Seit 30 Jahren ist Kevin allein zu Haus
Im Film vergisst seine Familie den Jungen vor Weihnachten. Bei Millionen TV-Zuschauern feiert er jedes Jahr mit
Chicago/Paris Die einen sehen es als Klamauk, die anderen als Meisterwerk des Unterhaltungskinos: „Kevin – Allein zu Haus“mit Macaulay Culkin als kleinem Jungen, den die Familie bei der Abreise in den Weihnachtsurlaub vergisst. Dieses Jahr bereitet sich Kevin zum 30. Mal auf ein Weihnachten alleine vor – und wohl nie zuvor konnte man sich so gut in ihn hineinversetzen wie heuer. Stichwort Corona, Stichwort Familienfeste.
Vor drei Jahrzehnten also, kam die Komödie in den USA ins Kino, in der deutschsprachigen Schweiz startete der Weihnachtsfilm am 19. Dezember 1990, in Deutschland erst nach dem Fest – am 17. Januar 1991.
Auch 2020 steht „Kevin“wieder am 24. Dezember um 20.15 Uhr im Fernsehprogramm. „Seit 2012 zeigen wir jedes Jahr Macaulay Culkin an Heiligabend“, erinnert sich eine Sprecherin des Senders. Lediglich 2013 habe man an Weihnachten eine einmalige Pause eingelegt – „was bei unseren Zuschauern gar nicht gut ankam. Dieses Jahr erwärmt Kevin zum siebten Mal in Folge die Herzen der Zuschauer.“
Hauptdarsteller Macaulay Culkin nutzte seinen runden Geburtstag am 26. August in diesem Jahr für Witze über sein Alter: „Hey Leute, wollt ihr euch alt fühlen? Ich bin 40. Gern geschehen“, twitterte der Ex-Kinderstar. Nach dem frühen Erfolg in Hollywood – auch mit Filmen wie „My Girl – Meine erste Liebe“(1991), „Kevin – Allein in New York“(1992) und „Richie Rich“(1994) – überschatteten familiäre Probleme Culkins Karriere. Die Eltern lieferten sich einen Sorgerechtsstreit, Culkin verwehrte ihnen den Zugriff auf sein Geld. Später stand er vor Gericht, weil Drogenbei ihm gefunden worden waren.
Im Jahr 2005 wies Culkin Belästigungsvorwürfe gegen den Popstar Michael Jackson als „lächerlich“zurück. Der Sänger habe ihn nicht unsittlich berührt, sagte er im damaligen Missbrauchsprozess. Hausangestellte hatten als Zeugen ausgesagt, Jacksons Hand an Culkins Genitalien gesehen zu haben.
In Hollywood konnte Culkin seit den 90er Jahren nie mehr richtig
Fuß fassen, inzwischen arbeitet er als Musiker und in einem Künstlerkollektiv mit. Vielen Medien ist er immer wieder Storys als Prototyp des abgestürzten Kinderstars wert.
Ewig jung ist er allerdings wegen des Kevin-Films, in dem er als Zehnjähriger einen Achtjährigen mimt, den kleinsten Sohn der Familie McCallister in einem Vorort von Chicago. Im Tohuwabohu der Weihnachtsreisevorbereitungen wird der auf den Speicher verbannte
Kevin vergessen. Das Nesthäkchen hatte in der allgemeinen Hektik jedem im Weg gestanden und hoffte selber, dass die Familie einfach verschwinden möge. Erst im Flugzeug nach Paris über dem Atlantik fällt Mama Kate (Catherine O’Hara) dann das Fehlen des Jüngsten auf. Sie macht sich in Europa gleich panisch auf den Rückweg.
Kevin lässt es sich gut gehen und macht alles, was Kindern sonst verboten ist. Langsam beginnt er aber auch, seine Familie zu vermissen. Bald freundet sich Kevin mit dem Nachbarn an. Bevor die Familie wiedervereint feiern kann, muss Kevin noch zwei gerissene Ganoven und Möchtegern-Einbrecher vertreiben. Vor allem dieser Kampf gegen die Knallchargen Harry und Marv (Joe Pesci und Daniel Stern) bleibt unvergesslich bei diesem 103-Minuten-Film.
Allein in der Bundesrepublik wurden vor 30 Jahren 6,5 Millionen Kinobesucher gezählt. Viele Jungs des Jahrgangs 1991 tragen heute den Vornamen Kevin. Der Film von Regisseur Chris Columbus spielte weltweit fast eine halbe Milliarde Dollar ein. Er gilt als eine der erfolgreichsten Filmkomödien der Geschichte.