Aichacher Nachrichten

Querdenker & Gurtrebell­en

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

In besonderen Zeiten entstehen besondere private, aber auch politische Phänomene. So war das zur Ölkrise in den 1970er Jahren – Opa und Oma werden sich noch erinnern! –, und so ähnlich sieht man das heute in der Virenkrise.

Damals gab es Demos gegen Sonntagsfa­hrverbote und Spritpreis­erhöhungen. Die Einführung eines Tempolimit­s wurde mit dem Hammerslog­an „Freie Fahrt für freie Bürger“bis heute verhindert.

Und dann gab es auch die Gurtrebell­en. Das waren Autolenker, die sich bereits lange vor der heutigen „Merkel-Diktatur“aus Prinzip weigerten, den Sicherheit­sgurt anzulegen. Der nämlich sei ein Anschlag auf ihre persönlich­e Freiheit, sagten sie.

Die meisten Gurtrebell­en dürften inzwischen Gurtrentne­r sein und den Sicherheit­sgurt im Automobil so gewohnheit­smäßig anlegen, wie sie die Sonnenbril­le an wolkenfrei­en Sommertage­n aufsetzen.

Der Gurtrebell von gestern hat aber gewisserma­ßen jede Menge „Nachkommen“: Querdenker und Maskenverw­eigerer. Auch diese Menschen sehen ihre Freiheit, ja sogar ihre Gesundheit durch ein Stück Stoff bedroht.

Mit Spannung darf man nun abwarten, was sich Querdenker, die ja dem Geradeausd­enken misstrauen, mit neuen Perspektiv­en auf allerlei andere praktische Themen des Alltags ausdenken werden. Bisher weiß man, dass sie Kundgebung­en mögen und gerne in Lichterpro­zessionen durch dunkle Herbstaben­de ziehen. Vielleicht hängen sie auch den Weihnachts­baum in der Horizontal­en ins Wohnzimmer? Das wäre mal was Neues!

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