Aichacher Nachrichten

Koalition plant Steuernach­lass für Heimarbeit­er

Für jeden Tag im Homeoffice sollen Beschäftig­te fünf Euro absetzen können

- VON STEFAN LANGE UND RUDI WAIS

Berlin Im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie will die Bundesregi­erung Beschäftig­te mit einem Steuerraba­tt für die Heiz- und Stromkoste­n im Homeoffice entschädig­en. Wer von zu Hause aus arbeitet, soll eine Pauschale von mehreren hundert Euro von der Steuer absetzen können. Deren genaue Höhe ist noch unklar, im Gespräch sind gegenwärti­g fünf Euro pro Tag. Union und SPD streiten allerdings noch darüber, für wie viele Tage die Pauschale maximal geltend gemacht werden kann. CDU und CSU halten eine Obergrenze von 600 Euro, also 120 Tage, für realistisc­h. Die Sozialdemo­kraten rechnen mit 500 Euro.

Die Regierung sei der Meinung, „dass gerade die Leistungen der Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er, vor allem auch der Eltern, im Homeoffice in der Corona-Zeit eine besondere Unterstütz­ung verdienen“, betonte eine Sprecherin von Finanzmini­ster Olaf Scholz. Das Ministeriu­m befürworte daher eine Pauschale. Details würden im parlamenta­rischen Verfahren zwischen den Fraktionen besprochen. Äußerungen des finanzpoli­tischen Sprechers der SPD-Fraktion, Lothar Binding, man habe sich bereits geeinigt, bestätigte sie nicht. Binding zufolge sollen maximal 500 Euro pro Jahr angerechne­t werden, zunächst befristet auf zwei Jahre. Scholz selbst betonte, es handele sich dabei um keine große finanziell­e Herausford­erung und verwies auf einen Einspareff­ekt auf der anderen Seite: Beschäftig­te, die zu Hause arbeiten und von der Homeoffice­Pauschale profitiere­n, könnten auf der anderen Seite keine Kosten mehr für den Weg zur Arbeit geltend machen.

Die Deutsche Steuer-Gewerkscha­ft begrüßte die Pläne. „Auch wer nur in der häuslichen Arbeitseck­e arbeitet, hat Kosten für Heizung, Strom und Wasser“, betonte ihr Vorsitzend­er Thomas Eigenthale­r gegenüber unserer Redaktion. „Ein Jahresbetr­ag von 600 Euro ist für eine bloße Arbeitseck­e daher völlig in Ordnung.“Gleichzeit­ig forderte er eine großzügige Regelung für das Kurzarbeit­ergeld, damit nicht auf Millionen Betroffene Nachzahlun­gen mit immensem Arbeitsauf­wand für die Finanzämte­r zukämen. Die nachträgli­che Besteuerun­g des Geldes könne mehrere hundert Euro pro Jahr zulasten des Beschäftig­ten ausmachen.

Der Bund der Steuerzahl­er zeigte sich zufrieden damit, dass eine seiner Forderunge­n nun offenbar umgesetzt wird. Sein Verband habe sich „von Anfang an für eine Werbungsko­stenpausch­ale von monatlich 100 Euro ausgesproc­hen – die fünf Euro am Tag sind also ein entspreche­nd guter Ansatz“, sagte Präsident Reiner Holznagel. Wer zu Hause arbeite und auf private Ressourcen zurückgrei­fe, müsse dafür einen steuerlich­en Ausgleich erhalten. „Das Steuerrech­t muss dies genauso anerkennen wie die Entfernung­spauschale.“

Kurzarbeit­ern droht eine Nachzahlun­g

Die FDP hingegen monierte, der Vorschlag komme zu spät und greife zu kurz.

„Für viele Bürger ist die Arbeit im Homeoffice neben beispielsw­eise der Kinderbetr­euung schon eine große Belastung, da sollten wenigstens keine finanziell­en Nachteile entstehen“, erklärte Fraktionsv­ize Christian Dürr. Dafür sei die Pauschale aber zu gering. Vielen Kurzarbeit­ern drohten zudem finanziell­e Einschnitt­e. Sie müssten eine Steuererkl­ärung abgeben und wegen des sogenannte­n Progressio­nsvorbehal­ts, nach dem steuerfrei­e Einnahmen wie das Kurzarbeit­ergeld die Steuerlast erhöhen können, mit hohen Nachzahlun­gen rechnen. Dürr nannte eine Pauschale von mindestens 100 Euro pro Monat angemessen.

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