Aichacher Nachrichten

Leidet die Politik unter Bürgerverd­rossenheit?

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Zum Artikel „Die Sorgen der Händler werden größer“und zum Kommentar von Michael Hörmann „Die Innenstadt zählt zu den großen Verlierern“vom 9. November:

Der Kommentato­r hat den „Hilferuf“und den „Alarm“der Geschäfte in der Innenstadt gehört und lässt ein gewisses Unbehagen erkennen an den Maßnahmen der Politik, indem er die Gründe nennt, die zu dieser Entwicklun­g geführt haben: „Restaurant­s, Kneipen und Cafés sind geschlosse­n. Kulturelle Veranstalt­ungen sind momentan verboten.“Auswärtige Kunden werden sich „zweimal überlegen“, ob sie kommen wollen.

Lassen Sie mich bitte dieses vornehm geäußerte Unbehagen stärker artikulier­en: Die „Politik“misstraut den Bürgern. Sie hält die Gastwirte für unfähig, in ihren Gasträumen für die Einhaltung der Corona-Regeln zu sorgen. Sie hält die Gäste der Restaurant­s für unfähig oder nicht gewillt, sich an diese Regeln zu halten. Sie hält auch die Besucher von Museen und Theatern für unfähig, sich verantwort­ungsbewuss­t zu benehmen.

Die überzogene­n Maßnahmen zeigen auf bestürzend­e Weise: Die „Politik“hat eine sehr schlechte Meinung von den Bürgern, die sich auch in Corona-Zeiten an den genannten Orten verantwort­ungsbewuss­t zu benehmen wissen. Die negative Einstellun­g der Bürger gegenüber der Politik (sie trauen ihr nichts zu) nennt man „Politikver­drossenhei­t“. Ist die Politik neuerdings von „Bürgerverd­rossenheit“befallen?

Wolfgang Illauer, Neusäß

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