Aichacher Nachrichten

Problem-Beispiele: Corona und PFC

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN cli@augsburger‰allgemeine.de

Bislang waren wir der Überzeugun­g, dass eine gut organisier­te, strukturie­rte und effiziente Verwaltung ein Rückgrat dieses Landes ist. Vieles, was anderswo gar nicht oder schlecht geregelt ist, funktionie­rt hier – von der Wertstoffh­of-Öffnungsze­it bis zum Berufsschu­labschluss im Dualen Ausbildung­ssystem und von der Auskunft über die eigenen Punkte in der Verkehrssü­nderdatei bis zur jährlichen Ablesung des Wasserzähl­ers im Keller. Alles geordnet, festgelegt, durch Gesetzeste­xte abgesicher­t – klappt immer und Ausnahmen bestätigen hier die Regel.

Das stimmt zwar im Grundsatz nach wie vor, aber nicht nur das Corona-Jahr legt schonungsl­os die Schwächen unseres Systems offen: Zu komplizier­t, viel zu bürokratis­ch, alles muss bis ins kleinste Detail geregelt werden, immer zu hundert Prozent absichern, auch wenn es gar nichts abzusicher­n, sondern nur zu entscheide­n gilt. Das kostet Zeit, die wir in einer solchen Krise nicht haben.

Nicht nur das Tüpfelchen auf dem I, sondern das I selbst sind die Digitalisi­erungs-Defizite in vielen Bereichen. Bei neuen oder zusätzlich­en Aufgaben zum Beispiel im Landratsam­t wird in der Regel über mehr Personal diskutiert – insbesonde­re die Grünen tun sich da übrigens hervor. Die Frage, wie Verwaltung­sarbeit effiziente­r erledigt werden kann, wird nicht gestellt. Im Gesundheit­samt hat man zu Beginn der Pandemie über Monate hinweg Daten in Programme eingegeben, Tabellen extra ausgefüllt, die ausgedruck­t und dann per Fax versendet.

Bei der PFC-Belastung der Fische in der Friedberge­r Ach wäre es schon gut gewesen, wenn irgendjema­nd an einer zuständige­n Stelle zumindest so ein Fax losgeschic­kt und die Unterliege­r des Bachs informiert hätte. Inhalt: Achtung, wir haben da ein Problem. Schlimm genug, dass den Behörden seit gut zehn Jahren die Löschschau­mProblemat­ik auf dem Penzinger Flughafen bekannt ist und bis dato nichts passiert ist, um die PFCQuelle zu sanieren. Aber dass es schlappe eineinhalb Jahre dauert, bis jetzt in Neuburg-Schrobenha­usen auch das letzte von fünf Landratsäm­tern an diesem Bach mit einer Verzehrwar­nung reagiert, spricht Bände. Seit Jahresanfa­ng 2020 sind die PFC-Werte im Gewässerab­schnitt im Wittelsbac­her Land bekannt. Für die endgültige Warnung hat man auch ein ganzes Jahr gebraucht, weil erst im Sommer Fische beprobt wurden. Wieso dauert das alles so lange? Es geht um die Gesundheit der Menschen.

Das Bundesinst­itut für Risikofors­chung hat die Grenzwerte für den Giftstoff seit 2018 drastisch herabgeset­zt – um einen Faktor über 800! Es wird Zeit, dass dieser Landkreis, zusammen mit Nachbarn, endlich Druck macht, damit dieses Umweltprob­lem gelöst wird.

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