Freundschaft zu verschenken
Das Partnerschaftskomitee Friedberg-Bressuire bietet Kontakte für Brieffreundschaften an. Die laufen heute über WhatsApp
Friedberg Schon vor einigen Jahren hat Tatjana Hesse ihre erste Brieffreundin bekommen, eine Französin. „Wir haben bis heute Kontakt“, sagt die Schülerin und möchte auch in Zukunft nicht auf die Freundschaft verzichten: „Es hat mir sehr viel gegeben, eine Bezugsperson in einem anderen Land zu haben.“
Das muss sie auch nicht, schließlich hat sie über das Partnerschaftskomitee der Stadt Friedberg mit dem französischen Bressuire die Adresse einer Französin bekommen, die ihrerseits eine Brieffreundin sucht. „Ich plane im kommenden Jahr ein Auslandssemester nahe Lyon“, erzählt die Friedbergerin. Sie möchte durch den Kontakt in Frankreich ihre Sprachkenntnisse verbessern, um nicht unvorbereitet in ihren Auslandsaufenthalt zu starten. Faktisch betrachtet würde sie das zwar ohnehin nicht tun, schließlich hat Tatjana bereits während ihrer Schulzeit Spaß am Unterricht in Französisch gehabt. „Auffrischen ist aber nie verkehrt“, sagt sie.
Eine erste Nachricht hat sie bereits an ihre neue Bekanntschaft verfasst, per E-Mail. „Bald möchte ich aber auf WhatsApp umsteigen“, sagt Tatjana, das sei praktischer. „Und man kann auch die eine oder andere Sprachnachricht verfassen, dann verbessere ich mich nicht nur schriftlich.“
Was Tatjana schon hat, können in den kommenden drei Wochen etwa weitere Friedberger Jugendliche haben. Denn: Das Partnerschaftskomitee Friedberg-Bressuire hat 70 Kontaktadressen an junge Menschen zwischen zwölf und 20 Jahren zu vergeben. Dadurch soll die Beziehung zwischen den Städten in Altbayern und Westfrankreich
enger werden. „Corona hat den Kontakt natürlich erschwert“, sagt Paul Traub, Vorsitzender des Komitees. Der Friedberger setzt sich jedoch seit Beginn der Pandemie dafür ein, dass er nicht abbricht, im Gegenteil: „Wir möchten die gute Freundschaft zu Bressuire
vertiefen“, erklärt Traub. „Deshalb hat Bressuire im Zuge des 30-jährigen Jubiläums des Mauerfalls eine Aktion gestartet.“Diese beinhaltete, im November vergangenen Jahres eine symbolische Mauer aus Schuhkartons zu errichten.
Darin hatten die Französinnen und Franzosen, Schüler wie Erwachsene, ein Kontaktformular mit Name und Adresse und teilweise kleinen Geschenken verstaut. Diese verzierten Kartons haben sie dann zu einer symbolischen „Berliner Mauer“aufgebaut.
Im Frühjahr 2020 hätten die Kartons im Rahmen eines Konzerts der Jugendkapelle Friedberg an Interessenten verteilt werden sollen. Doch wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten weder das Konzert noch eine weitere geplante Aktion Anfang November stattfinden. Daher entschloss sich das Komitee, zunächst die Kontaktadressen von Erwachsenen und Senioren im Mitgliederund im Freundeskreis des Komitees anzubieten. „Da gab es viel Resonanz“, sagt Paul Traub. Nun will der Vorsitzende Friedberger Jugendlichen ermöglichen, ihrerseits an Kontakte zu Französinnen und Franzosen zu kommen.
Interessierte könne sich im Internet unter der Adresse www.friedberg.de/bressuire anmelden und Alter, Geschlecht und Wohnort angeben (die Daten bleiben vertraulich).
Tatjana Hesse hat das bereits getan, ihre Mutter ist laut Tatjana sehr engagiert im Komitee. Immer wieder hatten die Hesses zudem Gäste aus Bressuire bei sich. Ob es bald andersherum sein wird und Tatjana nach Frankreich zu ihrer Brieffreundin geht? „Das wäre schön“, sagt die Friedbergerin.