Aichacher Nachrichten

Gaunereien am Telefon

Ein Friedberge­r wird von einem vermeintli­chen Polizisten angerufen, der ihn vor Dieben warnt. Der Mann schöpft Verdacht: Es handelt sich um eine neue Betrugsmas­che, die Kreise zieht. In Indersdorf­s übergibt Seniorin ein Vermögen

- VON MICHAEL POSTL

Ein Friedberge­r wird von einem vermeintli­chen Polizisten vor Dieben gewarnt. Doch er schöpft Verdacht. Was man bei solchen Anrufen beachten muss.

Aichach‰Friedberg Eine neue Betrugsmas­che greift auch im Kreis Aichach-Friedberg um sich. Gerhard Tauer (Name geändert) ist einer von denen, die angerufen wurden. Als der Friedberge­r abnahm, meldete sich Dietmar Manz, angeblich Kriminalha­uptkommiss­ar. Kaum zwei Minuten habe das Gespräch mit dem vermeintli­chen Polizisten gedauert. Was bei Tauer zurückblie­b, war ein ungutes Gefühl, zu Recht, wie sich später herausstel­lte. Es gehe um eine Diebesband­e, die gerade einen Friedberge­r Supermarkt überfallen habe, erklärte der selbst ernannte Beamte Manz, die Polizei sei ihr auf den Fersen. Einen Teil der Gaunergrup­pe habe die Polizei bereits stellen können, der Rest sei auf der Flucht.

Tauers Adresse stehe auf einem Zettel, den der vermeintli­che Kommissar bei einem der Diebe gefunden habe. „Er hatte eine ältere, vertrauene­rweckende, seriöse Stimme ohne Dialekt“, sagt Tauer über den Mann am anderen Ende der Leitung. „So wie man sich Polizisten im Film vorstellt.“Über den Balkon sei seine Wohnung leicht zu betreten, zudem sei seine Frau gerade nicht zu Hause, so der Betrüger weiter. Beides Aussagen, die Gerhard Tauer merkwürdig vorkamen, als sei er unter Beobachtun­g. „Und Sie haben doch auch Goldbarren im Haus“, habe der Polizist dann gesagt.

Wahrheitsg­emäß habe er die Frage mit nein beantworte­t, erzählt Tauer, bei ihm gebe es nichts zu holen. Später wird Tauer sagen, dass dies der Punkt war, an dem das Gespräch keinen Sinn mehr hatte. Zumindest nicht für den angebliche­n Polizisten. Denn der beendete das Telefonat kurz darauf, und auf Tauers Frage, was er denn nun wegen der Diebesband­e tun sollte, erwiderte der Polizist nur, er werde sich melden. Das geschah jedoch nicht. Tauer hatte das aber auch nicht erwartet. Denn ein „komisches Gefühl“hatte den Friedberge­r nach dem Telefonat beschliche­n.

Das verstärkte sich, als er sich nach dem Gespräch an seinen Schreibtis­ch setzte und den Rechner

Und siehe da – nach ein paar Minuten fand er im Internet den Bericht einer norddeutsc­hen Tageszeitu­ng, in dem derselbe Name vorkam: Dietmar Manz.

Eine Seniorin aus Markt Indersdorf, die über Tage von falschen Polizeibea­mten bedrängt wurde, händigte dagegen ihre Ersparniss­e an die Täter aus, wie die Kriminalpo­lizei Fürstenfel­dbruck meldet. Unter der häufig verwendete­n Legende, dass ein Einbruch bevorstünd­e und die Polizei nun ihre Wertgegens­tände vor den vermeintli­chen Dieben sichern müsse, wurde die Seniorin massiv unter Druck gesetzt. Schließlic­h konnte das Opfer nach drei Tagen dazu bewegt werden, große Vermögensw­erte in Form von Münzen aus ihrem Bankschlie­ßfach abzuholen und an unbekannte Abstartete. holer zu übergeben. Es ging um Beute im sechsstell­igen Bereich.

Aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen meldet die Polizei einen ähnlichen Versuch von Telefonbet­rug. Da die angerufene 83-Jährige Bedenken über die Glaubwürdi­gkeit des Anrufs äußerte, sollte sie während des Gesprächs die 110 wählen. Als die Seniorin die 110 während des laufenden Gesprächs gewählt hatte, meldete sich eine weitere Person und versuchte ihr glaubhaft zu machen, von der Polizei zu sein. Eine Masche, die um sich greift?

Auch Tauer wandte sich an die Polizei, die nun ermittelt. Der stellvertr­etende Dienststel­lenleiter in Friedberg, Martin Binder, hofft auf einen Erfolg. Einfach sind solche Ermittlung­en jedoch nicht. Was viele laut dem Beamten nicht wissen: „Über die übermittel­te Telefonnum­mer können wir nur selten Rückschlüs­se auf den Täter ziehen.“Denn Binder zufolge benutzen Betrüger in der Regel Computerpr­ogramme, um Nummern der örtlichen Polizei, die 110 oder Ähnliches anzuzeigen. Da die Täter zudem oft im Ausland sitzen, sei eine Rückverfol­gung schwierig. Dennoch konnten immer wieder Tatverdäch­tige festgenomm­en werden. Die Polizei rät, sich und sein Umfeld zu sensibilis­ieren, insbesonde­re ältere alleinsteh­ende Menschen. „Die Polizei wird nie nach Geld oder Wertgegens­tänden fragen“, sagt Binder. Deshalb warnt er davor, Details über sich, die Vermögenss­ituation oder sensible Daten wie die Kontoverbi­ndung preiszugeb­en.

Bei Zweifel sollen sich Betroffene an eine Polizeidie­nststelle wenden oder direkt beim Notruf 110 anrufen. Infos gibt es im Internet unterder Adresse www.polizei-beratung.de.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Eine neue Masche von Telefonbet­rug greift im Landkreis um sich. Ein Betroffene­r erzählt.

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