Der Berliner Ruhepol
Andreas Luthe hat mit Union einen starken Saisonstart hingelegt. Selbst der neue Torhüter Loris Karius kommt nicht an ihm vorbei. Auch privat gibt es Neuigkeiten
Augsburg/Berlin Es hätte wieder bitter enden können. Mal wieder mit einem Platz auf der Ersatzbank. Dabei waren die Hoffnungen groß. Doch als sich Andreas Luthe gerade als Nummer eins bei Union Berlin etabliert hatte, stand plötzlich Loris Karius vor der Tür. Ein neuer Konkurrent also für den ehemaligen Torhüter des FC Augsburg. Und noch dazu einer, der schon mit dem FC Liverpool Champions League gespielt hat. Es hätte wohl keinen überrascht, wäre Luthe ins zweite Glied gerutscht. Wie auch lange Zeit beim FC Augsburg. Luthe aber behauptet sich bislang mit starken Leistungen als Nummer eins.
Er selbst war von der Verpflichtung nicht überrascht. „Ich bin davon ausgegangen, dass noch jemand dazukommt“, sagte Luthe am Telefon, „als Loris aber da war, hatte ich schon den Saisonstart mit starken Ergebnissen hinter mir. Ich habe mir keine großen Sorgen gemacht. Ich war eher positiv überrascht, dass Union Spieler wie Karius oder Max Kruse überzeugen kann, nach Berlin zu kommen.“Selbst, wenn das für ihn selbst einen harten Konkurrenzkampf bedeutet. Karius und Kruse hätten die Mannschaft noch einmal stärker gemacht. „Das führt dazu, dass wir breiter aufgestellt sind“, sagte Luthe. Einer der Gründe für den starken Start. Der andere: In der Vorbereitung haben sich die Berliner unter Trainer Urs Fischer vor allem spielerisch entwickelt. Im vergangenen Jahr stand Union für kompakten, defensiv orientierten Fußball. Ging es nach vorne, dann meist über lange Bälle. Jetzt werden spielerische Lösungen gesucht. „Auch gegen Mannschaften, die uns tiefer erwartet haben, haben wir Lösungen gefunden. Das hatte man früher Union so nicht zugeschrieben. Unsere Mannschaft ist weiterhin total willig, hart zu arbeiten, traut sich aber zu, Fußball spielen zu wollen. Diese Mischung führt dazu, dass wir erfolgreich sind“, erklärte Andreas Luthe.
seine Rolle dabei? „Der Spielaufbau fängt oft bei mir an. Ich gebe das Signal, ob es lang oder kurz geht“, sage der 33-Jährige. „Ich sehe meine Rolle aber auch darin, dem Team Ruhe und Sicherheit zu geben. Das wichtigste ist, dass die Jungs wissen, dass sie sich auf mich verlassen können“, sagte der Torwart. Er will als Ruhepol wirken. Und nicht als Torwart, der durch sein spektakuläres Spiel auffällt. Als konservativ hatte er seine Spielweise kürzlich beschrieben. „Ein Torwart muss der Mannschaft Sicherheit geben und die richtige Entscheidung treffen. Das reduziert Fehler. Ich habe mich über die Jahre gut darin entwickelt, dass ich gut in der Entscheidungsfindung bin“, so Luthe.
Zudem spürt er in Berlin das volle Vertrauen. Das war von den ersten Gesprächen an so. „Sie haben mich von Anfang an davon überzeugt, dass sie mich haben wollen. Ich bin als Nummer eins in die Saison gestartet und habe schon viele Spiele gemacht, das hatte ich in Augsburg in dieser Form nie“, sagte Luthe. Beim FCA rückte er zuletzt erst ins Tor, als Tomas Koubek so häufig gepatzt hatte, dass ein Wechsel dringend nötig war. Mit Luthe schließlich schafften die Augsburger den Klassenerhalt. Zur Trennung kam es trotzdem. In Berlin fühlt sich Luthe allerdings pudelwohl. Und es scheint einiges möglich in dieser Saison. „Wir haben eine gute Basis geschaffen, mehr ist es noch nicht. Jetzt müssen wir dranbleiben, in der Bundesliga kriegen wir nichts geschenkt“, sagte der Torwart. Am Samstag (15.30 Uhr) geht es zu Hause gegen Eintracht Frankfurt. „Wenn du Frankfurt zu viele Räume gibst, wirst du Probleme bekommen. Das ist eine gute Mannschaft“, so Luthe. Er findet es gut, dass die Bundesliga auch in der Corona-PanUnd demie dank des DFL-Konzepts weiter spielen darf. „Das ist unser Job, an dem auch viel dran hängt. Wir müssen schauen, dass die Vereine genauso durch die Krise kommen wie andere Unternehmen auch“.
Auch privat gibt es Neuigkeiten. Vor zwei Wochen hat Luthe geheiratet. Der Torwart besitzt in Stadtbergen weiterhin ein Haus, hat dort seinen Hauptwohnsitz und hier auch geheiratet. „Wir wollten es in diesem Jahr auf jeden Fall durchziehen und haben auf den richtigen Moment gewartet“, erzählte er. Der war wegen der Corona-Pandemie nicht leicht zu finden. Während der Länderspielpause war es aber soweit. Allerdings nur im kleinsten Kreis. Neben dem Brautpaar waren nur die Eltern dabei. „Ich bin froh, dass wenigstens sie dabei waren. Ich habe von anderen gehört, dass sie ganz alleine auf dem Standesamt waren“, sagte Andreas Luthe.