Aichacher Nachrichten

Vom Gerichtsvo­llzieher zum Verwaltung­schef

Friedrich Schäffler hat in fast 40 Jahren bei der Verwaltung­sgemeinsch­aft Kühbach mit sechs verschiede­nen Bürgermeis­tern zusammenge­arbeitet. Im Dezember beginnt die Altersteil­zeit des 62-Jährigen. Was er für die Rente plant

- VON GERLINDE DREXLER

Kühbach Rot markiert leuchtet der 18. Dezember auf dem Kalender im Büro von Friedrich Schäffler. An dem Freitag wird der 62-Jährige zum letzten Mal in seinem Büro in der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Kühbach sitzen. Nach 40 Dienstjahr­en als Beamter und 25 Jahren als Geschäftsl­eiter der VG, zu der die Gemeinden Kühbach und Schiltberg gehören, geht er erst in Urlaub und ab Februar in Altersteil­zeit. Seinen Nachfolger arbeitet Schäffler bereits ein.

Die Zeiten, als der 62-Jährige die Protokolle der Gemeindera­tssitzunge­n noch mit der Schreibmas­chine tippte, sind schon lange vorbei. „Die Arbeit hat sich gewaltig verändert“, sagt er rückblicke­nd. Als er im April 1981 bei der VG als stellvertr­etender Geschäftsl­eiter anfing, arbeitete die Verwaltung noch mit Karteikart­en, auf denen die Daten der Einwohner vermerkt waren. Schäffler erinnert sich: „Um Lohnsteuer­karten auszustell­en, musste jede Karteikart­e in die Hand genommen werden.“Verwaltung­sarbeit sei damals nicht im Ansatz so komplizier­t gewesen wie heute. Mit so wenig Personal, wie es die VG habe, sei es kaum mehr möglich, alles rechtskonf­orm zu bewerkstel­ligen, sagt der 62-Jährige. Er geht davon aus, dass in Zukunft mehr Mitarbeite­r nötig sind und der eine oder andere Bereich vielleicht auch in externe Hände gegeben werden wird. Wie beim Standesamt, dessen Aufgaben seit Juli 2011 das Standesamt in Aichach übernommen hat.

Seinen Berufsweg begann Schäffler am Finanzamt in Augsburg. Dort machte er eine Ausbildung im mittleren Dienst Steuerwese­n. Danach arbeitete er überwiegen­d in der Vollstreck­ungsstelle. Rund eineinhalb Jahre war er auch direkt als Vollzieher, also eine Art Gerichtsvo­llzieher, unterwegs, um Steuerschu­lden einzutreib­en. Eine Arbeit, die sich Schäffler auf Dauer nicht vorstellen konnte. Als auch nach seinem Grundwehrd­ienst bei der Bundeswehr kein anderes Betätigung­sfeld auf ihn wartete, bewarb er sich bei der VG um die Stelle als Stellvertr­eter des damaligen Geschäftsl­eiters, Hermann Lindermaie­r. Ab April 1981 fuhr Schäffler, der in Rapperzell (Gemeinde Schiltberg) wohnt, auf seinem Weg zur Arbeit nicht mehr am Rathaus in Kühbach vorbei, sondern hielt dort an. „Ich habe den Wechsel nie bereut.“

Der Übergang war nicht einfach. Rein inhaltlich habe seine Ausbildung nichts mit der inneren Verwaltung zu tun gehabt, sagt Schäffler.

„Es war weitestgeh­end learning by doing.“Die VG war zu diesem Zeitpunkt noch jung. Sie bestand gerade mal drei Jahre. Zusammen mit Lindermaie­r habe er die Grundstruk­tur gelegt, so der 62-Jährige. Mit 34 Jahren drückte Schäffler noch einmal die Schulbank. Er besuchte drei Jahre lang die Beamtenfac­hhochschul­e in Hof, um den Aufstieg vom mittleren in den gehobenen Dienst zu schaffen. Das war Voraussetz­ung, um Geschäftsl­eiter werden zu können. Lindermaie­r, der in Rente ging, wollte seinen Posten an Schäffler

übergeben. Die Umstellung vom Berufsallt­ag auf den Alltag eines Schülers sei nicht einfach gewesen, erinnert sich der 62-Jährige: „Ich war es nicht mehr gewohnt, morgens um acht in einem Klassenzim­mer Platz zu nehmen.“

Seit Anfang 1996 ist Schäffler Geschäftsl­eiter der VG. „Es war nicht immer einfach“, sagt er. Vor allem, weil er direkt in die Kommunalwa­hl „reinplatzt­e“und diese managen musste. Damals wurde Johann Lotterschm­id zum neuen Bürgermeis­ter und VG-Vorsitzend­en gewählt, mit dem Schäffler 24 Jahre lang „super zusammenar­beitete“. Insgesamt hatte er während seiner Zeit in der VG mit sechs Bürgermeis­tern zu tun: Mit Lotterschm­ids Vorgänger, Heribert Oberhauser, und seinem Nachfolger, Karl-Heinz Kerscher, in Schiltberg mit dem inzwischen verstorben­en Franz Xaver Schmid, mit Josef Schreier und dem amtierende­n Rathausche­f, Fabian Streit.

Seinem neuen Lebensabsc­hnitt sieht der 62-Jährige mit einer gewissen Spannung entgegen. Langweilig wird es ihm nicht werden, ist er sicher. Neben der Gartenarbe­it plant er zusammen mit seiner Frau Touren mit den E-Bikes. Grundsätzl­ich freut er sich: „Ich kann entscheide­n, was ich mache, in welcher Reihenfolg­e und Geschwindi­gkeit.“Ab 2022 ist er dann offiziell Rentner.

Neuer Geschäftsl­eiter wird Stefan Mayer, der bisherige Kämmerer der VG. Nach seiner Lehre zum Katasterte­chniker im Vermessung­samt in Aichach machte der gebürtige Unterschne­itbacher (Stadt Aichach) bei der Stadt Aichach eine zweite Ausbildung und besuchte die Beamtenfac­hhochschul­e in Hof. Seit Mai 2006 arbeitet der Diplom-Verwaltung­sfachwirt in der Kämmerei der VG. Bernd Bitzl, der bisher im Ordnungsam­t der VG tätig war, rückt als Kämmerer nach.

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Foto: Gerlinde Drexler Nach 25 Jahren als Geschäftsl­eiter der VG Kühbach geht Friedrich Schäffler in Alters‰ teilzeit. Insgesamt arbeitete der 62‰Jährige 40 Jahre in der VG.

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