Im Rausch des Konsums
Schon der Name klingt negativ, als würde man an diesem Tag der Pest oder einer anderen Katastrophe gedenken. Das würde auch in die Reihe der NovemberGedenktage passen: Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag und Black Friday. Aber nein, hier sterben keine Menschen – nur Kreditkarten. Es ist ein besonderer
Coup, der den multinationalen Konzernen wie Amazon und Co. in den vergangenen Jahren gelungen ist. Quasi ohne Gegenwehr ist ein Hochfest des Konsums über den Großen Teich hinweg nach Europa geschwappt. Der heimische Handel hat dieses Modell sang- und klanglos übernommen. Aber: Ist das notwendig?
Die Adventszeit ist eh schon von der besinnlichen Fastenzeit in Vorbereitung auf die Geburt Christi zu einem Kaufhaus- und Weihnachtsmarkt-Marathon verkommen, der nur durch zu viel Glühwein erträglich wird. Muss man dem noch künstlich einen schwarzen Freitag hinzufügen, an dem noch mehr Menschen sich durch viel zu enge Läden zwängen? Ganz zu schweigen davon, dass ein solcher Shopping-Supergau in Pandemiezeiten nicht die beste Idee ist. Die Innenstädte wird das trotzdem nicht retten, genauso wenig angeschlagene Kaufhausketten.
Für den Online-Handel ist der Black Friday freilich eine feine Sache, doch auch hier fragt man sich, ob ein punktuelles ShoppingHighlight sinnvoll ist.
Auch in die deutsche Kultur mag der Black Friday nicht so richtig passen. In den USA bietet sich der Brückentag nach Thanksgiving vielleicht für Weihnachtseinkäufe an, insbesondere, da viele Amerikaner in ländlichen Gegenden große Distanzen zum nächsten Shoppingcenter zurücklegen müssen.
Nicht so in Deutschland. Wir feiern am 26. November nicht Erntedank oder irgendein anderes Fest, haben am 27. keinen Brückentag und damit keinen automatischen Black Friday. Wieso sollten wir uns also eine Konsum-Tradition überstülpen lassen? Sinnvoller wäre es, vernünftige Rabattaktionen für die gesamte Adventszeit, gerade in Innenstädten, zu organisieren.