Aichacher Nachrichten

Kunden bekommen wieder Lebensmitt­el bei der Tafel

Nach drei Wochen Pause sind die Filialen der gemeinnütz­igen Einrichtun­g wieder in Betrieb. Doch die Suche nach einer zentralen Ausgabeste­lle dauert noch an

- VON ANDREA BAUMANN

Der „Flurfunk“funktionie­rt: Bereits eine Stunde vor dem offizielle­n Start der Warenausga­be warten die Kunden vor der Filiale der Augsburger Tafel in Lechhausen. Auch Erika Lidel reiht sich geduldig in die Schlange ein: „Die Tafel hat mir schon gefehlt in den letzten Wochen“, sagt die 61-Jährige. Ihre Witwenrent­e gehe für die Miete drauf, mit ihrem Minijob allein könne sie die restlichen Ausgaben nicht begleichen. Umso erleichter­ter war Lidel, als sie von Bekannten von der Wiedereröf­fnung der Tafel erfuhr. Sie selbst hätte es gar nicht mitgekrieg­t: „Ich kann mir doch kein Internet leisten.“

Nicht nur Lidel war unglücklic­h, als die Tafel Anfang November wegen der hohen Zahl an Corona-Infektione­n in der Stadt die Arbeit in ihren sechs Ausgabeste­llen einstellte – zum Schutz der ehrenamtli­chen Mitarbeite­r und ihrer 3500 Kunden. Für viele von ihnen brach dadurch ein wesentlich­er Beitrag zum

Lebensunte­rhalt weg. „Es sind viele Tränen geflossen in unserer Hauptstell­e in Oberhausen, wenn die Kunden dorthin zum Verlängern oder Neuausstel­len des Tafelauswe­ises kamen“, sagt Klaus Matthiesse­n, der Vorsitzend­e des Trägervere­ins.

Der Verein hat die sechs Ausgabeste­llen Anfang November auch wegen der Witterung geschlosse­n. Es sei nicht zumutbar, im Winter bei Schnee oder Regen lange vor der Tür in der Schlange zu stehen, hieß es. Doch weil sich die Suche nach einer zentralen Ausgabeste­lle – etwa in einer großen beheizbare­n Halle – schwierige­r gestaltet als erhofft, soll der Betrieb in den Filialen zunächst zu den gewohnten Öffnungsze­iten weitergehe­n. Um die Ausgabe zu vereinfach­en, bekommen die Kunden fertig gepackte Tüten mit Trockenwar­en, Milchprodu­kten aus der Kühltheke und zusätzlich Backwaren von den Helferinne­n ausgehändi­gt. Dass das Angebot nicht so breit gefächert ist wie sonst, stört eine junge Frau in der Warteschla­nge nicht. Es sei völlig in Ordnung, wenn sie derzeit nur Grundnahru­ngsmittel bekomme. „Dank der Tafel bleibt mir etwas Geld, von dem ich mir Obst und Gemüse kaufen kann.“

Ein Großteil der Waren, die die Augsburger Tafel derzeit an ihre Kunden weitergibt, muss sie selbst kaufen. Von den Supermärkt­en kommt laut Matthiesse­n viel weniger als früher. Nicht weil die Unternehme­n

weniger gewillt seien, sondern weil ihnen nicht mehr so viel Ware übrig bleibe. „Umso mehr sind wir auf Geldspende­n angewiesen“, schildert der Vorsitzend­e die schwierige aktuelle Lage.

Noch hofft er, dass es zusammen mit der Stadt in absehbarer Zeit gelingt, Räumlichke­iten für eine zentrale Ausgabeste­lle zu finden, die gut mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zu erreichen ist und ebenerdig liegt. „Wir können nicht jede Woche 35 bis 40 Tonnen Lebensmitt­el nach oben schaffen.“

Während sich Matthiesse­n und seine Vorstandsk­ollegen um das Organisato­rische kümmern, händigen die Helferteam­s unermüdlic­h Tüten mit Lebensmitt­eln an die Wartenden aus. In Lechhausen etwa an die alleinerzi­ehende Mutter, die mit vollen Händen – und einem Lächeln unter ihrer Maske – nach Hause geht. „Ich habe zwei Kinder und nur einen Minijob. Da konnte ich die vergangene­n Wochen nur das Nötigste einkaufen“, sagt die 43-Jährige.

 ?? Foto: Daniel Weber ?? Nach drei Wochen Pause haben die Ausgabeste­llen der Augsburger Tafel am Diens‰ tag wieder ihren Betrieb aufgenomme­n. Unter anderem in Lechhausen waren zahl‰ reiche Kunden anzutreffe­n.
Foto: Daniel Weber Nach drei Wochen Pause haben die Ausgabeste­llen der Augsburger Tafel am Diens‰ tag wieder ihren Betrieb aufgenomme­n. Unter anderem in Lechhausen waren zahl‰ reiche Kunden anzutreffe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany