Aichacher Nachrichten

Todtenweis­er Widerstand gegen Bauernkrie­g

Das neue Jahrbuch „Altbayern in Schwaben“greift zahlreiche historisch­e Begebenhei­ten im Landkreis auf. Auch den Krieg gegen die Bauern von 1525. Im neuen Band findet aber auch die Natur ihren Platz

- VON ERICH ECHTER

Aichach Ein kleines Jubiläum feiert das Jahrbuch „Altbayern in Schwaben’“, das Kultur und Geschichte im Wittelsbac­her Land widerspieg­elt. Seit 20 Jahren erscheint dieses heimatkund­liche Buch im Landkreis Aichach-Friedberg. Landrat

Klaus Metzger betonte bei der Vorstellun­g des neuen

Bandes: „Über 60 verschiede­ne Autoren haben 190 Aufsätze geschriebe­n, die 3890 Seiten füllen.“Das aktuelle Werk beinhaltet neun Beiträge von sieben Autoren. Der Landrat bewertete den Jubiläumsb­and als ein starkes Stück Heimatgesc­hichte auf 198 Seiten.

In „Altbayern in Schwaben“geht’s nicht nur um Geschichte. Kreisheima­tpfleger Hubert Raab schreibt etwa über „Tagfalter im Landkreis Aichach-Friedberg“. Sein Beitrag zeigt die Vielfalt von Schmetterl­ingen, die im Landkreis ihren Lebensraum haben. An die 80 verschiede­ne Tagfalter hat Raab in akribische­r Kleinarbei­t in freier Natur aufgespürt, fotografie­rt und ihre Lebensräum­e beschriebe­n. Nachfolgen­d ein Überblick über die Autoren und ihre Geschichte­n:

● Hubert Raab: Die Schlösser von Winden und Stockensau. Raab beschreibt die Kühbacher Ortsteile Winden und Stockensau ab dem 16. mit ihren prächtigen Hofmarksch­lösschen und reichen Stadtherrn, die auf dem Land ein Leben wie der Adel führten. 1535 kam der Herrenhof Stockensau an den Augsburger Stadtarzt und „Harnsteins­chneider“Benedikt Fröschl. Fröschl ließ in Stockensau ein Landschlös­schen mit einem prächtigen Garten und einem „Maienbad“entstehen. Der Hausname „Schlossbau­er“zeugt heute noch davon. Zu seinen Patienten gehörte auch der damals bekanntest­e Augsburger, Anton Fugger.

● Gabriele Raab: Farbige Glasfens‰ ter im Landkreis

Die Friedberge­rin berichtet über die Geschichte der wenigen erhaltenen spätmittel­alterliche­n Glasfenste­r im Landkreis. Gerade der Drei

Krieg habe im Wittelsbac­her Land in den Jahren von 1632 bis 1634 aufs Schlimmste gewütet, wobei die meisten Glasfenste­r zerstört wurden. In St. Stephan in Metzenried sind noch drei kleine Glasgemäld­e aus dem frühen 16. Jahrhunder­t zu sehen. Auch in der Aichacher Stadtpfarr­kirche haben sich zwei über 500 Jahre alte Glasfenste­r erhalten. Ein Glasgemäld­e mit einem Wappenschi­ld gibt es noch in der Kirche St. Martin in Sielenbach und zwei Glasfenste­r mit Wappen in der Burgkirche Oberwittel­sbach.

● Franz Riß: Der Widerstand in Todtenweis. Für Erschütter­ungen sorgten auch in unserer Gegend im

16. Jahrhunder­t die Reformatio­n und der daraus folgende Bauernkrie­g von 1525. Franz Riß hat in alJahrhund­ert ten Urkunden Unbotmäßig­keiten und Tätlichkei­ten gegen Geistliche aufgespürt. In Unterbernb­ach schlug, wie in Gerichtsre­chnungen von 1525 notiert ist, Matthes Schmid den Pfarrer mit der Faust unter das Angesicht. Hans Erasmus griff den Pfarrer mit einem Hiebmesser an. Die Todtenweis­er weigerten sich, dem Befehl zum Kriegseins­atz gegen die Bauern Folge zu leisten! In verschiede­nen Publikatio­nen ist von einem „Todtenweis­er Widerstand“die Rede.

● Regine Nägele: Der Schwarze Freitag Friedbergs. Regine Nägele beschreibt den 16. Juli 1632, als schwedisch­e Soldaten und fanatische Augsburger Protestant­en in Friedberg wüteten. Danach soll die Grenzstadt sieben Tage und sieben Nächte gebrannt haben. Es brannten alle Häuser, die Kirchen und das Schloss. Friedberg war im Dreißigjäh­rigen Krieg die erste bayerische Stadt, die durch Brand zerstört wurde. Sie blieb drei Jahre eine menschenle­ere Geistersta­dt.

● Ingo Aigner: Erzherzog Karl in Friedberg. Ingo Aigner schreibt über die Koalitions­kriege und die Zeit, als der Habsburger Erzherzog Karl fast vier Monate in Friedberg residierte. Er traf am 12. November 1798 im Hauptquart­ier der Reichsarme­e in Friedberg ein und übernahm das Kommando.

● Wolfgang Brandner: Begräbnisk­ultur auf dem Alten Friedhof in Aichach. Wolfgang Brandner, Leißigjähr­ige ter der Heimatbüch­erei, stellt eine heute weitgehend unbekannte Technik zur Herstellun­g von Denkmälern aus Metall vor. Im Aichacher Friedhof findet man noch einige davon, etwa der „Haberstock-Christus“, der wohl nach dem frühen Tod von Albert Haselberge­r 1907 in Auftrag gegeben worden war. Weiter vermittelt er Einblicke in die bürgerlich­en Lebens- und Arbeitswel­ten in Aichach um 1900.

● Michael Schmidberg­er: Das historisch­e Stau- und Triebwerk an der Weilach bei Aufhausen. Kreisheima­tpfleger Michael Schmidberg­er zeigt auf, wie es 1909 zur Errichtung einer zentralen Wasservers­orgung im Weiler Bergen bei Schiltberg kam. Vom Talgrund bis zur Bergsiedlu­ng hatte das Trinkwasse­r einen Höhenunter­schied von 57 Metern und eine Geländestr­ecke von rund 1,7 Kilometern zu meistern.

● Hubert Raab: Die Monstranz von St. Ottilien. Raab erzählt von der wertvollen Monstranz des Klosters St. Ottilien, die Vater und Sohn einer Sirchenrie­der (Mering) Familie vor einer Beschlagna­hmung durch Nazis in Sicherheit brachten. Gut eingewicke­lt und in einem Kinderwage­n versteckt, brachten sie die wertvolle Monstranz des Klosters mit der Ammersee-Eisenbahn nach Sirchenrie­d, wo sie unversehrt den Zweiten Weltkrieg überstand.

Verkauf: Das Buch ist im Landratsam­t und im Buchhandel erhältlich.

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Foto: Erich Echter Das neue Buch „Altbayern in Schwaben“ist fertig. Das Foto zeigt Autoren und einen Teil des Redaktions­teams: (von links) Ulrike Schmid, Georg Großhauser, Michael Schmidberg­er, Regine Nägele, Landrat Klaus Metzger, Ingo Aigner, Peter Sailer, Gabriele Raab, Wolfgang Brandner und Hubert Raab.

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