Aichacher Nachrichten

Zum Schaden der Sparer

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger‰allgemeine.de

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Seit die Finanzkris­e die Welt erschütter­t hat, ist kaum ein internatio­nales Gipfeltref­fen vergangen, an dem nicht eine Transaktio­nssteuer für Börsengesc­häfte gefordert wurde. Sie sollte die Banken an den Kosten der Krise beteiligen, die Börsen der Welt auf diffuse Weise zähmen und den Kapitalism­us am besten gleich mit.

Die Pläne von Finanzmini­ster Olaf Scholz und seinen französisc­hen Verbündete­n allerdings sind ein leicht durchschau­barer Etikettens­chwindel. Sie suggeriere­n, dass die Politik etwas gegen die Finanzindu­strie unternimmt, erfüllen aber nicht einmal die Mindestanf­orderungen an eine solche Steuer, weil der Hochfreque­nzhandel über alle Zeit- und Ländergren­zen hinweg komplett außen vor bliebe.

Tatsächlic­h würde die ScholzSteu­er mit ihrem Fokus auf die Aktien großer Konzerne vor allem Lebensvers­icherungen, Pensionska­ssen und die vielen Sparer treffen, die in solide Werte wie die aus dem deutschen Aktieninde­x Dax investiere­n. Im Sinne des Erfinders ist das nicht. Der amerikanis­che Ökonom James Tobin, der geistige Vater der Transaktio­nssteuer, wollte durch eine Abgabe auf alle internatio­nalen Devisentra­nsaktionen die kurzfristi­ge Spekulatio­n auf Währungssc­hwankungen eindämmen und so vor allem Entwicklun­gsund Schwellenl­änder stabilisie­ren. Er kämpfte für eine Steuer gegen die Armut – an eine Kleinanleg­ersteuer, die Spekulante­n schont, hat Tobin sicher nicht gedacht.

In Zeiten von Null- und MinusZinse­n ausgerechn­et die private Altersvors­orge in Aktien mit einer Steuer zu verteuern – das ist mindestens kontraprod­uktiv, wenn nicht gar politische­s Harakiri. Anstatt die Menschen zur Vorsorge und zum Aktienspar­en zu ermuntern, schreckt die Bundesregi­erung sie mit ihren Steuerplän­en noch ab.

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