Forza Maserati
Neuvorstellung Als erster Hybride soll der Ghibli die Marke wieder auf (Drei-)Zack bringen
Schnell und heiß wie der SaharaWind Ghibli – das war die Assoziation, von der sich die italienischen Autobauer von Maserati inspirieren ließen, als sie das gleichnamige Sportcoupé 1966 bauten. Im Lauf der Zeit wurde aus dem legendär schönen Zweisitzer mit langer Schnauze und Achtzylinder-Motor eine gediegene viertürige Limousine. Jetzt steht der Ghibli unter Strom. Das erste Hybridmodell soll die Marke Maserati wieder auf (Drei-)Zack bringen.
Mehr Leistung, weniger Verbrauch. Mit der Quadratur des Kreises wurde ein 100-köpfiges Entwickler-Team beauftragt. Die Basis: ein Zweiliter-Benziner aus dem FCA-Konzern. Am Ende blieb von dem Ursprungsmotor kaum etwas übrig. Außer Abmessungen und Zylinderkopfdichtung, wie man bei Maserati stolz vermerkt.
Die Evolution wurde zur Revolution. Denn der Benzinmotor wird sowohl von einem Riemen-StarterGenerator (RSG) als auch von einem elektrischen Verdichter unterstützt. Eine Hybridlösung, die im Augenblick zumindest technischen Seltenheitswert hat.
Vereinfacht gesagt fungiert der RSG als Lichtmaschine und speist die Bremsenergie über ein 48-VoltBordnetz in die zusätzliche Batterie im Gepäckraum ein. Die wiederum versorgt den E-Verdichter, der bei niedrigen Drehzahlbereichen den Motor unterstützt und antreibt.
Also dort, wo der Turbo noch Luft holt, legt der Verdichter schon los. Dabei arbeiten elektrischer und klassischer Turbo so perfekt zusammen, dass sich die Leistung des 330 PS starken Vierzylinders (450 Newtonmeter Drehmoment) schon von unten heraus verzögerungsfrei und linear entfaltet.
Die 5,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 klingen im Vergleich dazu lapidar. In Wirklichkeit und auf den Testrecken der Emilia Romagna fühlt sich das viel souveräner an. Dem alten V6-Diesel muss jedenfalls niemand nachweinen. Zumal auch der Verbrauch stimmt: Knapp 10 Liter sind zwar kein Pappenstiel, aber der Sportwagen ist auch 1,9 Tonnen schwer und wurde beim
Test ziemlich gescheucht. Dass der Ghibli Hybrid auch noch gut klingt – für Maserati ist das eine Selbstverständlichkeit. Und zwar ganz ohne Verstärker und künstlicher (Digital-)Hilfen. Dazu mussten die Sound-Spezialisten aus Modena nur den Strömungstrakt überarbeiten und die Resonanzrohre neu abstimmen. Und schon hört sich auch der elektrifizierte Ghibli unerhört nach Maserati an.
Ab knapp 70000 Euro wird der neue Ghibli Hybrid zu haben sein. Nicht gerade billig. Aber Exklusivität hatte immer schon ihren Preis. Und mittlerweile liefert Maserati auch noch die entsprechende (Verarbeitungs-)Qualität dazu.
Rudolf Bögel