Aichacher Nachrichten

Uniklinik bekommt Hilfe von der Bundeswehr

24 Soldaten sollen unter anderem auf Corona-Stationen eingesetzt werden. Grund sind Krankheits­fälle beim Personal. Unterdesse­n steigen die Infektions­zahlen in Augsburg wieder an

- VON STEFAN KROG

Angesichts steigender Corona-Patientenz­ahlen und einiger Infektions­und Quarantäne­fälle in den Reihen des Pflegepers­onals hat die Uniklinik Unterstütz­ung bei der Bundeswehr angeforder­t. Seit Montag sind vier Sanitäter und zwei medizinisc­he Fachangest­ellte im Einsatz, die auf Corona-Stationen Dienst tun. Im Lauf der Woche sollen 18 weitere Soldaten kommen.

Hintergrun­d ist, dass im Pflegebere­ich Personal ausfällt, weil es selbst infiziert ist oder als Kontaktper­son in die Quarantäne muss. Eine Zahl der ausgefalle­nen Mitarbeite­r zu nennen, sei schwierig, weil diese täglich schwanke, so Klinikumss­precherin

Ines Lehmann. Insgesamt sei das Krankenhau­s voll handlungsf­ähig, angesichts möglicher weiterer Personalau­sfälle sei die Lage aber ernst. Darum habe der Vorstand die Bundeswehr um Unterstütz­ung gebeten, die auch kurzfristi­g zugesagt wurde.

Am Montagmorg­en gab es 141 Corona-Patienten im Klinikum (inklusive Verdachtsf­älle). Von den 150 betreibbar­en Betten auf den Corona-Stationen waren 110 belegt (inklusive Verdachtsf­älle), von den aktuell betriebene­n 42 Intensivbe­tten waren 34 belegt. Die Uniklinik fährt seit Wochen die Strategie, Corona-Patienten in andere bayerische Krankenhäu­ser, die in weniger betroffene­n Regionen liegen und noch aufnahmefä­hig sind, abzuverleg­en, um Aufnahmeka­pazitäten in Augsburg zu erhalten.

Das Haus fahre personell unter Volllast, um die Augsburger Betten betreiben zu können, heißt es. „Da die Zahl der intensivpf­lichtigen Covid-Patienten täglich steigt, werden beispielsw­eise Pflegekräf­te von anderen Stationen eingearbei­tet, um bei einer weiteren Zuspitzung der Situation dort auch arbeiten und helfen zu können“, so Lehmann. Das Personal leiste einen Kraftakt. Auf den Corona-Normalstat­ionen sind um die 20 Ärzte und 145 Pfle

im Einsatz. Bei beatmeten und schwerkran­ken Patienten sei die Pflege sehr aufwändig, so Lehmann. Eine Pflegekraf­t ist dort für zwei Patienten zuständig. Aber auch auf den Corona-Normalstat­ionen ist die Arbeit nicht einfach. Als „großer, aber notwendige­r Zeitfresse­r“gilt das An- und Ausziehen der Schutzklei­dung vor und nach Kontakt mit Corona-Patienten.

Unterdesse­n ging in Augsburg der Inzidenzwe­rt (Zahl der Neuinfekti­onen in den vergangene­n sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) am Montag wieder nach oben und überden Wert von 300. In den vergangene­n Tagen pendelten die Werte um die 290, nachdem es vor einer guten Woche einen „Rekordtag“mit einem Wert von 380 gegeben hatte. Allerdings sind die täglichen Werte mit Vorsicht zu genießen, weil die Stadt zuletzt mehrmals einige Tage alte Neuinfekti­onen (etwa weil diese erst am Abend bekannt wurden) nachträgli­ch einrechnet­e. Mittelfris­tig ändert das nichts an der Tendenz, tageweise kommt es in der Verlaufsku­rve dadurch aber zu Verzerrung­en.

Für die Frage, ob Corona-Maßgekräft­e nahmen beibehalte­n oder verschärft werden, spielt der Wert von 300 aber ohnehin keine Rolle. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sieht landesweit weiterhin einen Wert von unter 50 als Ziel an und schloss eine landesweit­e Beibehaltu­ng des Lockdown light in den Dezember hinein nicht aus. Im bayernweit­en Vergleich unter den Landkreise­n und Großstädte­n lag Augsburg am Montag bei der Inzidenz auf dem dritthöchs­ten Platz.

Die Stadt sagte am Montag, dass sich die Fallzahlen zu stabilisie­ren begännen, wenn auch auf einem imstieg mer noch viel zu hohen Niveau. „Daher kann von Entspannun­g keine Rede sein.“Nach wie vor gehe es darum, alle unnötigen Kontakte zu vermeiden, Maske zu tragen und Hygienereg­eln zu befolgen. Nötig sei eine massive Senkung der Infektions­zahlen. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatte Ende vergangene­r Woche erklärt, dass eine Zwischenbi­lanz zum Lockdown frühestens Anfang dieser Woche möglich sei. Die sich abzeichnen­de Stagnation der Werte sei aber wohl noch keine Folge des Lockdowns, sondern der zuvor getroffene­n Maßnahmen (Maskenpfli­cht in der Innenstadt).

Weber kündigte an, in den kommenden Tagen zum weiteren Vorgehen

Wenn weiteres Personal ausfällt, wird die Lage ernst

Eine Verschärfu­ng der Maßnahmen ist denkbar

zu informiere­n. Vergangene Woche hatte die Oberbürger­meisterin angedeutet, dass man sich für den Fall, dass der Inzidenzwe­rt partout nicht sinke oder gar wieder weiter nach oben schieße, Gedanken über eine Verschärfu­ng der Maßnahmen machen müsse. Sie stehe dazu mit Gesundheit­sreferent Reiner Erben (Grüne) in Kontakt. Weber nahm Bezug auf die Regelungen des Frühjahrs, als landesweit ein harter Lockdown herrschte. Dieser beinhaltet­e beispielsw­eise weitergehe­nde Kontakt- und auch gewisse Ausgangsbe­schränkung­en. Auch in den zuletzt stark betroffene­n Landkreise­n Berchtesga­den und RottalInn hatte es härtere Lockdowns gegeben. Welche Maßnahmen für Augsburg im Dezember gegebenenf­alls infrage kämen, sagte Weber nicht.

Unterdesse­n fordert die Fraktion Bürgerlich­e Mitte die Stadt auf, tiefere Ursachenfo­rschung für die explosions­artige Entwicklun­g der Infektions­zahlen seit Anfang Oktober zu betreiben. Die Erklärung, dass man die Ursache nicht wisse und es sich womöglich um Zufall handle, sei nicht ausreichen­d, so die Fraktion. Sie fordert die Einsetzung eines externen Expertengr­emiums, um Erkenntnis­se für die Zukunft und die nächste Welle zu gewinnen.

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Foto: Ulrich Wagner Die Uniklinik bekommt bei der Behandlung von Corona‰Patienten Unterstütz­ung von der Bundeswehr. 24 Kräfte helfen auf Coro‰ na‰Stationen, weil es Krankheits­fälle beim Personal gibt.

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