„Ich will die volle Wahrheit“
Lübcke-Witwe mit Tränen vor Gericht
Frankfurt/Main Irmgard BraunLübcke hat ihre Zeugenaussage vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Montag gefasst und mit fester Stimme begonnen. Doch als die Frau des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke auf die Tatnacht im Juni 2019 zu sprechen kommt, als sie die Folgen des Mordes für sie und die ganze Familie schildert, da bricht ihre Stimme. „Er fehlt uns unendlich“, sagt sie. „Er hatte Pläne. Das ist ihm alles genommen worden durch einen ganz fiesen Mord.“Bei diesen Worten sackt Stephan Ernst, der angeklagte mutmaßliche Mörder, zusammen. Wie bereits in der Zeugenaussage von Jan-Hendrik Lübcke, der seinen leblosen Vater auf der Terrasse gefunden hatte, steht in der Zeugenaussage von Braun-Lübcke der Mensch im Vordergrund. Lübcke sei ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch gewesen, getragen von einer christlichen Einstellung, der es im bevorstehenden Ruhestand ruhiger angehen lassen wollte. Der Stuhl auf der Terrasse, in dem er erschossen wurde, sei sein Lieblingsplatz gewesen. „Das Haus ist nicht mehr das Haus, das Leben ist nicht mehr das Leben.“Sie und ihre Söhne wollten genau erfahren, was warum und wie passiert sei, wie die letzten Minuten waren „Ich will die volle Wahrheit, die würde uns vielleicht helfen, das etwas besser zu verarbeiten“, sagt Braun-Lübcke unter Tränen. Tränen flossen auch bei dem sichtlich aufgewühlten Angeklagten Stephan Ernst. „Es tut mir leid, es tut mir unendlich leid“, versicherte der 47-Jährige.