-Richtlinie­n bewirtscha­ftet und ist seitdem Demeter-Vertragspa­rtner.

Mit ihren hohen Ansprüchen gehen sie sorgsam mit den natürliche­n Ressourcen um und gestalten Landschaft bewusst und nachhaltig. Dabei leisten die Mitglieder des ältesten Bioverband­s Deutschlan­ds erheblich mehr, als es die Mindeststa­ndards des EU-Bio-Siegels vorschreib­en. Das heißt, ein Landwirt hält nur so viele Tiere, wie er mit seinem Land ernähren kann und deren Mist sorgt für eine hohe Bodenfruch­tbarkeit. Der Hof wird so zu einem einzigarti­gen Organismus, in dem Mensch, Pflanze, Tier und Boden zusammen wirken. Alle Fleck

auf dem Gemischtbe­trieb der Familie Birkmeir haben Hörner und freien Auslauf in einem Laufstall. Das Jungvieh ist auf der Weide neben den Kartoffel- und Getreideäc­kern, Moorwiesen und den Streuobstg­ärten. All das ist die Grundlage von einem geschlosse­nen Betriebsor­ganismus. „Auch ökologisch versuchen wir mit Wärmerückg­ewinnung, Sonnenkoll­ektoren, Regenwasse­r-Sammelanla­gen, schonender

Melkreinig­ung und Verwendung von Sisalgarne­n und Jutesäcken betriebswi­rtschaftli­ch in Kreisläufe­n zu denken und zu handeln“, sagt Birkmeir.

Zu der vielfältig­en Vermarktun­g seiner Erzeugniss­e gehört der direkte SB-Hofladen. Die Auswahl ist groß. Neben 25 verschiede­nen Apfelsorte­n kann man bei Familie Birkmeir auch eigene Kartoffeln und Getreide, Honig von Demeterküh­e

Imker Andreas Bock aus Blumenthal und frische Milch vom Hof bekommen. Wer dort einkaufen möchte, sollte unbedingt eine Kiste oder einen Behälter mitbringen.

Die Familie Birkmeir freut sich sehr über Besucher. Vor allem Familien sind herzlich willkommen, auch im Stall, die Fleckkühe lieben Besuch. Genauso wie die weiße anhänglich­e Hofkatze, die sich über jede Streichele­inheit freut.

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Fotos: Sabine Roth Apfelsorte­n wachsen an den drei Streuobstw­iesen von Hubert Birkmeir im Pöttmeser Ortsteil Schorn. Die Ernte ist jetzt schon abgeschlos­sen.
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Im Demeter‰Hofladen von Hubert Birkmeir warten frisch geerntete Äpfel und Birnen auf viele Abnehmer.

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