Wie sich ein 17Jähriger eine EGeige baut
In der Corona-Zeit hat Josua Fritz sein eigenes Instrument angefertigt. Weitere Projekte schließt er nicht aus
FriedbergWiffertshausen Holzbretter liegen auf einem Brett unter der Decke, es gibt eine große Arbeitsfläche. Und auf der liegt ein Geigenkasten. Der 17-jährige Josua Fritz hat sich hier in seiner Werkstatt eine eigene E-Geige gebaut. Wie das funktioniert, musste er in dem Projekt selbst lernen, erklärt der Schüler des Friedberger Gymnasiums, dessen Geige noch an einen Rohling erinnert.
Sie sieht kaum aus wie eine klassische Geige, vor allem hat sie keinen Korpus. Hier werde bei einer normalen Geige der Klang erzeugt. Die E-Geige wird dagegen an einen Verstärker angeschlossen und ist dadurch zu hören. Warum er nicht eine klassische Geige angefertigt hat? Bei einer E-Geige sei der Bau einfacher, erklärt er. So muss die zum Beispiel keinen Korpus haben. Und außerdem habe er auch noch kein solches Instrument, sagt Fritz. Aber wichtig sei trotzdem, dass die richtige Saitenspannung eingestellt werde und die Wirbel am Kopf des Instruments gut säßen.
Das Projekt habe er sich schon vor fast zwei Jahren vorgenommen, erzählt der Elftklässler. Sie hätten ein Seminar in der Schule, das Instrumentenbau heißt und bei dem es darum geht, ein praktisches Projekt zu erarbeiten. Außerdem mache ihm die handwerkliche Arbeit viel Spaß, sagt Fritz. Er hat sogar eine eigene Werkstatt, die neben dem Wohnhaus in Wiffertshausen steht und von außen ein wenig an einen Stadel erinnert. Hier gibt es einen kompletten Arbeitsbereich, an der einen Wand hängen die Werkzeuge, auf der anderen Seite gibt es Kästen zum Aufbewahren.
Er hat selbst alles planen müssen, sagt der 17-Jährige. Denn am Anfang habe er nicht gewusst, wo er zum Beispiel das Holz herbekommen soll. Von den Weihnachtsferien bis jetzt hat er an der E-Geige gearbeitet und noch ist das Instrument nicht fertig. In der Woche arbeitet er drei- oder viermal an dem Instrument, erklärt Fritz. Dann wäre er immer etwa ein bis zwei Stunden beschäftigt. Es hätte auch einfach gedauert, genauer zu wissen, wo etwas ist. Und was bisher das Komplizierteste war?
Das kommt jetzt erst, sagt der Schüler. Den Korpus zu bauen, sei weniger schwer gewesen, jetzt gehe es aber darum, die geigenspezifischen Teile zu bauen. Diese würden auch keine Ungenauigkeiten erlauben. Fritz spielt selbst schon seit zehn Jahren Geige und hatte bei seinem Projekt auch Hilfe von einem Augsburger Geigenbauer. Dieser habe ihm alles gezeigt und auch Teile gegeben, sagt der Schüler. Außerdem durfte er sich hier Werkzeuge ausleihen, sodass er dieses nicht kaufen musste. Für Geigen brauche man teilweise sehr spezielle Werkzeuge, die sich für ihn nicht lohnen würden. Deshalb sei es für ihn „sehr cool“gewesen, beim Geigenbauer zu sein.
„Ich würde auf jeden Fall noch ein Projekt machen“, sagt der Schüler. Dann wolle er aber etwas anderes bauen. Für ihn sei das Projekt ein Wochenziel gewesen, er habe sich damit motiviert, durch die Woche
zu kommen – auch während der Corona-Pandemie. So habe er nach der Schule etwas gehabt, auf das er sich freuen könne. Hilfe haben übrigens auch seine Freunde geleistet, zum Beispiel mit Tipps, und er hat von einem Freund Lötzeug bekommen. Außerdem hat ihm eine Schreinerei Öl und Holz gesponsert.
Über seinen Instagram-Kanal hält er Interessierte regelmäßig auf dem Laufenden, was die Geige angeht. Die meisten seien von seinem
Josua Fritz vom Friedberger Gymnasium baut sich selbst eine EGeige. Weitere Pro jekte sollen folgen.
Projekt begeistert, schildert er. Sein Ziel ist, auch andere Leute dazu zu motivieren, etwas zu tun und ihre Träume wahr zu machen. Er habe außerdem nie gehört, dass er von einer Seite nicht unterstützt werde, sagt er. Auch seine Familie helfe ihm.
Der Beruf des Geigenbauers würde ihn interessieren. „Aber ich habe noch ein Jahr Zeit“. Von daher ist der Gymnasiast noch sehr offen, wo er später arbeiten möchte. Er habe sich auch während seines Projektes bei dem Geigenbauer erkundigt. Der junge Wiffertshausener arbeitet sowieso gerne handwerklich, er hat zum Beispiel auch schon einen Schrank gebaut und einen Modellflieger. Er hatte die eigene Werkstatt natürlich auch schon, bevor er mit seinem persönlichen CoronaProjekt begonnen hat. Deshalb habe er auch schon viele der benötigten Werkzeuge gehabt. „Einen kleinen Hobel habe ich selbst gekauft.“
In seiner Freizeit spielt Fritz in verschiedenen Orchestern und nimmt Geigenunterricht. Wenn nicht gerade Pandemie ist, spielt er außerdem Badminton. Und natürlich muss der Gymnasiast derzeit auch viel für die Schule machen, denn für ihn geht es auf das Abitur zu.
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