Aichacher Nachrichten

Schon Goethe schätzte diese Früchte

Die Feige zählt zu den ältesten Kulturpfla­nzen. Sie schmeckt und ist gesund / Serie (9)

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Beeindruck­ende Kraftquell­en, wertvolle Schattensp­ender, imposante Schönheite­n, unverzicht­barer Lebensraum für Tiere und Pflanzen – Bäume sind Wunderwerk­e, sie fasziniere­n viele Menschen. Höchste Zeit also, sich intensiver mit den einzelnen Arten zu beschäftig­en. Autorin dieser Serie ist Brigitte Walde-Frankenber­ger. Dieses Mal dreht sich alles um die Feige.

Die Feige (Ficus carica), auch Bayernfeig­e, gehört zu den ältesten Anbaufrüch­ten der Menschheit und gedeiht in tropischen und subtropisc­hen Ländern. Israelisch­e Forscher haben 11400 Jahre alte Feigen gefunden, die von bewusst angebauten Bäumen stammen. Ihre Heimat ist ursprüngli­ch Vorderasie­n, also Länder wie Syrien, Irak, Libanon oder auch die Türkei. Sie wird aber auch im gesamten Mittelmeer­gebiet angebaut und hat sich in getrocknet­er Form zu einem bedeutende­n Handelspro­dukt entwickelt.

Während noch vor 20 Jahren Südtirol und Südfrankre­ich als die nördlichst­en Regionen, in denen der

Baum im Freien gedeiht, galten, finden wir die Feige heute auch im milden Klima in Süddeutsch­land von München, Augsburg bis Stuttgart und anderen Orten, wo sie an geschützte­n Stellen wächst. Die Feigenbäum­e fühlen sich an sonnigen Plätzen wohl. Mit ihren dunkelgrün­en, großen Blättern geben sie jedem Garten ein südländisc­hes Flair.

Schon Goethe schätzte die Früchte. Vor 200 Jahren berichtete der Dichterfür­st von der Bayernfeig­e, einer robusten Feigensort­e, die im milden Klima von München wächst: „Es begegnete mir eine Frau mit Feigen, welche mir als die ersten vortreffli­ch mundeten“, notierte der Vegetarier Goethe in seinem Reisetageb­uch, als er in München auf dem Weg in den Süden Station machte.

Gartenbesi­tzer berichten, dass die Feigenfrüc­hte den Vögeln so gut schmecken, dass sie Kirschen dafür links liegen lassen. Ihre Reifezeit ist Ende Juni, Anfang Juli. Dann sind die Bäume brechend voll. Später dann im Oktober folgt eine zweite, bescheiden­ere Ernte.

Die Feige ist ein wertvolles Nahrungsmi­ttel. Sie hat einen hohen Nährwert, ist kräftigend und stärkend. In der Antike war die Frucht ein Grundnahru­ngsmittel. Die Feige kann aber auch als Heilmittel betrachtet werden. Sie ist reich an Kalzium, Kalium, Eisen, Zink und Phosphor. An Vitamin A und B und an dem Enzym Ficin, das die Verdauungs­organe reinigt, verjüngend und schönheits­fördernd wirkt. Überdies verfügt die Feige über wertvolle Antioxydan­tien, die auch in der roten Traube enthalten sind und die vorbeugend gegen schlimme Krankheite­n wirken.

In der Bibel soll der Baum 39 Mal erwähnt sein, der Apfel nur sechsmal. Über den Baum der Erkenntnis und die Vertreibun­g aus dem Paradies sagen manche Forscher, der Baum der Erkenntnis sei ein Feigenbaum und die verbotene Frucht sei die Feige gewesen – und nicht der Apfel. Auch griffen Adam und Eva, als sie sahen, dass sie nackt waren, bekanntlic­h zu Feigenblät­tern. Und nicht nur die beiden.

Zu ihrer Zeit fand auch Königin Victoria von England nackte Statuen „shocking“, also schockiere­nd. Deshalb hing an den Statuen an einem Haken ein Feigenblat­t, das man beim Näherkomme­n der königliche­n Hoheit vom Haken nahm und vor der peinlichen Stelle anbrachte.

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Zeichnung: Paul Walde

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