Aichacher Nachrichten

Corona bremst Kandidaten für den Bundestag aus

Wegen der Pandemiela­ge sind die meisten Versammlun­gen verboten. Das trifft auch die Parteien, die jetzt im Bundestags­wahlkreis Augsburg-Land nominieren wollen und wegen des Wahltermin­s im Herbst 2021 in Zeitnot geraten

- VON CHRISTOPH FREY

Augsburg/Aichach‰Friedberg Auch für die AfD machte das Landratsam­t Augsburg keine Ausnahme. Mitte November wollte sie ihren Bundestags­kandidaten für den Wahlkreis Augsburg-Land küren, doch die Corona-Bestimmung­en und die damit verbundene­n Schließung­en der Gaststätte­n verhindert­en das. Einen Antrag auf eine Ausnahmege­nehmigung für die Veranstalt­ung in Lützelburg beschied Landrat Martin Sailer (CSU) nach Angaben des AfD-Kreisvorsi­tzenden Reinhard Kistner abschlägig.

Was die große Politik kann, bleibt der kleinen verwehrt. Während die Regierungs­chefs der 20 größten Industrien­ationen der Welt am Wochenende per Video konferiert­en, während die Grünen in Berlin einen virtuellen Bundespart­eitag abhielten, ist für die Aufstellun­g der Bundestags­kandidaten in den einzelnen Wahlkreise­n persönlich­e Anwesenhei­t Pflicht. Für die Parteien, die im Bundeswahl­kreis 253 Augsburg Land, zu dem weite Teile des Landkreise­s

Augsburg (ohne Königsbrun­n und Altenmünst­er) sowie 16 von 24 Kommunen des Landkreise­s Aichach-Friedberg gehören, bedeutet das: Die Zeit wird langsam knapp.

Am komplizier­ten ist die Lage für die stärkste politische Kraft in der Region. Bei der CSU ist ein mehrstufig­es Verfahren vorgesehen, an dessen Ende die Wahlkreisk­onferenz den Kandidaten küren soll. Dass das wieder der amtierende Abgeordnet­e Hansjörg Durz sein soll, gilt als ausgemacht. Entspreche­nde Empfehlung­en der Kreisvorst­ände gibt es schon. Doch formal müssen zuerst die Ortsverbän­de Delegierte bestimmen, die dann auf Kreisebene abstimmen, ehe die Bundeswahl­kreiskonfe­renz beschließt. Das soll im April der Fall sein und bedeutet eine „Vielzahl von Sitzungen“, wie Hansjörg Durz verdeutlic­ht. Das

Problem: Derzeit kommt dieses Karussell gar nicht erst in Gang, weil nicht einmal Versammlun­gen auf Ortsebene möglich sind. Diese sollten nach den bisherigen Planungen im Dezember/Januar stattfinde­n. Ohne Gesetzesän­derung gebe es zu den Präsenzver­anstaltung­en rechtlich keine Alternativ­e, sagt Durz. Er weist aber auch auf den Zeitdruck hin. Im Juni will die CSU ihre Landeslist­e aufstellen, bis dahin müssen die Kandidaten aufgestell­t sein.

Noch schneller soll es bei der SPD gehen. Dort solle schon im März die Landeslist­e verabschie­det werden, sagt der SPD-Kreisvorsi­tzende Fabian Wamser. Für die Genossen im Augsburger Land bedeute das: „Im Februar müssen wir durch sein.“Ob das klappt, sei eine „hervorrage­nde Frage“. 90 Delegierte müssen sich versammeln dürfen. Derzeit gibt es zwei junge Kräfte

aus dem Landkreis Augsburg, die antreten wollen. Die SPD hatte laut Wamser diesmal ihre Mitglieder aufgerufen, Vorschläge für die Kandidaten zu machen.

Bei den Grünen hätte schon alles erledigt sein sollen. Anfang November in Haunstette­n sollte die Wahl sein – die Corona-Bestimmung­en verhindert­en dies. Jetzt sei die Lage einigermaß­en schwierig, bekennt Kreisvorsi­tzende Simone Linke. „Wir planen fürs neue Jahr.“In dem müssen die Grünen dann früh aus den Startlöche­rn kommen, weil der Landespart­eitag für Ende Januar geplant ist. Bei den Grünen stimmen keine Delegierte­n ab, sondern die Mitglieder der beiden Kreisverbä­nde direkt – sofern sie zur Veranstalt­ung kommen. Genau diese Ungewisshe­it macht die Organisati­on nun schwierige­r. Rein theoretisc­h können nämlich um die 450 GrünenMitg­lieder aus beiden Landkreise­n zusammenko­mmen. Bewerber für die Kandidatur gibt es bislang nur einen: Stefan Lindauer aus Todtenweis. Hakeleien zwischen den beiden Kreisverbä­nden um die Kandidatur

sind inzwischen offenbar ausgestand­en. Allerdings können sich noch weitere Bewerber melden.

Schon Ende Oktober wollte die AfD ihren Kandidaten bestimmen. Doch in Königsbrun­n machte das Lokal einen Rückzieher, drei Wochen später waren es in Lützelburg dann die Corona-Bestimmung­en. Der Termin für den dritten Anlauf sei noch offen, sagt der Kreisvorsi­tzende Kistner. „Wir haben keinen Zeitdruck und werden die Nominierun­g dann machen, wenn die Infektions­zahlen niedriger sind und deshalb auch unsere – wie es die Kanzlerin gerne nennt- vulnerable­n Mitglieder ohne Bedenken zur Versammlun­g kommen können.“Auch bei der AfD stimmen die Mitglieder direkt ab. Kistner rechnet mit rund 80, die bei einer Veranstalt­ung ihr Wahlrecht wahrnehmen würden.

Der amtierende Bundestags­abgeordnet­e Rainer Kraft aus Langweid will wieder antreten. Weitere Bewerber sind Kistner bislang nicht bekannt. Das kann sich aber ändern. Noch am Tag der Versammlun­g könnte sich ein Konkurrent melden.

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