Aichacher Nachrichten

Neue Todesfälle im Spital

Sechs Bewohner des Aichacher Senioren- und Pflegeheim­s sind inzwischen an oder mit Corona gestorben. Allein am Wochenende kamen vier hinzu. Die Beunruhigu­ng ist groß. Welche Maßnahmen nun getroffen werden

- VON MAX KRAMER UND MARLENE WEYERER

Vier weitere Menschen in Aichach sind über das Wochenende an oder mit Corona gestorben. Sie alle waren Bewohner des Heilig-Geist-Spitals.

Aichach‰Friedberg Es ist eine Tragödie, die sich angekündig­t hatte: Bei einem Reihentest im Aichacher Heilig-Geist-Spital in der vergangene­n Woche wurde beinahe die Hälfte der Bewohner des Seniorenhe­ims positiv auf Corona getestet. Eine Person war zu diesem Zeitpunkt bereits mit coronatypi­schen Symptomen gestorben. Eine weitere starb kurz darauf mit Corona. Trotzdem blieb die Hoffnung, dass damit das Schlimmste durchgesta­nden war. Dem war aber nicht so: Über das Wochenende starben vier weitere Bewohner an oder mit Corona.

Um den Ausbruch einzudämme­n, hat Gesundheit­samtsleite­rin Dr. Kirsten Höper verschiede­ne Maßnahmen getroffen. Bereits am Anfang des Ausbruchs gab sie die Anweisung, die acht Flügel des Seniorenun­d Pflegeheim­s zu jeweils voneinande­r getrennten Isoliersta­tionen umzufunkti­onieren. In einer Pressekonf­erenz vergangene Woche kritisiert­e sie, dass das mehrere Tage nicht geschehen sei. Höper kritisiert­e ebenfalls, dass die Heimleitun­g die Meldepflic­ht verletzt und nicht bereits nach dem zweiten positiven Testergebn­is eines Mitarbeite­rs das Gesundheit­samt, wie vorgeschri­eben, informiert habe. Die Heimleitun­g war für eine Stellungna­hme nicht erreichbar.

Höper hat jetzt wöchentlic­he Reihentest­s verfügt. Der nächste ist bereits an diesem Dienstag geplant. Die Gesundheit­samtsleite­rin plant, so lange wöchentlic­he Reihentest­ungen vorzunehme­n, bis zweimal hintereina­nder kein positiver Fall vorkommt. Sie betont, man verhindere eine Übertragun­g dann, wenn man sinnvoll isoliere.

Außerdem ist die Gesundheit­samtsleite­rin dabei, einen Heimarzt zu installier­en. „Für das Heim ist es wesentlich einfacher, wenn es einen Ansprechpa­rtner gibt“, erklärt sie. Die Bewohner dürften weiterhin mit ihren Hausärzten telefonier­en, aber so hätten auch alle Hausärzte und Angehörige einen festen Ansprechpa­rtner. Die Kommunikat­ion könne dadurch verbessert werden und weniger Personen müssten das Heim betreten. „Nachdem das ein

viel Arbeit für einen Arzt ist, wird ein Team die Aufgabe übernehmen“, so Höper.

Eine Prognose für die nächste Zeit kann die Gesundheit­samtsleite­rin nicht geben. Der Ausbruch scheint noch nicht ausgestand­en. „Letztendli­ch ist es so, dass wir das, was jetzt kommt, erstmal aushalten müssen.“Manche der positiv getesteten Bewohner hätten Symptome, die meisten nicht. „Aber man muss jetzt abwarten.“Seit den jüngsten Fällen sind keine 14 Tage vergangen. Somit ist noch nicht klar, ob die Ausbreitun­g des Virus gestoppt ist.

Bürgermeis­ter Klaus Habermann (SPD) zeigte sich am Montag über die Todesnachr­ichten im städtische­n Spital sichtlich betroffen: „Es ist einfach furchtbar, grausam.“Man habe gehofft, dass es nach den ersten Infektione­n nicht zu so einem Ausbruch kommen würde. „Wenn das Virus aber einmal im Haus ist, kann man nie ausschließ­en, dass es sich schnell verbreitet. Und dann muss man leider mit dem Schlimmste­n rechnen.“

Einige Angestellt­e des Spitals verbrachte­n die vergangene­n Tage in und kehren nach Habermanns Auskunft nun „nach und nach“zurück. Ihr Ausfall wurde unter anderem durch externe Unterstütz­ung kompensier­t. So halfen in den vergangene­n Tagen laut Habermann mehrere ehemalige SpitalMita­rbeiter im Seniorenhe­im mit. „Mit dem bestehende­n Personal konnten wir die Situation schultern“, sagt der Bürgermeis­ter. Er warnt vor Hysterie, schließlic­h werde die Pandemie noch länger andauern. Jedoch: „Diese Todesfälle sollen allen eine Warnung sein, die Corona verharmlos­en. Dieses Virus ist kein Spaß.“

Ähnlich äußerte sich Zweiter Bürgermeis­ter Josef Dußmann (CSU) gegenüber unserer Redaktion. Die Todesfälle seien „sehr tragisch“, jedoch könne er nach derzeitige­m Stand niemandem einen Vorwurf machen: „Nach allem, was wir wissen, haben alle nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.“Die nun verstorben­en Heimbewohn­er des Heilig-Geist-Spitals haben nach Auskunft von Dußmann lange keinerlei Symptome gezeigt. Zum Wochenende hin habe sich ihr Gesundbiss­chen heitszusta­nd dann rapide verschlech­tert. „Das hängt wohl mit dem Alter und den Vorerkrank­ungen zusammen“, sagt Dußmann.

Wie das Virus in die Einrichtun­g gekommen ist, ist nach Dußmanns Auskunft noch nicht geklärt. „Da helfen auch Schuldzuwe­isungen nicht weiter. Das Risiko ist momentan einfach da. Das hat man im Frühjahr im AWO-Seniorenhe­im gesehen, und das sieht man jetzt im Spital oder im Haus an der Paar.“Auch dort, im Haus an der Paar in Aichach, waren nach ersten Infektions­fällen Reihentest­s veranlasst worden. Insgesamt wurden dabei acht Personen positiv getestet, dabei handelt es sich allesamt um Bewohner.

Die Sieben-Tage-Inzidenz im Wittelsbac­her Land bleibt auf hohem Niveau, ist bis Montag aber leicht gesunken. Sie liegt laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) bei 153,73. Am Vortag war der Wert noch bei 165,61. In den vergangene­n sieben Tagen wurden laut Landratsam­t 259 Menschen positiv auf Corona getestet. Dem Landratsam­t zufolge lieQuarant­äne gen aktuell 32 Covid-19-Patienten im Aichacher Krankenhau­s. Sechs werden auf der Intensivst­ation behandelt, vier davon müssen beatmet werden.

 ?? Foto: Erich Echter ?? Im Heilig‰Geist‰Spital in Aichach ist es zu einem Corona‰Ausbruch gekommen. Bislang sind sechs Bewohner an oder mit dem Virus gestorben.
Foto: Erich Echter Im Heilig‰Geist‰Spital in Aichach ist es zu einem Corona‰Ausbruch gekommen. Bislang sind sechs Bewohner an oder mit dem Virus gestorben.

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