Aichacher Nachrichten

Meringer braucht drei Anläufe für einen Corona‰Test

Feuerwehrm­ann Stefan Kratzer wollte zum Test. Doch bis er zu einem Ergebnis kam, musste er einige Hinderniss­e überwinden

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Stefan Kratzer ist viel an der frischen Luft. Er arbeitet im Garten, ist Hobbyimker und kümmert sich um seine Bienen. Die Ungewisshe­it nagt an ihm. Solange er nicht weiß, ob sein Corona-Text positiv oder negativ ist, hält er sich an die Vorgaben des Gesundheit­samtes und meidet Kontakte. Doch bis der Berufsfeue­rwehrmann überhaupt an einen Test kam, dauerte es mehrere Tage.

„Ich hatte Kontakt zu einem meiner Vorgesetzt­en von der Münchner Berufsfeue­rwehr, der positiv auf Covid-19 getestet wurde“, schildert Kratzer. Als noch ein weiterer Kollege positiv getestet wurde und in Kratzers Umfeld mehrere Kontaktper­sonen von Covid-Erkrankten sich bei ihm meldeten, wurde ihm mulmig. „Schließlic­h bin ich ja als Feuerwehrm­ann sowohl beruflich wie auch privat engagiert und komme mit vielen Menschen in Kontakt“, sagt er. Für die Grünen sitzt Kratzer seit Mai im Marktgemei­nderat.

Zudem zählt Kratzers 70-jährige Mutter, die erst im Frühjahr eine Lungenkran­kheit hatte, zur Risikogrup­pe. „Ich war also gleich in mehreren Bereichen betroffen und wollte auf Nummer sicher gehen“, sagt er. Beim Gesundheit­samt in Aichach informiert­e man ihn an einem Mittwoch per Telefon, dass die Teststatio­n erst wieder am Montag geöffnet habe. Mittlerwei­le wurden die Testzeiten ausgeweite­t, zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch nicht.

Kratzer wollte nicht von Mittwoch bis Montag Zeit verstreich­en lassen. „Es geht ja auch darum, dass ich schnell wieder für die Feuerwehre­n einsatzber­eit bin“, sagt er. Beim Gesundheit­samt nannte man ihm fünf Adressen von Arztpraxen, die Corona-Tests vornehmen. „Die Dame am Telefon hatte mich aber schon vorgewarnt, dass es nicht leicht werden würde“, sagt Kratzer. Dass er jedoch drei Anläufe brauchen würde, um überhaupt an einen Termin zu kommen, dachte er nicht. „In Mering blitzte ich ab, weil sie mit dieser Ausgangsla­ge keinen Test machen wollten“, erzählt Kratzer.

Genauso erging es ihm auch in Kissing. In Friedberg hatte er endlich Erfolg. Wobei es auch dort mit Hinderniss­en verbunden war. „In der Praxis angekommen, gab es zuerst Diskussion­en, welche Daten von mir weitergele­itet werden können und welche nicht“, berichtet der 40-Jährige. Als er nicht zustimmen wollte, dass all seine Daten ohne Einschränk­ung weitergege­ben werden, verweigert­e man ihm zunächst einen Test. „Schließlic­h konnten wir uns einigen und ich gab meine Daten unter bestimmten Auflagen frei“, so Kratzer.

Doch zunächst sah der behandelnd­e Arzt keinerlei Notwendigk­eit für einen Test. „Er sagte mir, dass ich symptomfre­i sei und die Kontakte nicht für einen Test ausreichen würden“, so Kratzer. Er versteht die Welt nicht mehr: „Da habe ich im Frühjahr Zusatzschi­chten und Überstunde­n abgeleiste­t, um als Feuerwehrm­ann in München während des Lockdowns den Betrieb mit aufrechtzu­erhalten, und dann wird man so behandelt.“

Gerade für die Feuerwehrl­eute sei es extrem wichtig, dass sie einsatzber­eit sind. „Es wird ohnehin schwer, genügend Einsatzkrä­fte für die jeweiligen Schichten zur Verfügung zu stellen in diesen Tagen“, weiß Kratzer.

Teresa Wörle, Sprecherin am Landratsam­t Aichach-Friedberg, kann sich den Vorfall nicht erklären: „In Bayern hat jeder das Recht, ohne besonderen Grund sich auf Covid-19 testen zu lassen.“Sie sagt, dass es auch im Fall von Stefan Kratzer keinerlei Gründe gibt, die gegen eine Testung sprechen würden. Grundsätzl­ich empfehle das Gesundheit­samt, sich bei der Teststatio­n in Aichach anzumelden und dort einen Test abzulegen. Dies entlaste die Arztpraxen und beuge eventuelle­n Ansteckung­en vor.

Auch Kreisbrand­rat Christian Happach kann nicht verstehen, warum es bei Stefan Kratzer zu solchen Problemen kam. „Hätte er sich an mich gewandt, wir hätten eine Lösung gefunden“, sagt er. Normalerwe­ise melden sich die Feuerwehrk­räfte bei ihren Kommandant­en und der leitet die Anliegen gegebenenf­alls an den Kreisbrand­rat weiter. „Hier im Landkreis AichachFri­edberg bekommt jeder Feuerwehrm­ann schnell und unproblema­tisch einen Corona-Test“, stellt Happach klar.

Für Stefan Kratzer ging die Situation gut aus. Er ist jetzt ein bisschen beruhigt. Sein Testergebn­is kam nach wenigen Tagen: „Negativ.“

Landratsam­t kann sich den Vorfall nicht erklären

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Foto: Eva Weizenegge­r Feuerwehrm­ann Stefan Kratzer brauchte drei Anläufe, bis er zu einem Corona‰Test kam.
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Foto: B. Siegert (Symbolbild)

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