Gaunereien am Telefon
Ein Friedberger wird von einem vermeintlichen Polizisten angerufen, der ihn vor Dieben warnt. Der Mann schöpft Verdacht: Es handelt sich um eine neue Betrugsmasche, die Kreise zieht. In Indersdorfs übergibt Seniorin ein Vermögen
Ein Friedberger wird von einem vermeintlichen Polizisten vor Dieben gewarnt. Doch er schöpft Verdacht. Was man bei solchen Anrufen beachten muss.
AichachFriedberg Eine neue Betrugsmasche greift auch im Kreis Aichach-Friedberg um sich. Gerhard Tauer (Name geändert) ist einer von denen, die angerufen wurden. Als der Friedberger abnahm, meldete sich Dietmar Manz, angeblich Kriminalhauptkommissar. Kaum zwei Minuten habe das Gespräch mit dem vermeintlichen Polizisten gedauert. Was bei Tauer zurückblieb, war ein ungutes Gefühl, zu Recht, wie sich später herausstellte. Es gehe um eine Diebesbande, die gerade einen Friedberger Supermarkt überfallen habe, erklärte der selbst ernannte Beamte Manz, die Polizei sei ihr auf den Fersen. Einen Teil der Gaunergruppe habe die Polizei bereits stellen können, der Rest sei auf der Flucht.
Tauers Adresse stehe auf einem Zettel, den der vermeintliche Kommissar bei einem der Diebe gefunden habe. „Er hatte eine ältere, vertrauenerweckende, seriöse Stimme ohne Dialekt“, sagt Tauer über den Mann am anderen Ende der Leitung. „So wie man sich Polizisten im Film vorstellt.“Über den Balkon sei seine Wohnung leicht zu betreten, zudem sei seine Frau gerade nicht zu Hause, so der Betrüger weiter. Beides Aussagen, die Gerhard Tauer merkwürdig vorkamen, als sei er unter Beobachtung. „Und Sie haben doch auch Goldbarren im Haus“, habe der Polizist dann gesagt.
Wahrheitsgemäß habe er die Frage mit nein beantwortet, erzählt Tauer, bei ihm gebe es nichts zu holen. Später wird Tauer sagen, dass dies der Punkt war, an dem das Gespräch keinen Sinn mehr hatte. Zumindest nicht für den angeblichen Polizisten. Denn der beendete das Telefonat kurz darauf, und auf Tauers Frage, was er denn nun wegen der Diebesbande tun sollte, erwiderte der Polizist nur, er werde sich melden. Das geschah jedoch nicht. Tauer hatte das aber auch nicht erwartet. Denn ein „komisches Gefühl“hatte den Friedberger nach dem Telefonat beschlichen.
Das verstärkte sich, als er sich nach dem Gespräch an seinen Schreibtisch setzte und den Rechner
Und siehe da – nach ein paar Minuten fand er im Internet den Bericht einer norddeutschen Tageszeitung, in dem derselbe Name vorkam: Dietmar Manz.
Eine Seniorin aus Markt Indersdorf, die über Tage von falschen Polizeibeamten bedrängt wurde, händigte dagegen ihre Ersparnisse an die Täter aus, wie die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck meldet. Unter der häufig verwendeten Legende, dass ein Einbruch bevorstünde und die Polizei nun ihre Wertgegenstände vor den vermeintlichen Dieben sichern müsse, wurde die Seniorin massiv unter Druck gesetzt. Schließlich konnte das Opfer nach drei Tagen dazu bewegt werden, große Vermögenswerte in Form von Münzen aus ihrem Bankschließfach abzuholen und an unbekannte Abstartete. holer zu übergeben. Es ging um Beute im sechsstelligen Bereich.
Aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen meldet die Polizei einen ähnlichen Versuch von Telefonbetrug. Da die angerufene 83-Jährige Bedenken über die Glaubwürdigkeit des Anrufs äußerte, sollte sie während des Gesprächs die 110 wählen. Als die Seniorin die 110 während des laufenden Gesprächs gewählt hatte, meldete sich eine weitere Person und versuchte ihr glaubhaft zu machen, von der Polizei zu sein. Eine Masche, die um sich greift?
Auch Tauer wandte sich an die Polizei, die nun ermittelt. Der stellvertretende Dienststellenleiter in Friedberg, Martin Binder, hofft auf einen Erfolg. Einfach sind solche Ermittlungen jedoch nicht. Was viele laut dem Beamten nicht wissen: „Über die übermittelte Telefonnummer können wir nur selten Rückschlüsse auf den Täter ziehen.“Denn Binder zufolge benutzen Betrüger in der Regel Computerprogramme, um Nummern der örtlichen Polizei, die 110 oder Ähnliches anzuzeigen. Da die Täter zudem oft im Ausland sitzen, sei eine Rückverfolgung schwierig. Dennoch konnten immer wieder Tatverdächtige festgenommen werden. Die Polizei rät, sich und sein Umfeld zu sensibilisieren, insbesondere ältere alleinstehende Menschen. „Die Polizei wird nie nach Geld oder Wertgegenständen fragen“, sagt Binder. Deshalb warnt er davor, Details über sich, die Vermögenssituation oder sensible Daten wie die Kontoverbindung preiszugeben.
Bei Zweifel sollen sich Betroffene an eine Polizeidienststelle wenden oder direkt beim Notruf 110 anrufen. Infos gibt es im Internet unterder Adresse www.polizei-beratung.de.